Niederrhein Auf den Spuren jüdischer Anwälte in Duisburg

Niederrhein · Am Sonntag, 14. August, führt Jörg Weißmann von der Liebfrauenkirche aus zum Rundgang.

Auf den Spuren jüdischer Rechtsanwälte führte ein Rundgang des Duisburger Lokalhistorikers Jörg Weißmann. Die Führung, die an der Liebfrauenkirche startete, begann für die meisten Teilnehmer mit einer Überraschung. Weißmann erinnerte an den ehemaligen jüdischen Friedhof an der Einfahrt zur Tiefgarage am Friedrich-Albert-Lange-Platz. Im Jahr 1823 wurde der Friedhof neben dem kommunalen christlichen Friedhof außerhalb der damaligen Stadtmauer eröffnet. Bereits im Jahr 1867 sollte der Friedhof aus, wie es hieß, "hygienischen Gründen" geschlossen werden. Da der Friedhof nur auf einen Erbpachtvertrag beruhte, kam es endgültig im Jahr 1908 zur Schließung.

Es ging weiter zur Königstraße, an der sich gegenüber dem Amts- und Landgericht die Rechtsanwalts- und Notarpraxen von Dr. Nathan Rosenstern, Dr. Moritz Kolski und Dr. Robert Katzenstein befanden. Weißmann ging auf die Lebensgeschichten ein und machte deutlich, dass alle jüdischen Rechtsanwälte zur Duisburger Stadtgesellschaft und dem privilegierten Bürgertum gehörten.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten setzte ab dem 8. März 1933 die propagandistische Hetze gegen jüdische Richter und Rechtsanwälte ein. Mit Pöbeleien, Rufmord und tätlicher Gewalt setzten die Nazis Rechtsreferendaren, Richtern und Rechtsanwälten in den folgenden Wochen und Monaten zu. Die sogenannten Aprilgesetze von 1933 führten zu Berufsverbot und Verlust ihrer Zulassungen. Am Werdegang von Rechtsanwalt und Notar Dr. Sally Kaufmann, dem Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde in Duisburg, ab 1937 auch zusätzlich von Ruhrort und Hamborn, erfuhren die Teilnehmer von Auswanderung und Deportationen.

Am Kuhlenwall 28 erinnerte Weißmann an das jüdische Gemeindezentrum, das Theodor-Lauter-Haus. Hier arbeitete Dr. Sally Kaufmann als "Konsulent". So wurden jüdische Juristen bezeichnet, denen die Zulassung als Rechtsanwalt entzogen worden war, die aber die Genehmigung erhalten hatten, andere Juden oder wie Dr. Sally Kaufmann zusätzlich, die jüdische Gemeinde Duisburg juristisch zu vertreten oder zu beraten. Nachdem die jüdische Gemeinde durch Selbstmord, Auswanderung und Deportationen kaum noch Gemeindemitglieder hatte, wurden Johanna und Dr. Sally Kaufmann am 25. Juni 1943 zunächst in das Konzentrationslager Theresienstadt und von dort am 28. Oktober 1944 in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Hier wurden beide am 8. Mai 1945 für tot erklärt. Am Sonntag, 14. August, bietet Jörg Weißmann erneut eine Führung "Auf den Spuren jüdischer Rechtsanwälte in der Innenstadt" an. Der eineinhalbstündige Rundgang beginnt um 15 Uhr an der Liebfrauenkirche (gegenüber dem Stadttheater). Die Teilnahme ist frei; es wird um eine Spende für den jüdischen Kindergarten der Jüdischen Gemeinde Duisburg-Mülheim-Oberhausen gebeten.

(RP)
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