Wesel Beim Osterfeuer zarte Bande knüpfen

Wesel · Am Wochenende zünden in der Region Kirchengemeinden und Vereine Osterfeuer an. Doch woher kommt dieser Brauch? Die RP hat nachgefragt bei Volkskundlerin Dagmar Hänel vom LVR in Bonn, die den Kreis Wesel gut kennt.

 Seit Jahrhunderten werden zu Ostern riesige Feuer entzündet. Ein schöner Brauch, der oft von Junggesellenvereinen gepflegt wird. Kein Wunder: Kommt doch im Schein der Flammen nicht selten romantische Stimmung auf.

Seit Jahrhunderten werden zu Ostern riesige Feuer entzündet. Ein schöner Brauch, der oft von Junggesellenvereinen gepflegt wird. Kein Wunder: Kommt doch im Schein der Flammen nicht selten romantische Stimmung auf.

Foto: Koster, Karin (kost)

In Wesel und Umgebung zünden am Wochenende zahlreiche Kirchengemeinden, Heimat-, Junggesellen- und Schützenvereine Osterfeuer an. Oft verbinden sie die Tradition mit einem kleinen Fest. Bei Grillfleisch, Stockbrot, Bier und Musik feiern sie den Brauch. Doch woher kommt er? Eine, die es genau weiß, ist Dr. Dagmar Hänel. Sie arbeitet als Volkskundlerin beim Landschaftsverband Rheinland in Bonn, wird aber Ostern mit ihrem Mann bei den Schwiegereltern in Moers verbringen. Nicht nur deshalb kennt sie den Niederrhein gut. Vor genau einem Jahr hat sie zusammen mit dem Sprachwissenschaftler Dr. Georg Cornelissen das Buch "Leben im niederrheinischen Dorf. Das Beispiel Hünxe" vorgelegt.

Der Brauch, Ostern mit einem Feuer zu feiern, geht auf zwei Traditionen zurück, sagt sie."Zum einen auf das kirchliche Feuer als Teil der Ostermesse. Das Feuer hat etwas mit der Lichtsymbolik zu tun." An Ostern, dem größten christlichen Fest, feiern wir die Auferstehung Christi. "Die Idee, dass jemand von den Toten aufersteht, ist im normalen Alltagsleben völlig absurd. Das passiert nicht. Das ist eine Idee, weit weg vor der Lebensrealität der Menschen. Sie muss daher in Bildern und Symbolen vermittelt werden", erklärt die Volkskundlerin.

"Und jetzt kommt das Feuer ins Spiel. In einem typischen Osternachtsgottesdienst werden in der dunklen Kirche Kerzen angezündet - und das Licht ist da. Aus dem Tod wird das Leben." Dr. Hänel berichtet davon, dass es Gemeinden gibt, die vor Beginn des Gottesdienstes ein Feuer vor der Kirche entfachen und an ihm die Osterkerze entzünden. Andere wiederum zünden mit der Osterkerze das Feuer vor dem Gotteshaus an. "Das ist ja das Schöne an Bräuchen, dass man sie variieren kann."

Andererseits gebe es das weltliche Osterfeuer, dass 1342 zum ersten Mal nachweislich stattgefunden hat, erklärt Dr. Hänel. "Damals schenkte der Gründer der westfälischen Stadt Hörde einer Antonius-Bruderschaft einen Weinberg, damit diese am Ostertag für ihn beten sollte - und die Mönche zündeten daraufhin jedes Jahr zur gleichen Zeit ein Freudenfeuer an." Im 16. und 17. Jahrhundert wurden Feuer im öffentlichen Raum von der Obrighkeit verboten - aus Angst vor Bränden. Und so kam es, dass weltliche Osterfeuer erst im 18. beziehungsweise 19. Jahrhundert auftauchten. "Das war oft ein Fest, organisiert von jungen Leuten - meist von Junggesellen eines Ortes. Deren Feste hatten immer etwas mit Beziehungsanbahnung zu tun." Und das hat sich bis heute nicht geändert.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort