Wesel Autorin Ute Heymann serviert Niederrhein-Sagen

Wesel · Passend zum Nikolaustag setzte das Restaurant Art in Flüren seine Reihe "LiterARTur-Frühstück" mit einer vorweihnachtlichen Lesung fort. Die in Wesel tätige Schriftstellerin Ute Heymann genannt Hagedorn las aus ihrem Kurzgeschichten-Band "Sieh hinter die Wolken" und servierte niederrheinische Sagen. Die gab es bis zum Jahr 1937 als Beilage der Tageszeitung, bevor sie in Vergessenheit gerieten. Bis vor einigen Jahren die Leitung des Weseler Stadtarchivs mit der Bitte an die Autorin herantrat, die Geschichten in die heutige Sprache zu übersetzen.

Diese Aufgabe hat Heymann derart erfolgreich umgesetzt, dass die alten Sagen nicht nur regelmäßig im Jahrbuch des Kreises erscheinen, sondern unter der Regie des Diersfordters Volker Pypetz sogar als Hörbuch produziert wurden. Vom Ergebnis ist auch die Schriftstellerin angetan: "Ich habe die niederrheinischen Sagen für staubtrocken gehalten, dabei sind sie unglaublich witzig. Eigentlich waren sie für Erwachsene bestimmt, aber die Kinder fliegen mittlerweile drauf.

" Bevor sie die erste der Sagen vortrug, sah sich Heymann genötigt, den rund 60 Besuchern ihren ungewöhnlichen Namen zu erklären. "Meine Vorfahren stammen von einem alten Hof aus dem 12. Jahrhundert. Der hieß Hagedornhof, weil er von einer Weißdornhecke umgeben war. Eines Tages wollte ein Herr Heymann zwar einheiraten, nicht aber seinen Namen aufgeben." Hauptfiguren der ersten Sage waren Wesels Ratsherren, die ihre Sitzungen im "Roten Ochsen" abhielten.

Als das letzte Fass Wein zur Neige ging, sagte der Bürgermeister: "Die nächste Weinbeschaffung duldet keinen Aufschub mehr, alle anderen Ausgaben müssen zurückgestellt werden." Weil er den Kaufleuten nicht genug Geld mitgab, kamen die mit Wein zurück, in dem Kaulquappen schwammen und der nur frommen Bürgern schmeckte. Weil sich niemand der Sünde bezichtigen lassen wollte, machte man also gute Miene zum schlechten Gesöff.

"Ich hoffe, die anwesenden Ratsherren verzeihen mir. Ich habe mir das nicht ausgedacht", entschuldigte sich Heymann mit einem Augenzwinkern.

(erko)
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