Wesel Betrüger scheitern an Weseler Firma Isis

Wesel · Mit einer Überzahlungsmasche wollte ein Ganove wohl den Spezialisten für IT-Lösungen Isis erleichtern. Mitarbeiterin Susanne Ising witterte den Versuch und warnt auch Privatleute. Die Polizei spricht von "Riesenbandbreite" von Methoden.

 Susanne Ising, Vertriebsmitarbeiterin bei der Weseler Firma Isis, ließ sich nicht von dem verlockend hoch ausgestellten, aber schlecht gefälschten Scheck eines angeblichen Kunden täuschen.

Susanne Ising, Vertriebsmitarbeiterin bei der Weseler Firma Isis, ließ sich nicht von dem verlockend hoch ausgestellten, aber schlecht gefälschten Scheck eines angeblichen Kunden täuschen.

Foto: Jana Bauch

Die Masche im Internet ist so dreist wie alltäglich: Eine Mail in schlechtem Englisch oder noch schlechterem Deutsch mit einem Hilferuf: Der Onkel des Absenders sitze im tiefen Afrika auf einer Tüte Rohdiamanten. Die muss außer Landes geschafft werden, doch es fehlen noch ein paar Euro fürs Porto... Wer hier einen Betrug wittert, liegt vollkommen richtig. Aber es geht auch subtiler: Und damit gefährlicher. Ein gutes Näschen bewies jetzt Susanne Ising, Vertriebsmitarbeiterin der Weseler Firma Isis. Sie witterte schnell die Unsauberkeit einer Methode, mit der nicht nur Betriebe, sondern auch oft Privatleute hinters Licht geführt werden sollen. Dabei handelt es sich um die Überzahlungsmasche, mit der Sicherheit vorgegaukelt wird.

 2500 Euro wollte der Kunde mit diesem Scheck für ein 330-Euro-Produkt schon mal anweisen. Offenbar, um Ernsthaftigkeit vorzutäuschen.

2500 Euro wollte der Kunde mit diesem Scheck für ein 330-Euro-Produkt schon mal anweisen. Offenbar, um Ernsthaftigkeit vorzutäuschen.

Foto: Jana Bauch

Isis aus dem Hanseviertel ist bekannt für IT-Lösungen und Entwicklungsdienstleistungen in Funk- und Mobiltechnik, außerdem auf vielen Plattformen tätig. Zum Beispiel bei Ebay. Auf ein dort von Isis angebotenes Notrufsystem im Wert von 330 Euro meldete sich ein Kunde, der nach einigem Mail-Verkehr einen Scheck über 2500 Euro schickte. Damit auch ja nichts schiefgeht. Abgeschickt von einem radebrechend korrespondierenden Frank Moore aus England, im Kleingedruckten fehlerhaft, zudem nicht auf die Firma, sondern auf Ising ausgestellt, die das Papier für eine ganz schlechte Fälschung hält. Sie teilte besagtem Moore mit, dass sie einen neu und richtig ausgestellten Scheck bräuchte, und wartet nun in aller Ruhe ab. "In vier Wochen platzt der Scheck", ist sie sich sicher, meldete den Fall der Polizei und sieht auch private Anbieter in Gefahr, unverhofft Opfer zu werden. Beim Verkauf eines Autos oder eines Wohnzimmertischs zum Beispiel. Dann sei am Ende das Auto weg und kein Geld da. Susanne Ising bringt die Methode mit der sogenannten Nigeria-Connection in Verbindung, die sich seit Jahren unter anderem mit Vorauszahlungsbetrug online betätigt und Leichtgläubige prellt.

Die Kreispolizei Wesel rät Opfern, solche Fälle unbedingt anzuzeigen. Man wolle das Dunkelfeld aufhellen. "Wir glauben, dass es viel mehr Taten als Anzeigen gibt", sagte Polizeisprecherin Sabine Kunst auf Anfrage der RP. Es gebe eine Riesenbandbreite von Methoden. Den von Susanne Ising geschilderten Überzahlungstrick gebe es schon mehr als zehn Jahre. Er komme aber im Kreis Wesel nicht so häufig vor.

Öfter indes, so Kunst weiter, würden via Internet Frauen auf Partnersuche abgezogen. Sie würden in Mails von dunkelhäutigen, angeblichen US-Soldaten angeschrieben, die auch Fotos mitschicken. Über Monate hielten sich solch schriftliche Kontakte. Am Ende komme von einem fernen Stationierungsort wie Afghanistan die Schilderung, dass hohe Summe ins Ausland müssten, aber für die Überweisung Geld fehle. Das klingt abwegig, hat aber ebenso Erfolg wie die sogenannte Microsoftmasche, die laut Kunst recht häufig auch am Niederrhein angewandt wird: Aus Indien kommen Anrufe auf Englisch. Der Gesprächspartner gibt sich als Microsoft-Mitarbeiter oder Mitglied einer Antivirenpolizei aus. Sie hacken sich über Remote, also Fernzugriff, auf den Rechner des Opfers ein und räumen im Extremfall, wenn es Online-Banking praktiziert, dessen Konto leer.

Eine andere Methode des Computer-Betrugs ist das Vortäuschen von Trojanern, für deren Entfernung dreistellige Beträge fällig werden oder gleich ein Sicherheitsabo abgeschlossen werden muss. "Opfer kommen aus allen Schichten der Gesellschaft", sagte die Kreis-Polizeisprecherin Sabine Kunst und machte auf eine Grundskepsis aufmerksam, die jeder haben sollte: "Keiner verschenkt einfach Geld. Kommt also ein viel zu hoher Scheck, ist Vorsicht geboten."

(RP)
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