Wesel Baumarktpläne mit Pferdefuß

Wesel · Die Entwicklung des Gewerbegebietes an der Hagerstownstraße hakt an allen Ecken: Grundstückskäufe dauern, der Hof Neu sieht die Existenz bedroht, Nachbarn fragen nach Verkehrslösungen, der Investor wird ungeduldig.

Planungsarbeit der Weseler Verwaltung ist ein zähes Geschäft. Ob Lippe-Mündungsraum oder Büderich — es gibt Beispiele genug. Auch an der Hagerstownstraße ist eine Fläche im Fokus. Seit zwei Jahren hat eine als solide bekannte Kette aus der Region Interesse, einen Baumarkt zu errichten. Eine Investition von 20 Millionen Euro sowie rund 80 Arbeitsplätze stehen im Raum. Es geht um derzeit landwirtschaftliche Fläche hinter ATU, die vom Schafweg und der Straße am Schepersweg begrenzt wird. Im jüngsten Wirtschaftsförderungsausschuss hieß es abwehrend, dass für Stillstand nicht die Stadt zuständig sei (RP berichtete). Dennoch geht es mit Flächenkauf nicht voran und parallel häufen sich Probleme.

Beispiel Nachbarschaft: Gestern untermauerten Anwohner der Blumenstraße, Rosenstraße, Dorstener Straße und Kirchsturmstraße sowie vom Langen Reck und vom Friedenshof ihren Wunsch nach einer öffentlichen Bürgerversammlung. 91 Unterschriften stehen bislang auf der Liste. Manfred Krebber und Otmar Meyer haben sie gesammelt. Hintergrund ist die Sorge, dass im Falle des Gewerbegebietes die Verkehrslast in der Siedlung steigt.

B 58-Anbindung nicht eingeflossen

"Ein Gutachten sagte 3000 Fahrzeuge am Tag voraus. Aber Berechnungen zur kommenden Anbindung der B 58-Südumgehung sind noch gar nicht eingeflossen", sagt Krebber. "Wir sind nicht gegen einen Baumarkt. Aber wir wollen wissen, wie die Verkehrsprobleme gelöst werden sollen." Schon jetzt würden zahlreiche Lkw, von Navigationsgeräten fehlgeleitet, über die enge Rosen- und Dorstener Straße statt von der breiten Hagerstownstraße her das MZW-Auslieferungslager ansteuern. Auch Schleichverkehr wird beklagt. Nun solle die Bürgermeisterin, so Krebber weiter, den Leuten "reinen Wein einschenken".

Unterdessen sorgt sich die Familie des Nebenerwerbsbauern Willi Neu um die Existenz ihres Hofs. Sie betreibt eine Pferdepension. "Die meisten unserer Flächen sind gepachtet. Jetzt bekommen wir ständig Kündigungen von Verpächtern und unser Rest reicht nicht. Auch Kunden sind schon abgezogen", schildert Kornelia Neu. "Anfangs hieß es, Flächentausch sei kein Problem, jetzt ist nichts zu finden. Wer stellt sein Pferd auf einer freien Wiese unter, wo niemand wohnt ?"

Insider vermuten einen Pferdefuß beim Baumarkt-Deal im städtischen Bau-Ressort, wo sich offenbar Planung und Liegenschaftsverwaltung im Weg stehen. So soll es noch gar keine Flächenpreis-Vorstellungen geben. Das alles ist nicht neu. So kritisiert die CDU regelmäßig, dass in der Ansiedlungs- und Planungspolitik unter Bürgermeisterin Ulrike Westkamps Fittichen langsam und abschreckend agiert werde. Der seit zwei Jahren interessierte Investor wird ungeduldig, war gerade mal wieder im Rathaus.

(RP)
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