Wesel Bislich: Rhein wird mit Biotop verbunden

Wesel · Das vor einem Jahr gestartete, von der EU und dem Land NRW mit 2,6 Millionen Euro geförderte Naturschutzprojekt biegt in die Zielgerade ein. Die Nebenrinne zum Rhein soll Heimat für bedrohte Tier- und Pflanzenarten werden.

 Mit Hilfe eines Kranwagens wurden gestern unweit des Fähranlegers in Bislich mehrere Betonteile für das neue Einlaufbauwerk an die richtige Stelle gesetzt.

Mit Hilfe eines Kranwagens wurden gestern unweit des Fähranlegers in Bislich mehrere Betonteile für das neue Einlaufbauwerk an die richtige Stelle gesetzt.

Foto: Klaus Nikolei

In Nordrhein-Westfalen gibt es rund 30 Umwelt- und Naturschutzvorhaben, die im Rahmen des EU-Förderprogramms Life finanziell unterstützt werden. Eines davon steht kurz vor der Fertigstellung: das vor gut einem Jahr gestartete Projekt Nebenrinne Bislich-Vahnum.

Wer gelegentlich mit der beliebten Rheinfähre Keer tröch nach Xanten übersetzt, wird vermutlich in den vergangenen Monaten Bauarbeiten unterhalb des Deichs beobachtet haben. Für 2,6 Millionen Euro werden dort ehemalige Abgrabungsgewässer zu einem 1,4 Kilometer langen Seitenarm des Rheins verbunden. "Wir wollen so die Voraussetzungen schaffen, dass sich hier seltene Tier- und Pflanzenarten ansiedeln", erklärt Thomas Chrobock, Mitarbeiter der Nabu-Naturschutzstation Niederrhein mit Sitz in Kranenburg, die zusammen mit der Bio-Station in Wesel, dem Büro Koenzen und der Uni Köln (Außenstelle Grietherbusch) das Projekt koordiniert.

Damit - entsprechender Pegelstand vorausgesetzt - künftig Rheinwasser in das alte Auskiesungsgewässer strömen kann, wurden gestern mehrere U-förmige Betonfertigteile mit Hilfe eines Krans in den zuvor naturnah gestalteten Lauf mit seinen verschiedenen tiefen Teilbereichen gesetzt. In einigen Wochen, wenn das sogenannte Einlassbauwerk fertig ist, soll das Wasser des Rheins durch zwei jeweils 1,55 Meter breite und 20 Meter lange Durchlässe in den nördlichen Teil der Rinne fließen.

Die war übrigens ursprünglich als durchströmende Nebenrinne zum Rhein von mehr als zwei Kilometer Länge geplant. Doch scheiterte dieses Vorhaben, weil nicht alle Besitzer der dafür benötigen Grundstücke zum Verkauf bereit waren. Gleichwohl bleibt die Option zur Weiterentwicklung zur am Ende dann doch durchströmenden Nebenrinne erhalten.

Nicht nur die EU und das Land NRW sind an der Förderung des Projektes mit jeweils etwa 50 Prozent beteiligt. Weitere Förderer sind die Kurt-Lange- und die Michael-Otto-Stiftung. Auch die Naturschutz- und die Bio-Station beteiligen sich an den Kosten.

In der Nebenrinne Bislich-Vahnum werden sich nach Überzeugung der Naturschützer seltene Pflanzen- und Tierarten ansiedeln. Darunter auch der Nordseeschnäpel und weitere Wattvögel, die das Rheinvorland als Brutgebiet nutzen. Auch die vom Aussterben bedrohte Kreuzkröte soll hier ideale Voraussetzungen finden, um die Population zu stärken.

Das Naturschutzprojekt hatte Mitte März in Bislich für reichlich Gesprächsstoff gesorgt. Denn der aufgeschüttete Erdwall in der Nebenrinne konnte dem Hochwasser nicht standhalten, so dass sich das Erdreich in den Fluten verteilte. Gut die Hälfte des Walls wurde weggespült. Ein Beweis dafür, wie groß die Macht des Wassers ist. Eine Gefahr für den Bislicher Banndeich soll es aber nach Angaben des zuständigen Deichverbandes Bislich-Landesgrenze nicht gegeben haben, weil er weit genug weg ist.

Im Frühjahr beziehungsweise Sommer 2018 soll das Naturschutzprojekt bei einer Feier der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

(RP)
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