Wesel Aus dem Oldtimer wird ein Gastromobil

Wesel · Der Weseler Kfz-Meister Erich Wiltzer hat für einen Kunden einen alten Citroën HY restauriert - und ist dem Charme des Franzosen erlegen. Aus drei schrottreifen Exemplaren will er nun ebenfalls fahrende Schmuckstücke machen.

 Erich Wilzer, hier mit seiner Frau Hedou und seinem Werkstatt-Meister, ist stolz auf die gelungene Restaurierung des Citroën HY, der im Rheingau zu Hause ist.

Erich Wilzer, hier mit seiner Frau Hedou und seinem Werkstatt-Meister, ist stolz auf die gelungene Restaurierung des Citroën HY, der im Rheingau zu Hause ist.

Foto: Malz, Ekkehart (ema)

Frankophil angehauchten Nostalgiefans lacht beim Anblick dieses wunderbaren Automobils das Herz im Leib. Der von 1947 bis 1981 produzierte Citroën HY ist zwar in puncto Zugkraft mit gerade mal 55 PS ein Leichtgewicht. Doch sein Wellblech-Design macht den Transporter, der einst im Erzeugerland auch Polizisten, Wehrleuten, Handwerkern und Bauern (als Viehwagen) treue Dienste geleistet hat, zu einem echten Blickfang. Erich Wiltzer jedenfalls ist dem Charme des Citroën HY erlegen.

 Nostalgie wohin das Auge im Innenraum auch blickt.

Nostalgie wohin das Auge im Innenraum auch blickt.

Foto: Malz

Nachdem der Eigentümer des Weseler Kfz-Meisterbetriebs Auto Möller am Kaiserring jetzt dem stark sanierungsbedürftigen Exemplar eines Rüdesheimer Anwalts zu neuem Glanz verholfen hat, wird Wiltzer demnächst mit der Restaurierung seines ersten eigenen HY beginnen. Gefunden hat er das in Frankreich "Tub" genannte Schätzchen (Baujahr: 1976) mit der markanten Schnauze und dem Motor im Fahrerraum im Internet. Kostenpunkt: 6000 Euro.

Kurios: "Der französische Vorbesitzer war viel unterwegs und hat sich einen kleinen, mit Holz befeuerten Heizofen eingebaut. Der kommt allerdings raus. Denn nach der Restaurierung soll er als Event-Gastromobil in Wiesbaden eingesetzt werden", erzählt Erich Wiltzer. Dort betreiben die beiden Töchter seiner aus Frankreich stammenden Frau Hedou das Restaurant "Les deux Dienstbach", in dem Gerichte der feinen französischen Landküche serviert werden. Aus dem Citroën HY heraus sollen bei Freiluft-Veranstaltungen in Wiesbaden und Umgebung Crêpe beziehungsweise Galettes (aus Buchweizenmehl) mit Bratwurst verkauft werden. Aber auch in Wesel sollen demnächst zwei Gastromobile auf HY-Basis für Aufsehen sorgen. Wiltzer ist nämlich in Frankreich auf der Suche nach zwei geeigneten Exemplaren fündig geworden. "Die wollen wir dann so herrichten, dass aus ihnen beispielsweise bei Hochzeiten oder Empfängen Getränke und kleine Speisen gereicht werden." Dafür will er ein eigenes Unternehmen gründen sowie Kooperationen mit Event-Logistikern aus der Region eingehen.

Auf die Frage, warum ein Rüdesheimer Oldtimer ausgerechnet in Wesel komplett auseinandergenommen und mit viel Liebe zum Detail wieder zusammengesetzt wird, sagt Wiltzer: "Alles Zufall".

Beim Besuch seiner beiden Stieftöchter in der hessischen Landeshauptstadt bekam er im Herbst 2013 auf dem Wochenmarkt ein Gespräch mit, in dessen Verlauf eine Frau beklagte, dass der HY ihres Mannes in die Jahre gekommen sei und sich niemand an die Restaurierung traue. "Entschuldigen Sie bitte, ich würde mich trauen", mischte sich Wiltzer ein und gab sich als Meister seines Fachs zu erkennen.

Um es kurz zu machen: Im Dezember holte der Niederrheiner den Wagen im Rheingau per Hänger ab, um ihn zusammen mit seinem Kollegen in mehr als 250 Arbeitsstunden komplett zu zerlegen, von Rost und Dellen zu befreien und anschließend wieder zusammenzusetzen und lackieren zu lassen.

Bei der jetzt in Rüdesheim erfolgten Übergabe konnte der Auftraggeber kaum fassen, was das Auto-Möller-Team geschafft hat. Die Rechnung von 12 000 Euro (die Hälfte fürs Lackieren) wird der Anwalt sicher gern zahlen. Bei der Übergabe jedenfalls sei er gerührt gewesen, erzählt Wiltzer. "Er konnte kaum glauben, dass das noch sein HY war - für mich war es ein schönes Gefühl, die Freude dieses Mannes zu sehen."

(RP)
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