Wesel Barrierefrei zum Arzt mit neuem Stadtführer

Wesel · Nach einer aufwendigen Erhebung des Vereins Kreis der Behinderten und ihre Freunde ist der praktische Gesundheitswegweiser fertig.

 Szene vom Beginn der Testphase: Beate Pelzer und Else Prehn vom Verein Kreis der Behinderte stellen Dr. Martin Lübbe ein gutes Zeugnis aus.

Szene vom Beginn der Testphase: Beate Pelzer und Else Prehn vom Verein Kreis der Behinderte stellen Dr. Martin Lübbe ein gutes Zeugnis aus.

Foto: Malz

Gibt es da wenigstens eine Rampe oder sind da nur Stufen? Diese Frage beschäftigt immer mehr Menschen. Behinderte mit Rollstühlen, Senioren mit Rollatoren oder Mütter mit Kinderwagen: Sie alle brauchen vor allen Dingen eins: barrierefreien Zugang. Ganz besonders zu jenen Orten, bei denen man es eigentlich voraussetzen sollte: Apotheken, Praxen von Ärzten und Therapeuten, Krankenhäuser. Einen umfassenden Überblick über die Verhältnisse der verschiedenen Einrichtungen in Wesel liefert jetzt der Stadtführer Gesundheit für Menschen mit Behinderungen. Manfred Mertsching und seine Mitstreiter vom Verein Kreis der Behinderten und ihre Freunde stellten den praktischen Wegweiser gestern mit Bürgermeisterin Ulrike Westkamp im Rathaus vor.

So schlicht das 60-seitige Heftchen im Westentaschenformat daherkommt, so viel Arbeit steckt dahinter. Wie die RP seinerzeit berichtete, war der Verein Mitte vergangenen Jahres ans Werk gegangen, die Daten zu sammeln, jede Anlaufstelle aufzusuchen und zu bewerten. Jetzt liegt ein sauber gegliederter Führer vor, der neben den Adressen und Telefonnummern Aufschuss gibt, ob der Eingang eben ist, ob Türen manuell oder automatisch funktionieren und wie hilfsbereit das jeweilige Personal ist. Zur schnellen Orientierung sind Piktogramme beigefügt. Mertsching findet sie schon allein deshalb gut, weil sie international gebräuchlich sind und somit jedermann auf einen Blick das Wesentliche erfährt. Zum Beispiel, ob es Behindertenparkplätze, einen Aufzug (mit und ohne Hilfe) und ein Kunden-WC gibt oder ob die Einrichtung für Rollstuhlfahrer überhaupt nicht erreichbar ist.

Es habe zwar lange gedauert, bis der Stadtführer Gesundheit fertig war, sagte Mertsching. Aber es habe sich gelohnt. Mittel des Vereins, Spenden und Unterstützung aus dem Rathaus haben mitgeholfen. Bürgermeisterin Westkamp gab Dank für Hilfe gern zurück und erinnerte an die Geschichte. So war bereits 1994 ein Stadtführer für Rollstuhlfahrer erschienen. Ab 2006 waren Mertsching und der Verein an einem neuen Werk beteiligt, von dem 4000 Exemplare ausgegeben sind. Waren in dem noch Geschäfte, Hotels, Tankstellen und Freizeiteinrichtungen mitberücksichtigt worden, so geht es in der Neuauflage jetzt allein um die Gesundheitssparte. Mit dem neuen Bahnhof, der neuen Fußgängerzone, dem Aufzug im Centrum und dem Rollatorenweg vom Haus am Dom zum Großen Markt habe sich zuletzt sehr viel Richtung Barrierefreiheit bewegt. Schön wären jetzt noch Anzeigetafeln der Niag an den Busstationen Bahnhof, Mathena-Kreuz und Großer Markt, damit Sehbehinderte die Fahrpläne besser lesen können. Unschön fand Mertsching, dass er und seine recherchierenden Leute in manchen Praxen gefragt wurden, ob sie nichts Besseres zu tun hätten.

(RP)
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