Tristan Angenendt "BAP-Gitarrist Major war mein Vorbild"

Wesel · Auf Einladung des Vereins zur Förderung von Kunst und Kultur in Ginderich gastierte Sonntagabend der Büdericher Tristan Angenendt in der Wallfahrtskirche des Dorfes. Ein Gespräch mit einem der besten Gitarristen Deutschlands.

 Tristan Angenendt bei seinem Auftritt in Ginderich.

Tristan Angenendt bei seinem Auftritt in Ginderich.

Foto: ekkehart Malz

Wesel In der gut besuchten Gindericher Wallfahrtskirche brandete Sonntagabend stürmischer Beifall für einen Ausnahmekünstler auf: Mit seinem Programm "Homenaje Segovia" wusste Tristan Angenendt das Publikum zu begeistern. Hinterher stand der 32-Jährige Rede und Antwort.

Das Konzert war ja für Sie als gebürtigen Büdericher ein halbes Heimspiel, oder?

Tristan Angenendt (lacht) Es waren neben einigen Kollegen aus den Musikschule in Moers und Langenfeld auch Gitarristen aus Kevelaer und tatsächlich auch viele Zuhörer aus Büderich bei meinem ersten Auftritt in Ginderich dabei. Toll, was der Kulturverein in Ginderich da auf die Beine gestellt hat.

Während Blechbläser oder Streicher in aller Regel gemeinsam in einem Orchester musizieren, sitzen Sie normalerweise als Solist auf der Bühne. Empfinden Sie das eher als Vorteil oder als Nachteil?

Angenendt Mal so und mal so. Alleine auf der Bühne hat man immer mehr Druck. Kammermusikalische Auftritte sind schon leichter, weil eben nicht die ganze Aufmerksamkeit auf eine Person gerichtet ist. Aber ich trete auch nicht nur als Solist auf. Mit meiner Freundin Martina Gruber, mit der ich im vergangenen Sommer von Köln nach Büderich gezogen bin, trete ich als Duo auf. Sie spielt auch Gitarre und studiert in Aachen.

Und wann ist das Duo Gruber/Angenendt in der Region zu hören?

Angenendt Am Samstag, 29. April, in der Dorfkirche Mehr.

Als einer der besten Gitarristen Deutschlands spielen Sie in aller Regel vor einem doch recht kleinen Publikum. Haben Sie nie daran gedacht, einmal populäre Musik zu machen, um ein breiteres Publikum zu erreichen und vielleicht auch etwas mehr Geld zu verdienen?

Angenendt Es wäre sehr schwierig, so etwas zu machen. Da benötigt man auch einen ganzen Managementapparat. Für mich persönlich wäre ein solcher Wechsel uninteressant. Ich möchte einfach das machen, was ich jetzt mache. Wenn ich etwas auf die Bühne bringen möchte, dann muss ich auch wirklich dahinterstehen. Als Musiker braucht man schon mehrere Standbeine, um über die Runden zu kommen. Deshalb unterrichte ich auch viel. Denn es gibt jede Menge junger Leute, die Gitarre lernen möchten.

Haben Ihre Eltern nicht irgendwann mal gesagt, dass Gitarrespielen ein schönes Hobby sei, sie aber doch einen ganz normalen Beruf erlernen sollten?

Angenendt Nein, eigentlich nie. Das lag auch daran, dass ich ja schon mit 14 Jahren nach Köln zur Musikhochschule gegangen bin und alles auf eine Profilaufbahn hingedeutet hat.

Stichwort Köln: Warum sind Sie eigentlich aus der Domstadt, die viele für die lebenswerteste Stadt überhaupt halten, zurück an den Niederrhein gekommen?

Angenendt Ich wäre auch gerne in Köln geblieben, aber hier ist es auch schön (lacht). Es hat einfach jetzt alles so gut gepasst. Und bin froh, wenn es privat etwas ruhiger ist. Ich spiele ja ständig in verschiedenen Städten und komme gut rum. So wie es jetzt ist, ist alles gut.

Gibt es eine Stadt beziehungsweise einen Konzertsaal, in dem Sie gerne einmal vor großem Publikum spielen würden?

Angenendt Wenn ich wählen könnte, dann beispielsweise in der Carnegie Hall in New York. Für jeden klassischen Musiker ist das ein Traum, dort zu spielen. Oder in der Royal Albert Hall in London.

Welches Konzert haben Sie zuletzt besucht?

Angenendt Ich war bei mehreren Gitarrenkonzerten in Oberhausen während eines Festivals, zu dessen Organisationsteam ich gehöre.

Was ist mit Rock- oder Pop-Konzerten? Hören Sie populäre Musik nicht vielleicht als Kontrast?

Angenendt Ich muss sagen, dass ich auch privat Klassik höre. Früher habe ich mal Hip-Hop gehört. Amerikanischen Hip-Hop aus den 90er Jahren. Die Musik, die ich mache, drückt sich im rein Instrumentalen aus, Hip-Hop durch das Sprechen. Wie gesagt, das habe ich früher gehört, heute habe ich dazu keine Zeit mehr.

Wurde bei Ihnen zu Hause auch viel Klassik gehört?

Angenendt Ja. Meine Mutter hat Klavier gespielt, mein Großvater die Orgel in der Büdericher Kirche.

Und wie haben Sie dann die Liebe zur Gitarre entdeckt?

Angenendt Durch meinen Vater und meinen Onkel, die damals in meiner Kindheit BAP gehört haben. Die Gruppe fand ich cool. Vor allem Klaus "Major" Heuser, den Gitarristen, der auch sehr gut klassische Gitarre spielt und den ich später auch persönlich kennengelernt habe. Deshalb wollte ich in der Weseler Musik- und Kunstschule Gitarre lernen, wo ich auch einen ganz tollen Lehrer hatte.

Wen?

Angenendt Günter Schillings, der dort auch heute noch unterrichtet.

War er bei Ihrem Auftritt in Ginderich dabei?

Angenendt Nein. Aber im April in Mehr ist er bestimmt dabei.

Haben Sie noch Kontakt zu ihm?

Angenendt Natürlich. Wir treffen uns ab und zu und sehen uns auch immer mal wieder bei Gitarrenfestivals.

KLAUS NIKOLEI FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort