Wesel Biotonne wird im neuen Jahr günstiger

Wesel · Damit mehr Haushalte als bislang die braune Tonne bestellen, wird die Gebühr im nächsten Jahr um 29 Prozent gesenkt.

 ASG-Chef Ulrich Streich hat vor fast einem Jahr die Biotonne in Wesel eingeführt. Im großen RP-Interview zieht er nun Bilanz.

ASG-Chef Ulrich Streich hat vor fast einem Jahr die Biotonne in Wesel eingeführt. Im großen RP-Interview zieht er nun Bilanz.

Foto: Malz

Vor fast genau einem Jahr wurde in Wesel die "freiwillige" Biotonne eingeführt. Um im kommenden Jahr den sogenannten Anschlussgrad von aktuell knapp 20 Prozent zu erhöhen, wird die Gebühr gesenkt. So hat es der Rat jüngst ohne weitere Debatte entschieden. Und das ist auch ganz im Sinne von ASG-Chef Ulrich Streich, der im RP-Interview Bilanz zieht.

Während der jüngsten Ratssitzung hat Axel Paulik von den Grünen beklagt, dass wegen der öffentlichen Diskussion um die drei Euro für die Anlieferung von Grünschnitt völlig untergegangen sei, dass die Gebühr für die Biotonne sinkt.

Streich Richtig. Und zwar deutlich um 29 Prozent. Das heißt, ab Januar zahlen Kunden für das 80-Liter-Gefäß 50 statt bisher 70 Euro. 120 Liter kosten dann nur noch 75 statt 105 Euro. Und bei der 240-Liter-Tonne sinkt die Gebühr von 210 auf 150 Euro.

Wie viele Haushalte haben sich bislang für die Biotonne entschieden? Und: Sind Ihre Hoffnungen erfüllt worden?

Streich Wir haben 2750 Behälter ausgeliefert. Das entspricht einem Anschlussgrad von knapp 20 Prozent. Als wir damals mit Hilfe eines Beratungsunternehmens den Bedarf ermittelt haben, sind wie von einem Anschlussgrad von 50 Prozent ausgegangen. Uns war natürlich klar, dass wir dieses Ziel erst nach ein paar Jahren erreichen werden. Bis Ende 2015 hoffen wir, dass 3500 Haushalte eine Biotonne haben werden.

Anfangs gab es Bedenken, wie denn die Qualität des Biomülls sein würde.

Streich Der Bioabfall ist sehr sauber, weil die Sache ja auch auf freiwilliger Basis läuft und nur die Weseler mitmachen, die von der Sache überzeugt sind. Und mit 830 Tonnen Biomüll haben wir 130 Tonnen mehr gesammelt, als kalkuliert. Allerdings gibt es da ein Problem.

Welches genau?

Streich Wir haben ein Problem mit den kompostierbaren Beuteln, die es im Handel gibt und die Plastiktüten nicht unähnlich sind. Denn die brauchen drei Monate, bis sie komplett zersetzt sind. Der Kompostiervorgang in Asdonkshof dauert aber nur sechs Wochen, so dass die Beutel aussortiert werden müssen.

Gibt es Alternativen?

Streich Tüten aus braunem Packpapier nutzen. Die kompostieren sich schon nach kurzer Zeit.

Gab es eigentlich Probleme mit den Biotonnen in den feuchtwarmen Sommermonaten?

Streich Wir haben durch Broschüren die Kunden darauf aufmerksam gemacht, dass die Tonnen möglichst im Schatten stehen sollten und man beim Befüllen Zeitungspapier dazwischen legt. So kann man Madenentwicklung und Geruchsbildung entgegenwirken. Mir sind nur einige wenige Fälle bekannt, dass Kunden aus hygienischen Gründen die Tonne abbestellt haben.

Wie sieht es mit den anderen Müllgebühren aus im nächsten Jahr?

Streich Beim Restmüll bleiben die Gebühren gleich. Das hat auch damit zu tun, dass die Einführung der braunen Tonne dazu beigetragen hat, dass deutlich weniger Bioabfall im Restmüll landet. Das ist natürlich eine Gegenfinanzierung.

Ums Geld ging es zuletzt ja auch beim Thema Grünschnitt. Die vielen Weseler, die mit Kleinstmengen zum Wertstoffhof fahren und dort für Staus sorgen, bereiten Ihnen bekanntlich Sorge. Wie ist da der Stand der Dinge?

Streich Wir haben von der Politik im Betriebsausschuss den Auftrag bekommen, Mitte April Vorschläge für organisatorische Lösungen zu machen. Sprich: Verlängerte Öffnungszeiten oder bauliche Vergrößerung des Wertstoffhofes. Genau das werden wir machen. Dazu muss man wissen, dass das Mehrkosten verursacht und wir diese Mehrkosten auf den Gebührenzahler umlegen werden.

Könnte man denn zunächst nicht versuchen, die Bürger zu sensibilisieren, einfach seltener zu Ihnen zu fahren?

Streich Das tun wir ja. Unsere Mitarbeiter sprechen die Leute an, die oft wegen kleinsten Mengen zu uns kommen. Offensichtlich haben sich nämlich viele an den Service gewöhnt, so dass sie sich nicht die Mühe machen, etwas zwischenzulagern. So können wir die Bürger nur bitten, dass sie sammeln und sie sich die eine oder andere Fahrt sparen. Das würde auch der Umwelt dienen.

Hat man sich beim ASG schon mal Gedanken gemacht, das Problem auf witzige Art und Weise darzustellen? So im Stil der Imagekampagne "Wesel am R(h)einsten"?

Streich Darüber denken wir nach. Und wir möchten Anfang des nächsten Jahres mit der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beginnen. Vielleicht zeigt das ja Wirkung, so dass sich die Anlieferungszahlen beim Grünschnitt verringern.

KLAUS NIKOLEI FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(RP)
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