Wesel ASG wächst Grabkontrolle über den Kopf

Wesel · Ungepflegte Grabstellen machen dem städtischen Betrieb ASG immer mehr Arbeit. Die Verwaltung kommt mit Anschreiben und Ermittlung von Verantwortlichen kaum noch hinterher. Personal ist knapp. Noch sind Preise stabil.

 Ein Beispiel für ein ungepflegtes Grab auf dem alten Friedhof an der Caspar-Baur-Straße: Vor lauter Wildwuchs ist der Grabstein kaum noch zu sehen.

Ein Beispiel für ein ungepflegtes Grab auf dem alten Friedhof an der Caspar-Baur-Straße: Vor lauter Wildwuchs ist der Grabstein kaum noch zu sehen.

Foto: Klaus Nikolei

Der städtische Betrieb ASG ist in der öffentlichen Meinung hoch angesehen. Verlässlichkeit, Service, Freundlichkeit sind nur ein paar der Pluspunkte, die ihn so beliebt machen. Noch. Denn die Luft für die Mannschaft wird immer dünner. Der ASG soll Personal abbauen und Gewinne an die Mutter Stadt abführen. Das führt unweigerlich zu unpopulären Lösungsversuchen. Jüngstes Beispiel ist der Plan, Kleinflächen wie Verkehrsinseln mit Kunstrasen, Granulatplatten oder Beton pflegeleichter zu machen. Geht es hier bei den Straßen um städtisch budgetierte Aufgaben, so muss der ASG auch in gebührenfinanzierten Bereichen permanent nach Lösungen zur Verbesserung der Abläufe suchen. Ein Beispiel ist die Kontrolle von Grabstellen.

Nach Hinweisen von RP-Lesern hatte Friedhofsmeister Thorsten Lacks unlängst bestätigt, dass die Zahl der ungepflegten Grabstelen geradezu explodiert und die Ermittlung der Zuständigen personell kaum noch zu bewältigen ist. Doreen Bonnes, Leiterin kaufmännische und zentrale Dienste beim ASG, sieht es genauso und erklärt, man sei dabei, eine organisatorische Lösung zu finden. Seit Jahren seien die Preise des ASG rund ums Thema Friedhof stabil. Ob dies aber so bleiben könne, so Bonnes, werde nun ermittelt.

Die Hintergründe der Pflegeproblematik sind leicht nachvollziehbar. Zum einen ändert sich die Bestattungskultur. Auch weil Hinterbliebene kaum noch Zeit haben oder mittlerweile weit weg leben, werden weniger pflegeintensive Grabstellen und Kolumbarien nachgefragt. War für frühere Generationen der Gang mit Harke und Gießkanne zum Friedhof ein wöchentliches Ritual, so ist das für viele heute eine Belastung.

Folge ist oftmals Wildwuchs, dem der ASG nachgehen muss. Die Mitarbeiter kontrollieren selbst und werden auch auf ungepflegte Gräber aufmerksam gemacht. Immer häufiger können Nutzungsberechtigte nur mit großem Aufwand ausfindig gemacht werden. Sie bekommen dann schriftlich eine Frist von drei Monaten gesetzt, um den Missstand zu beseitigen. Ist dann nichts passiert, folgt eine Frist von vier Wochen bis zum Abräumen, Einebnen und Einsäen des Grabes - auf Kosten des Nutzungsberechtigten. Das kostet Zeit und Manpower.

Der Ablauf klingt rigoros, doch auch beim ASG ist man sensibel. "Damit kann man nicht emotionslos umgehen", sagt Doreen Bonnes. Leben die Nutzungsberechtigen überhaupt in Wesel, sind sie im Urlaub oder krank, ist das Grab seit Jahren ungepflegt oder nur ausnahmsweise? Dies alles werde berücksichtigt. Auch warte man zwei bis drei Monate. Getroffen würden die Entscheidungen immer von Fall zu Fall. "Unser Problem ist der komplette Ablauf bis zum Abräumen", sagt Bonnes.

Das Friedhofswesen des städtischen Betriebs ist personell mit zehn Beschäftigten ausgestattet. Sie sind zuständig für die Friedhöfe an der Caspar-Baur-Straße, am Langen Reck, in Flüren, Bislich und Diersfordt mit einer Fläche von 16 Hektar. Gebäude unterhält der ASG in Büderich und Ginderich, wo jedoch, wie auch in Bergerfurth, die Kirchengemeinden für die Organisation sorgen.

(RP)
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