Wesel Bauverein AG: Hovest von Urteil unbeeindruckt

Wesel · Auch nach dem Anerkennungsurteil bleiben die Gegensätze zum klagenden Kleinaktionär aus Meerbusch bestehen.

Auch nach dem Urteil des Landgerichts Düsseldorf gegen aktienrechtliche Verfehlungen im Zusammenhang mit der abgebrochenen Hauptversammlung der Bauverein AG bleiben die Gegensätze bestehen. Während der klagende Kleinaktionär Rolf Hauschildt (Meerbusch) und seine Anwälte kritische Nachfragen bei der neuen Versammlung am 9. November angekündigt hatten (RP berichtete), sprach Aufsichtsrat Ludger Hovest (SPD) von einem erwarteten Urteil.

Es habe erhebliche Fehler bei der ersten Hauptversammlung gegeben, der Bauverein werde sich nun gewappnet zeigen - mit aktienrechtlicher Hilfe von außen. Hovest betonte, ihm gehe es ums Prinzip, dass "unanständige Forderungen" gegenüber einem sozial verantwortlichen Unternehmen gestellt würden. Jürgen Linz (CDU), dessen Rolle als Gesellschaftervertreter der Stadt kritisiert wurde, sagte gestern, dass er sich weiter nichts vorzuwerfen habe und an Aufsichtsratssitzungen stets als geladener Gast teilgenommen habe. Er wird nicht weichen.

Das Landgericht hatte die fehlerhaft entstandenen Beschlüsse der Hauptversammlung gekippt. Zuvor hatte die Bauverein AG die Fehler in vollem Umfang anerkannt. Damit wurde eine öffentliche Gerichtsverhandlung vermieden. Das sei so abgesprochen und beabsichtigt, so Hovest. Er nannte es "unanständig", wenn Aktionäre zehn Prozent Dividende verlangen. Viel Wind, denn in der Summe macht das nur 290.000 Euro aus. Wie berichtet, besitzt Rolf Hauschild fünf Prozent der Bauverein-Namensaktien, die er vor rund 25 Jahren von Volksbank, Pilkington und Commerzbank gekauft hatte, was vom Bauverein nicht akzeptiert wurde. Deshalb tritt er heute als Aktionär mit Vollmachten auf.

Hovest greift trotz des Urteils die Volksbank an. "Das Problem ist, seriöse Kaufleute stellen unanständige Anträge. Das geht nicht. Soll die Volksbank doch die Aktien zurückkaufen und keine Untervollmacht geben." Gerd Hüsken vom Volksbank-Vorstand reagiert kopfschüttelnd. "Die Hauptversammlung ist dilettantisch angelaufen - das ist das Problem. Und die Sorge, dass die neue Versammlung auch daneben geht. Wir können nicht anders, als Vollmachten zu geben, wir müssen uns an die 23 Jahre alten Verträge halten." Die Volksbank ist dabei, ihre 22.000 Mitglieder (gleich Eigentümer) über den Stand des Urteils zu informieren. Aufsichtsratsvorsitzender Dirk Bottermann und Vorstand Ralf Lange werden übrigens am 2. November in den Weseler Rat kommen. Danach, so Hüsken, sei eine Pressekonferenz geplant.

Und was sagt der Bauverein? Am frühen Abend schickte Vorstand Anett Leuchtmann der Redaktion auf Anfrage eine Presseerklärung. In der heißt es unter anderem: "Vorstand und Aufsichtsrat haben nach entsprechender juristischer Beratung beschlossen, die Rechtsstreite betreffend die Anfechtung der am 29. Juni gefassten Hauptversammlungsbeschlüsse nicht weiterzuführen, sondern durch Anerkenntnis zu beenden. Damit stellen sie die Schaffung von Rechtsklarheit in den Fokus." Mit dieser Entscheidung, so Leuchtmann weiter, hätten sich Aufsichtsrat und Vorstand dazu entschlossen, zum Schutz der Gesellschaft und der Aktionäre zu handeln. "Deren Interesse kann es nicht sein, dass sich die Gesellschaft mit langwierigen und kostenträchtigen Rechtsstreitigkeiten befasst."

(RP)
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