Wesel/Hamminkeln Altenpflege schnürt ein Wunschpaket

Wesel/Hamminkeln · An einem bundesweiten Aktionstag der Diakonie nehmen am Montag auch die evangelischen Einrichtungen der Altenpflege aus Wesel und Hamminkeln teil. Sie fordern weniger Bürokratie, mehr Zeit für Pflege und Anerkennung.

 Sebastian Braam, Leiter des Hamminkelner Christophorus-Hauses: "Angehörigen fehlt oft die Beratung von Kassen und Kommunen."

Sebastian Braam, Leiter des Hamminkelner Christophorus-Hauses: "Angehörigen fehlt oft die Beratung von Kassen und Kommunen."

Foto: NN

Das Datum ist Programm: "Es ist fünf vor zwölf", sagt die Diakonie am 12. 5. und ruft zum Aktionstag Altenpflege auf. Damit soll bundesweit auf die kritische Situation in der Altenpflege aufmerksam gemacht werden. Aus Wesel und Hamminkeln beteiligen sich das Haus Kiek in den Busch, das Christophorus-Haus, das Altenheim am Willibrordiplatz sowie die ambulanten Einrichtungen e.vita und Diakoniestation Niederrhein. Um fünf vor zwölf wollen sie auf dem Gelände des Evangelischen Krankenhauses gemeinsam ein Rettungspaket schnüren. Bestehend aus Forderungen und Wünschen der Pflegekräfte, der betreuten Pflegebedürftigen, der Angehörigen und der Ehrenamtlichen. Sie wurden auf Postkarten notiert und gehen direkt an Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe in Berlin.

 Elke Kühnen, Leiterin des Altenheims am Willibrordiplatz: "Die Mitarbeiter wünschen sich eine stabile Finanzierung der Ausbildung."

Elke Kühnen, Leiterin des Altenheims am Willibrordiplatz: "Die Mitarbeiter wünschen sich eine stabile Finanzierung der Ausbildung."

Foto: Malz, Ekkehart (ema)

"Würdevolle Pflege, familiäre Entlastung, gerechte Finanzierung und attraktive Ausbildung sollen auch weiterhin möglich sein", teilt die Diakonie mit. Das wird von vielen Teilnehmern an der Kartenaktion geteilt. Anke Meurs, seit Oktober Leiterin des Hauses Kiek in den Busch, weiß, was die Bewohner und deren Angehörige sich wünschen: Die Pflegekräfte sollen weniger Zeit für die Büroarbeit aufwenden müssen, und es sollen sich mehr Kräfte als jetzt um die Pflegebedürftigen kümmern können. Die Mitarbeiter, so Meurs im RP-Gespräch weiter, wünschen sich mehr Anerkennung ihrer Arbeit in der Öffentlichkeit. "Es ist nicht bekannt, wie hoch qualifiziert die Leute sind", sagt Meurs. "Pflege hat nicht allein etwas mit Waschen zu tun. Es gehört viel mehr dazu. Bis hin zu individuellen Pflegeplänen." Zudem wünschen sich die Mitarbeiter eine umfassende Ausbildung. Etwa durch die Zusammenlegung der Seminare für Alten- und Krankenpflege. Ähnlich sieht es Karin Bovenkerk, Pflegedienstleiterin im Haus Kiek in den Busch: mehr Wertschätzung, weniger Bürokratie und mehr Zeit, die vorhandenen Fähigkeiten auch voll anwenden zu können.

 Senioren müssen häufig begleitet werden, so auch bei Spaziergängen oder kleineren Besorgungen. Entsprechend viel Pflege- und Begleitpersonal ist erforderlich. Der Aktionstag soll den Bedarf unterstreichen.

Senioren müssen häufig begleitet werden, so auch bei Spaziergängen oder kleineren Besorgungen. Entsprechend viel Pflege- und Begleitpersonal ist erforderlich. Der Aktionstag soll den Bedarf unterstreichen.

Foto: Privat

Elke Kühnen, Leiterin des Altenheims am Willibrordiplatz, unterstreicht, dass die Mitarbeiter sich eine "stabile Finanzierung der Ausbildung" wünschen.

Beate Diehl, Leiterin der Diakoniestation Niederrhein Wesel, stellt fest, dass pflegende Angehörige bei der Rentenversicherung stärker berücksichtigt werden wollen. Es sei zwar nicht so, dass die Politik nichts verbessern wolle. Aber es hapere eben daran, dass bei einzelnen Änderungen in der Umsetzung nicht das Ganze gesehen werde.

Sebastian Braam, Leiter des Hamminkelner Christophorus-Hauses, ergänzt, dass Angehörigen oft die Beratung von Kassen und Kommunen fehlt. Im Kreis Wesel sei das zwar noch gut gelöst. Überregional sehe das anders aus. Da müsse man aufwendig rumtelefonieren, um zu erfahren, wie man an ein Pflegebett kommt. Aus Kostengründen ließen Kassen das über Call-Center beantworten. "Aber das Center in Dresden ist für etwas anderes zuständig als das in Köln", beschreibt Braam den Dschungel.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort