Wesel "An Hünxe hängt mein Herz"

Wesel · Die Amtszeit von Bürgermeister Hermann Hansen endet. Der langjährige Verwaltungschef zieht sich mit 67 Jahren allerdings noch lange nicht aufs Altenteil zurück. Er geht in die freie Wirtschaft und bleibt der Gemeinde verbunden.

Wesel: "An Hünxe hängt mein Herz"
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Nach seiner Verabschiedung als Bürgermeister der Gemeinde Hünxe beginnt für Hermann Hansen ein neuer Lebensabschnitt. Hinter ihm liegen dann mehr als 50 Jahre Arbeit im öffentlichen Dienst. Vor ihm liegt allerdings nicht der Ruhestand, sondern eine neue Herausforderung, für die sich der 67-Jährige entschieden hat. "Zum 1. November wechsle ich in die freie Wirtschaft und werde meine Erfahrungen im Bereich Planung einbringen", verrät der Hünxer Verwaltungschef im RP-Gespräch. Er wird bei einem Unternehmen in der Gemeinde Hünxe tätig sein und damit seiner Kommune noch über Jahre verbunden bleiben.

"Es passt alles", freut sich Hermann Hansen auf seine neue Aufgabe. Denn Lust, sich aufs Altenteil zurückzuziehen, hat er noch lange nicht. "Ich will nicht gleich von 100 auf 0 gehen und stehenbleiben, ich will mich weiter fordern, auch geistig", begründet Hansen seine Motivation, ein neues Aufgabenfeld für sich zu erschließen. Dabei ist ihm wichtig, nicht als Workaholic zu gelten.

"Es war zwar nicht immer nur Freude, aber überwiegend", sagt Hermann Hansen rückblickend über seine jahrzehntelange Tätigkeit in Hünxe. "Und meine Arbeit hat mir bis zum Schluss Spaß gemacht." Der 67-Jährige verlässt das Rathaus in der Gewissheit, seinem Nachfolger eine bestens funktionierende Verwaltung zu übergeben. "Ich habe immer eine gute und loyale Mannschaft gehabt", sagt Hansen und betont besonders den Aspekt der Teamarbeit. "Jetzt müssen junge Kräfte ran", sagt Hansen, der am morgigen Dienstag, 20. Oktober, verabschiedet wird. Dann übernimmt der 48 Jahre alte Dirk Buschmann, der mit großer Mehrheit von den Hünxern zum neuen Bürgermeister gewählt wurde, die Amtsgeschäfte.

Das Leben von Hermann Hansen ist eng mit der Hünxer Gemeindeverwaltung verwoben. Geboren wurde er in der Schmiede neben dem Rathaus. Mit 14 Jahren begann er seine Ausbildung zum Verwaltungsangestellten beim damaligen Amt Gahlen zu Hünxe (seit 1975 Gemeinde Hünxe). Nach Abschluss seiner Ausbildung fing er als Sachbearbeiter in Kämmerei und Steueramt an. "Mathematik und Finanzen waren schon immer mein Ding", sagt Hansen. Früh wurde er von seinen Vorgesetzten, Amtsdirektor Fritz Sander und Kämmerer Wilhelm Langhoff, die ihn nach eigenen Worten geprägt haben, in die Verantwortung genommen. Er bildete sich fort, legte verschiedene Prüfungen ab, wurde Beamter, Leiter des Steueramtes und 1979 Leiter des Amtes Finanzen, mit der Kämmerei, dem Steueramt, den Gemeindekassen und dem Bereich Liegenschaften. Seine Bestellung zum Gemeindekämmerer erfolgte am 1. September 1980. 1985 wurde er dann für die Dauer von acht Jahren zum Gemeindedirektor gewählt. Ehrenamtlicher Bürgermeister war damals Reinhold Peters. Hansens Wiederwahl stand 1993 an. Fünf Jahre später wählte ihn der Rat zum hauptamtlichen Bürgermeister, im September 1999 durften die Hünxer erstmals ihren Bürgermeister wählen und entschieden sich für Hermann Hansen. Zweimal wurde der Parteilose seither wiedergewählt.

Im Laufe der mehr als fünf Jahrzehnte im öffentlichen Dienst hat Hansen viel erlebt, Positives, wie auch Negatives. Bei den negativen Erlebnissen denkt er immer sofort an den schrecklichen Brandanschlag, der auf die Asylbewerberunterkunft in Hünxe verübt wurde. Und dann war da auch noch der Tornadoabsturz im Jahre 1987. "Es ist ein Wunder, dass damals nicht mehr passiert ist. Da haben wir Glück gehabt", sagt Hansen. Zu den Beispielen für eine positive Entwicklung gehört für ihn das ehemalige BP-Gelände in Bucholtwelmen. Als die dortige Raffinerie dicht gemacht wurde, war dies eine Katastrophe für die Menschen, die dort arbeiteten, und natürlich auch für die Kommune. Als er Gemeindedirektor wurde, schloss die BP ihre Tore in Bucholtwelmen. Die 55 Hektar große Industriefläche wurde anschließend überplant, Teil des Lippe-Mündungsraumes und durch Neusansiedlungen gestärkt. "Die Arbeitsplatzverluste konnten dadurch gut ausgeglichen werden", so Hansen, der die Gewerbe- und Industrieansiedlung in der Verwaltung zur Chefsache erklärt hat und damit gut gefahren ist. "Bei einer Ansiedlung muss man immer der Kümmerer sein, sonst ist man schnell der zweite Sieger." Vieles wurde in der Amtszeit von Hansen nach vorn gebracht, wie beispielsweise Kindergärten, Schulen (mit offenem Ganztag), Freizeitbereich, Orteilsausbau, Wohngebiete, Seniorenstift, Gemeindewerke Hünxe und Einführung der Nachbarschaftsberatung.

Als reinen Verwaltungsmann hat Hermann Hansen sich nie gesehen. Die Repräsentation gehörte als Gemeindedirektor und Bürgermeister zu seinen Aufgaben. Gleichwohl ist er froh über seine drei stellvertretenden Bürgermeisterinnen, die ihm viele Repräsentationspflichten abgenommen haben. "Ich habe immer kooperative Räte gehabt", sagt Hansen, der für sich in Anspruch nimmt, auf politischem Gebiet "nie gespalten, immer zusammengeführt" zu haben. "Mein Bestreben war es stets, Kompromisse vorzubereiten, um mehrheitliche Entscheidungen zu ermöglichen." Und wenn der Rat mal auf Abwege geriet, eine Entscheidung treffen wollte, die rechtswidrig zu sein schien und möglicherweise zu Schadensersatzforderungen gegenüber der Gemeinde geführt hätte, dann sprach er Klartext und brachte den Rat damit zurück in die Spur.

Die Arbeit, die Hermann Hansen für die Gemeinde über Jahrzehnte geleistet hat, ist beileibe kein Zuckerschlecken gewesen und hat sicherlich Kräfte gekostet. Doch Hünxe ist ein wesentlicher Teil seines Lebens. "An Hünxe hängt mein Herz und ich wünsche der Gemeinde alles erdenklich Gute", sagt der scheidende Bürgermeister.

(RP)
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