Wesel Betuwe: Frust bei Glas-halb-voll-Typen

Wesel · Die RP hat zwei Gärtner in der Feldmark besucht, die wegen des Lärmschutzes und des dritten Gleises an der Strecke Arnheim-Oberhausen Grundstücke an die Bahn abtreten sollen. Beide beklagen fehlende Informationen.

 Gärtnermeister Arnd Lohmeier (oben) aus der Feldmark wird irgendwann in den nächsten Jahren seine vier Gewächstunnel nahe der Betuwe-Linie für ein Rückhaltebecken räumen müssen. Damit verliert er ein Drittel seines Betriebes. Es ärgert ihn, dass die Bahn noch nicht in Kaufverhandlungen eingetreten ist und er "null Planungssicherheit" hat. Ähnlich geht es seinem Kollegen Jürgen Rohde. Die Bahn braucht einen Teil seiner Wiese, auf der jetzt noch seine Ponys Luna (vorne) und Monti grasen. "Ich würde gerne den Betrieb vergrößern. Auch mir fehlt Planungssicherheit.

Gärtnermeister Arnd Lohmeier (oben) aus der Feldmark wird irgendwann in den nächsten Jahren seine vier Gewächstunnel nahe der Betuwe-Linie für ein Rückhaltebecken räumen müssen. Damit verliert er ein Drittel seines Betriebes. Es ärgert ihn, dass die Bahn noch nicht in Kaufverhandlungen eingetreten ist und er "null Planungssicherheit" hat. Ähnlich geht es seinem Kollegen Jürgen Rohde. Die Bahn braucht einen Teil seiner Wiese, auf der jetzt noch seine Ponys Luna (vorne) und Monti grasen. "Ich würde gerne den Betrieb vergrößern. Auch mir fehlt Planungssicherheit.

Foto: Nikolei

Gärtnermeister Arnd Lohmeier gehört zu den Menschen, deren Gläser immer halb voll sind. Doch auch Optimisten wie ihm vergeht hin- und wieder das Lachen. Vor allem, wenn es um das Stichwort Betuwe geht. Lohmeier, der mit seiner Familie unmittelbar an der Bahn in der Feldmark lebt und dort auch seinen Betrieb hat (Gärtnerei Terlinden), ist einer von gut 2500 Einwendern für den Weseler Ausbauabschnitt. Und er war einer der wenigen, der vergangene Woche von Montag bis Donnerstag täglich mehrere Stunden darauf gewartet hat, während des Erörterungstermins zum Ausbau der Bahnstrecke von den Verantwortlichen der Bahn und der Bezirksregierung Antworten zu erhalten. Antworten, die für ihn als Unternehmer so wichtig sind. "Man sitzt da, wie ein Angeklagter. Als wenn wir, die Anwohner, Schuld hätten. Und dann kommt man nicht einmal zu Wort."

Im RP-Gespräch berichtet er davon, dass er vor drei Jahren in einer ersten Stellungnahme der Bahn erfahren habe, dass man womöglich ein Drittel seiner gesamten Produktionsfläche brauche, um dort ein Rückhaltebecken zu bauen, in dem das Wasser an der neuen Bahnhaltestelle in der Feldmark gesammelt werden soll. "Doch erst vor wenigen Tagen habe ich erfahren, dass trotz meiner Einwendung die Planung bestehen bleibt."

Wesel: Betuwe: Frust bei Glas-halb-voll-Typen
Foto: KLaus Nikolei

Das Hauptproblem für Lohmeier: Während die Bahn offensichtlich schon mit Nachbarn über benötigte Grundstücke gesprochen und ihnen Angebote gemacht hat, ist bei ihm noch niemand vorstellig geworden. Und weil bei der Erörterung in der Niederrheinhalle der Punkt "Betriebsangelegenheiten" ins Frühjahr 2017 verschoben wurde, ist der Frust groß. Denn: "Ich habe null Planungssicherheit, weiß nicht, wann meine Fläche, auf der vier Gewächstunnel stehen, verkauft oder enteignet werden soll."

Nur einen Steinwurf von Arnd Lohmeier entfernt - zwischen der Bahnstrecke Emmerich-Oberhausen und dem Gleis des "Bocholters" - lebt und arbeitet sein Kollege Jürgen Rohde. Auch er ist ein Glas-halb-voll-Typ. Doch auch ihn frustriert, was er da vergangene Woche in der Niederrheinhalle erlebt hat. "Mir hat das alles praktisch nichts gebracht. Wenn es wirklich interessant wird bei der Erörterung - also im März, April oder Mai - , dann haben wir in unserem Betrieb Hochsaison, dann kann ich nicht weg."

Sein Hauptproblem: Auf einen Teil der Wiese zwischen der Bahnlinie und seinen Gewächshäusern ist die Bahn angewiesen. Zum einen, um das dritte Gleis zu bauen. Zum anderen, um eine neue, mehr als fünf Meter breite Straße anzulegen. Außerdem wird ein Großteil der Grünfläche, auf der seine beiden Ponys Luna und Monti grasen, mindestens für zwei Jahre benötigt, um dort Baumaterial zu lagern. Auch Rohde beklagt, dass er nicht planen kann, weil niemand von der Bahn mit ihm bislang das Gespräch gesucht hat. "Ich bin jetzt 49, muss noch 15 und mehr Jahre arbeiten und würde gerne meinen Betrieb erweitern. Doch weil ich keine Planungssicherheit habe, ist das unmöglich." Und wenn die Bahn einfach noch nicht wisse, wann der Fußgängertunnel am Holzweg und die neue Straße gebaut werden, "dann", so sagt er, "soll sie wenigsten meine Wiese schon mal anpachten." Wobei er genau weiß, dass dies nicht geschehen wird. Den Kopf steckt er natürlich trotzdem nicht in den Sand. Rohde ist halt ein Glas-halb-voll-Typ.

(RP)
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