Wesel Bedrohte Enzian-Art begeistert Pflanzen-Fans

Wesel · Rudolf Haffner hat in Obrighoven eine besondere Blume entdeckt. Sein Bruder Hermann, Botaniker aus Leidenschaft, sorgt sich um den Standort.

 Kostbarkeit in der Obrighovener Heide: Der geschützte Lungen-Enzian (Gentiana pneumonanthe L.) war 1980 die "Blume des Jahres".

Kostbarkeit in der Obrighovener Heide: Der geschützte Lungen-Enzian (Gentiana pneumonanthe L.) war 1980 die "Blume des Jahres".

Foto: Hermann Haffner

Wer Heide hört, denkt gleich an Erika. Doch haben diese Landschaften weit mehr zu bieten, wenn man ein Auge dafür hat. Der Weseler Rudolf Haffner gehört zu diesen. Mehrere Schülergenrationen hat Haffner am Konrad-Duden-Gymnasium an die Philosophie und die Literatur herangeführt, vielen RP-Lesern sind zudem seine Berichte über das kulturelle Leben in Wesel in Erinnerung sowie sein engagiertes Wirken im Jüdisch-christlichen Freundeskreis. Gern geht der 77-jährige Pensionär heute am Rande Obrighovens spazieren und erfreut sich an der Natur. So stieß er unlängst auf eine faszinierende Blume, die er unbedingt seinem Bruder zeigen wollte. Dr. Hermann Haffner (80) ließ sich nicht lange bitten.

Der gelernte Maschinenbauer, der unter anderem am Forschungsreaktor Karlsruhe und zuletzt bei den Chemischen Werke Hüls gearbeitet hat, kam gern mit der Kamera von Marl nach Wesel, denn seine Leidenschaft ist die Botanik. Und er staunte nicht schlecht über das Gewächs, zu dem sein Bruder Rudolf ihn führte.

"Was wir vorfanden, ist eine Kostbarkeit der dortigen Flora, nämlich der geschützte Lungen-Enzian (Gentiana pneumonanthe L.). Er war übrigens 1980 die ,Blume des Jahres'", berichtet Hermann Haffner. Besagter Enzian, so erklärt der Marler, wächst auf sandigen Böden in Gesellschaft von Heidekraut, aber auch auf wechselfeuchten Riedgraswiesen, wie sie in der Obrighovener Heide vorkommen. Er nahm ein paar Fotos auf, sowohl vom Lungen-Enzian als auch von der Glockenheide (Erica tetralix L.) in unmittelbarer Nachbarschaft. Das Vorkommen der gefährdeten Enzian-Art werde Fachleuten oder Interessierten sicher bekannt sein, werde der Niederrhein als Standort ja auch in der Literatur beschrieben.

Hermann Haffner sorgt sich allerdings um die Zukunft des Lungen-Enzians an dieser Stelle. "Ich befürchte, dass er gefährdet ist, allgemein durch die Intensivierung der Landwirtschaft und die Trockenlegung von Feuchtwiesen, im speziellen Fall aber, weil er in der Starkstromschneise liegt, durch die zurzeit eine neue Starkstromleitung verlegt wird. Dabei sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass durch die Bauarbeiten der Standort dieser geschützten Pflanze nicht zerstört wird", sagt Hermann Haffner.

Die Brüder Rudolf und Hermann sind übrigens nicht die einzigen Haffners mit einem Faible für die Flora. Ihr Bruder Prof. Dr. Willibald Haffner (1935-2011) machte sich als Pflanzengeograph einen Namen. In die Wiege gelegt hatte es allen wohl Vater Dr. Paul Haffner, der Lehrer und Botaniker war.

(fws)
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