Wesel Bahnhof: Fehlende WCs sorgen für Ärger

Wesel · Weil's keine Toiletten gibt, werden Zugreisende oft zur Star-Tankstelle geschickt. Die Pächterin ist mittlerweile genervt.

 Veronika Röber, Mitarbeiterin der Star-Tankstelle am Bahnhofs, gibt Reisenden gegen Zahlung von 50 Cent den Schlüssel fürs Kunden-WC. Einige sind wegen des Geldes sauer und verschmutzen Boden und Wände.

Veronika Röber, Mitarbeiterin der Star-Tankstelle am Bahnhofs, gibt Reisenden gegen Zahlung von 50 Cent den Schlüssel fürs Kunden-WC. Einige sind wegen des Geldes sauer und verschmutzen Boden und Wände.

Foto: Klaus Nikolei

Wer öfter mit der Bahn fährt, weiß, dass es mit der Hygiene in den Zugtoiletten oft schlecht bestellt ist. Wie gut, wenn man dann an seinem Zielbahnhof eine WC-Anlage vorfindet, für deren Benutzung man gerne bereit ist, zwischen 50 Cent und einem Euro zu bezahlen.

Ortsunkundige, die per Bahn nach Wesel reisen und unmittelbar nach ihrer Ankunft einem sehr menschlichen Bedürfnis nachkommen möchten, bekommen einen denkbar schlechten ersten Eindruck von der Stadt. Denn nach einem WC werden sie in dem aufwendig sanierten Bahnhof vergeblich Ausschau halten.

"Es vergeht kein Tag, an dem Reisende nicht bei uns am Kiosk stehen und dringend auf Toilette müssen", sagt Klaus Antony. Der Mitarbeiter der Trinkhalle mit angeschlossener Heißmangel an der Friedenstraße würde den Leuten gerne helfen. "Aber wir verkaufen hier Lebensmittel und dürfen niemanden auf unsere Toilette lassen." Dass sich die Bahn seit Jahren weigert, für ein WC im Bahnhof zu sorgen (RP berichtete mehrfach), kann er nicht verstehen. Und dann berichtet er davon, dass ungehobelte Zeitgenossen ihre Notdurft auch an Häuserwänden und in Türeingängen verrichten. Auch die alte Fußgängerunterführung werde für solche Zwecke gerne genutzt, weiß er. Auf die Schilderung unappetitlicher Details verzichtet er. "Warum", so fragt sich Klaus Antony, "tut die Stadt eigentlich nichts?" Die könne doch beispielsweise Dixi-Klos beziehungsweise Sanitärcontainer aufstellen, "wenn die Bahn schon nichts tut".

Klaus Antony schickt übrigens Leute mit erhöhtem Harndrang auf die andere Seite der Betuwe-Linie zur Star-Tankstelle. Dass die Caritas im Ex-Bahnhofshotel ihre Toiletten werktags von 8.30 bis 16 Uhr für ein Benutzungsentgelt von 50 Cent zur Verfügung stellt, war ihm bislang nicht bekannt. Auf dieses Angebot wird im Bahnhof auch nicht hingewiesen.

Auf der Suche nach einer Toilette fragen Reisende in ihrer Not verstärkt bei den DB-Leuten im Bahnhof oder bei McDonald's nach. Dort verweist man in aller Regel auf die Caritas, abends und an Wochenenden auf die Star-Tankstelle an der Ecke Roonstraße/Dinslakener Landstraße. Deren Pächterin Daniela Frosch verdreht beim Stichwort "Toiletten" leicht genervt die Augen. Mitarbeiterin Veronika Röber freut sich, dass "endlich mal jemand dieses Thema anpackt".

Es könne doch nicht sein, sagt Daniela Frosch, "dass wir die öffentliche Toilette spielen. Denn eigentlich ist unsere Toilette nur für Kunden da." Anfangs habe sie Bahnreisenden den WC-Schlüssel kostenlos ausgehändigt. Mittlerweile nimmt sie 50 Cent. "Weil wir ja auch mehr reinigen müssen als vorher." Jetzt schaltet sich Veronika Röber ins Gespräch ein. "Es gibt Leute, die beschweren sich über die 50 Cent und verschmutzen dann absichtlich den Boden und die Wandkacheln. Was wir hier alles schon erlebt haben..."

Daniela Frosch hat der Stadt ihr Leid am Telefon geklagt. Die Antwort hat sie frustriet. "Man sagte nur, dass man auch nichts tun könne. Schlimm, denn wir sind am Ende die Leidtragenden."

Kann die Stadt, die ja bekanntlich das Standbein Tourismus stärken möchte, wirklich nichts tun? Die RP fragte nach im Ordnungsamt bei Gerd Füting. Der verweist auf das Angebot der Caritas und erklärt, "dass man auch die Toiletten in jedem Gastronomiebetrieb nutzen kann." Außerdem gebe es ja eine Übersicht über alle öffentlichen Toiletten auf der Wesel-Homepage. Es sei geplant, so Füting, das Thema im Rathaus aufzugreifen und zu überarbeiten.

(RP)
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