Wesel Auf den Spuren des Graffiti-Kreuzwegs

Wesel · Der Bußgang der Jugend nach Marienthal gehört für viele zum Karfreitag dazu. RP-Mitarbeiterin Julia Latzel geht seit vielen Jahren mit.

 Per Schablone wird das Kreuz auf den Boden gesprayt. Die Gruppen hinterlassen so sichtbare Spuren auf ihrem Weg aus den Weseler Gemeinden nach Marienthal.

Per Schablone wird das Kreuz auf den Boden gesprayt. Die Gruppen hinterlassen so sichtbare Spuren auf ihrem Weg aus den Weseler Gemeinden nach Marienthal.

Foto: Latzel

4.30 Uhr Der Wecker klingelt, zeigt halb fünf. Eine Uhrzeit, bei der ich mich sonst noch einmal umdrehe und weiterschlafe. Nicht am Karfreitag. Seit vielen Jahren ist es Tradition, am ökumenischen Jugendkreuzweg teilzunehmen und von der Kirche St. Antonius in Obrighoven nach Marienthal zu pilgern. Das Aufstehen startet mit einem bangen Blick zum Himmel. Dieses Jahr scheinen wir Glück zu haben: Es ist trocken. Im vergangenen Jahr hatten wir einiges an Regen mitbekommen.

Der Regenschirm wird daher zur Sicherheit mit eingepackt. 5.15 Uhr An der St.-Antonius-Kirche warten bereits 15 Unentwegte. Damit sind wir diesmal eine recht starke Truppe. Liegt sicher auch am Wetter. Alleine für den späteren Anblick der aufgehenden Sonne über den Feldern hat sich das frühe Aufstehen schon gelohnt. 5.45 Uhr Nach einer kurzen ersten Etappe, bei der wir alle noch sichtlich müde sind, stoßen Frühaufsteher von St.

 7.25 Uhr: Immer mehr Gruppen stoßen hinzu, auch die Pfadfinder aus Herz Jesu.

7.25 Uhr: Immer mehr Gruppen stoßen hinzu, auch die Pfadfinder aus Herz Jesu.

Foto: Latzel

Franziskus und der Engelkirche dazu. Unsere Gruppe ist auf 40 Personen angewachsen. Besonders erfreulich ist, dass viele Pfadfinder dabei sind, so dass der Jugendkreuzweg seinen Namen wirklich verdient. Die erste Kreuzweg-Station wird verlesen. Es geht diesmal darum, ein Zeichen zu setzen für die Werte, für die Jesus sein Leben lassen musste. Deshalb hinterlassen wir an jeder Station ein Kreuz auf dem Boden. Das kommt vor allem bei den Kindern und Jugendlichen gut an: Sie dürfen mit der Spraydose per Schablone ein Kreuz auf den Boden sprayen und dadurch ein sichtbares Zeichen für Toleranz, Solidarität und Frieden setzen.

"Das ist nur Sprühkreide, beim nächsten Regen ist das Graffiti weg", sagt Hans Poetschki, der die Gruppe aus Antonius begleitet. 6.00 Uhr Die nächste Station folgt relativ zügig. Wir sind schließlich um diese Uhrzeit noch an die Straßenlaternen gebunden, um überhaupt die Texte lesen zu können. Also wird an der nächsten Laterne Halt gemacht. An dieser und den folgenden Stationen hören wir von Personen, die unterdrückt und in ihrer Not hilflos alleine gelassen werden.

 7.00 Uhr: Julia Latzel sprayt kurz vor der Autobahnbrücke ein Kreuz auf den Boden. 9.00 Uhr: Endlich Frühstück. Julia Latzel hat sich wie die anderen die leckeren Brötchen verdient. 7.00 Uhr: Julia Latzel sprayt kurz vor der Autobahnbrücke ein Kreuz auf den Boden. 9.00 Uhr: Endlich Frühstück. Julia Latzel hat sich wie die anderen die leckeren Brötchen verdient.

7.00 Uhr: Julia Latzel sprayt kurz vor der Autobahnbrücke ein Kreuz auf den Boden. 9.00 Uhr: Endlich Frühstück. Julia Latzel hat sich wie die anderen die leckeren Brötchen verdient. 7.00 Uhr: Julia Latzel sprayt kurz vor der Autobahnbrücke ein Kreuz auf den Boden. 9.00 Uhr: Endlich Frühstück. Julia Latzel hat sich wie die anderen die leckeren Brötchen verdient.

Foto: Latzel

Auch hier sprayen wir jedes Mal ein Kreuz auf den Boden. Wir hinterlassen Spuren. 7.00 Uhr Kurz vor der Autobahnbrücke machen wir einen weiteren Stopp. Hier stoßen drei Messdiener hinzu. Sie hatten sich am Abend vorher auf den Weg nach Berlin gemacht, um den dritten abzuholen und haben es nicht mehr pünktlich zum Start geschafft. Trotzdem wollten sie unbedingt am Kreuzweg teilnehmen. Dadurch setzen sie bereits ihr ganz eigenes Zeichen.

7.25 Uhr Letzte Station am Landhotel Voshövel. Das Ziel scheint bereits in Reichweite. Wir haben unterwegs weitere Gruppen getroffen, die sich auf dem Weg nach Marienthal befinden. Es wird uns an dieser Stelle allerdings bewusst, dass wir ungewöhnlich spät dran sind. Das letzte Stück bis zur Klosterkirche in Marienthal zieht sich. Uns treibt die Sorge an, in der Kirche keinen Sitzplatz mehr zu bekommen. Nach dem langen Fußmarsch ist Sitzen ein Muss.

 6.00 Uhr: Es ist noch dunkel, der Mond scheint. Im Dunkeln geht es nach Marienthal.

6.00 Uhr: Es ist noch dunkel, der Mond scheint. Im Dunkeln geht es nach Marienthal.

Foto: Latzel

8.00 Uhr Wir erreichen doch noch pünktlich die Kirche. Die ist überraschenderweise gar nicht so voll wie erwartet und so bekommt jeder einen Sitzplatz. Rund 160 Pilger haben sich in der Kirche versammelt und warten darauf, was das Organisationsteam um Markus Zimmermann vorbereitet hat. In der kurzen Andacht gehen wir noch einmal die Kreuzweg-Stationen Jesu nach. 9.00 Uhr Per Bus geht es zum Pfarrheim in St.

Martini. Dort hat das Team um Maria Depta ein leckeres Frühstück vorbereitet. Wir werden mit großem "Hallo" empfangen. Genau 109 Personen kommen hier noch einmal zusammen, um bei Nutella- und Marmeladenbrötchen ins Gespräch zu kommen. 10.30 Uhr Die Busse fahren uns zu unseren Startpunkten zurück. Alle sind froh, dass sie nicht mehr laufen müssen. Ich bin überrascht, wie früh es doch erst ist, obwohl ich schon so viel erlebt habe.

Jetzt habe ich das Gefühl: Es ist Karfreitag.

(julat)
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