Wesel Bahn lässt Reisende im Regen stehen

Wesel · Für 3,7 Millionen Euro sollen die Bahnsteige am Weseler Bahnhof saniert werden. Doch mit den Bauarbeiten geht es einfach nicht voran. Das ärgert viele Kunden, weil es auch keinerlei Infos der Bahn gibt.

 Sitzplätze und Schutz vor Regen gibt's am Bahnhof so gut wie nicht. Die Reisenden warten seit Monaten vergeblich auf die geplanten Schutzhäuschen.

Sitzplätze und Schutz vor Regen gibt's am Bahnhof so gut wie nicht. Die Reisenden warten seit Monaten vergeblich auf die geplanten Schutzhäuschen.

Foto: Malz

Kunden der Bahn sind derzeit nicht zu beneiden. Vor allem jetzt, da die Temperaturen sinken und es immer wieder regnet. Denn Schutz vor der nasskalten Witterung gibt es auf den mit Zäunen und Baumaterial halbseitig gesperrten Bahnsteigen 2 und 3 nicht mehr, seit vor einigen Wochen die alten Dächer im Rahmen der insgesamt 3,7 Millionen Euro teuren Sanierungsarbeiten abmontiert wurden. Die Hoffnung, dass möglichst schnell die neuen Wetterschutzhäuschen aufgestellt beziehungsweise die neuen Dächer installiert werden, haben sich zerschlagen. Die Arbeiten sind praktisch vollständig zum Erliegen gekommen. Warum das aber so ist, darüber wird der Fahrgast nicht informiert.

"Das ist eine Frechheit. Einfach unmöglich." Gisela Marz aus Ringenberg hat zusammen mit anderen Reisenden auf der teilüberdachten Treppe Schutz vor dem Dauerregen gesucht. Durch kleine Löcher im Flachdach tropft es. Die Ringenbergerin wartet auf ihre Nichte, die gleich mit dem Zug aus Berlin kommt. "Hier hat sich seit Oktober, als wir mit dem Zug aus dem Urlaub gekommen sind, praktisch nichts mehr getan. Und dann klappt auch einer der beiden Fahrstühle nicht." - "Wesel, das weiß man doch, hatte immer einen hässlichen Bahnhof", meldet sich eine Frau zu Wort, die auf die Regionalbahn Richtung Duisburg wartet.

Genau gegen dieses schlechte Image will die Bahn mit der Sanierung der Weseler Bahnsteige ankämpfen. Stellt sich die Frage, woran es liegt, dass sich seit geraumer Zeit kein Baufortschritt erkennen lässt?

Wir kontaktieren die Bahn-Pressestelle in Düsseldorf und bitten um ein Gespräch zum Thema Weseler Bahnhof. Doch statt mit einem zuständigen Mitarbeiter über die ganze Situation zu reden, erhält die RP-Redaktion eine schriftliche Erklärung. In der heißt es unter anderem: "Mit der vor Ort tätigen Baufirma mussten insgesamt qualitative Themen geklärt werden, wodurch Mängelabarbeitungen notwendig wurden. Dadurch haben sich insgesamt die Bauabläufe verschoben. Um den Zugbetrieb aufrecht erhalten zu können, ist die Umsetzung der Arbeiten an freigegebene Sperrpausen gebunden. Diese stehen in Wesel aufgrund des hohen Zugbetriebs nur in geringerem Umfang zur Verfügung." Durch die Verzögerung in der Bauausführung würden neue Sperrpausen notwendig. Bis zu deren Freigabe könnten keine weiteren Arbeiten stattfinden. Zusätzlich, so heißt es, seien bei der Kampfmittelsondierung Verdachtsfälle bestätigt worden. Die Arbeiten hätten erst nach einer weiteren Untersuchung fortgeführt werden können.

Der mehrfach geäußerte Wunsch der RP, zusätzlich noch mit einem Experten zu sprechen, der Auskunft geben könnte, wann es denn endlich weitergeht am Bahnhof, wann die neuen Dächer montiert werden und wann das gesamte Projekt fertig werden könnte, wurde nicht erfüllt. Gerne hätte die RP die Bahn auch danach befragt, was man von den beschmierten Wänden im Fußgängertunnel und im Treppenaufgang hält und was man gegen den Müll zu tun gedenkt, der an den Wochenenden das Bahnhofsfoyer verunstaltet.

2014 hatte die Bahn angekündigt, die Umbauarbeiten am Bahnhof würden bis Mitte 2015 beendet sein. Doch ein Ende ist nicht absehbar. Die Planung sieht vor, dass die Beleuchtung der Bahnsteige sowie die Videoüberwachung deutlich verbessert werden. Außerdem soll ein Leitsystem den Ein- und Ausstieg für Behinderte erleichtern, ebenso wie die Bahnsteigkanten, die auf einer Gesamtlänge von 200 Metern erneuert und angehoben werden. Die heruntergekommene Wartehalle (Gleis 4 und 5) soll abgerissen und durch je ein Wetterschutzhäuschen pro Bahnsteig ersetzt werden. 64 Sitzplätze sollen so windgeschützt sein. Auch Uhren, Lampen und Lautsprecher sollen erneuert werden.

(RP)
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