Wesel Austausch-Azubi aus Frankreich begrüßt

Wesel · Gegenbesuch: Victor Pradeaux ist jetzt zu Gast bei Lehrling Markus Müller und der Traditionsschreinerei Biesemann.

Markus Müller und Victor Pradeaux mit den AVG-Künstlerinnen Celine Chabaan, Lina Janzen, Sophie Marie Grigoratou und Janine van Holt (v.l.)

Markus Müller und Victor Pradeaux mit den AVG-Künstlerinnen Celine Chabaan, Lina Janzen, Sophie Marie Grigoratou und Janine van Holt (v.l.)

Foto: Fritz Schubert

Schon als Lehrling Erfahrungen im Ausland sammeln: Das gibt es als Angebot für angehende Tischler schon lange, doch nur wenige nehmen es an. Markus Müller hatte den Mut. Der 17-Jährige war der erste Azubi der Traditionsschreinerei Biesemann, der Ja gesagt hat. Und das sofort, wie sein Chef Michael Biesemann (68) betont. Im Spätherbst war der junge Weseler drei Wochen in La Rochelle an der französischen Atlantikküste (RP berichtete). Seit Freitag ist sein Austausch-Kollege Victor Pradeaux auf Gegenbesuch in Wesel.

Am schönen Empfang für den jungen Franzosen waren einige junge Damen maßgeblich beteiligt. Sophie Marie Grigoratou, Lina Janzen , Celine Chaaban (alle elf) und Janine van Holt (zwölf) begrüßten den Gast bei Biesemann mit einem mannshohen Gartenzwerg. In der Wandmal-AG am Andreas-Vesalius-Gymnasium entstand das Bild. "Bier, Wurst, Schweinshaxe - wir suchten typisch deutsche Merkmale und kamen schließlich auf den Zwerg", erklärte Lehrerin Beate Florenz-Reul. Die Mütze in Schwarz-Rot-Gold, die Hose in den Farben der französischen Trikolore und dazwischen ein Schild, das den 16-jährigen Gast in seiner Sprache in Wesel herzlich willkommen heißt: Besser kann man die Verbundenheit wohl kaum ausdrücken. Vor zwei Monaten hatten die Sechstklässlerinnen mit der Arbeit begonnen. Nun standen sie mit dem Ergebnis in Biesemanns Werkstatt im Mittelpunkt.

Völkerverständigung ist eine feine Sache und bringt zunächst den jungen Teilnehmern des Programms der Handwerkskammer selbst etwas. Fürs Leben, wie Markus Müller schon weiß. Er hat erfahren, dass La Rochelle eine sehr schöne und sehr alte Stadt ist, die er gerne noch einmal besuchen möchte. Bei 20 Grad Lufttemperatur war's für ihn dort ganz angenehm, der Atlantik aber doch schon so kühl, dass er es bei einem Bad beließ. Gearbeitet hat der Weseler bei einer Firma für Innenausbau an einem anspruchsvollen Projekt: Gefertigt wurden Tische als Designobjekte für ein Luxushotel in Dubai. Außerdem bracht er Kenntnisse über einen anderen Umgang mit Massivholz mit, wie Meister Biesemann lobend erwähnte. Der hat sich natürlich mit der Belegschaft auch für den Gast schon was überlegt.

Los ging es für Victor Pradeaux mit Arbeiten in Wesels guter Stube, dem Willibrordi-Dom. Weil die schöne Kirche neu verkabelt wird, ist Brandschutz angesagt. Aktuell arbeitet Biesemanns Team daran im Domdach. Der Chef findet es nicht nur schade, dass wenige Lehrlinge das Austauschprogramm wahrnehmen. Auch die Betriebsleiterkollegen halten sich zurück, fürchten offenbar wirtschaftliche Verluste durch den Ausfall des Auszubildenden und die Betreuung des Gegenbesuchs. Langfristig aber, so Biesemann, seien die gesammelten Erfahrungen eben doch ein Gewinn.

Das Kennenlernen anderer Arbeitssitten geht einher mit dem der privaten Gebräuche. Markus Müller hat mit Victor Pradeaux schon kleine Ausflüge gemacht, die Musikgeschmäcker verglichen und ist dabei, ihn in seinen Freundeskreis einzuführen sowie zum Boxtraining beim WBC mitzunehmen. Auch der Karneval steht auf dem Programm. Welchen Umzug sie sich zusammen ansehen, steht noch nicht fest. Auswahl gibt's genug.

(RP)
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