Schermbeck Brichter Alpakas mobilisieren Patienten

Schermbeck · Bewohner des Hauses Kilian besuchten die Lopaka-Ranch der Familie Lorei. Einige der friedfertigen und neugierigen Tiere aus der Familie der Kamele werden schon in der Entspannungstherapie eingesetzt.

 Die Alpakas der Lopaka-Ranch in Bricht genossen die Streicheleinheiten der Bewohner des Hauses Kilian sichtlich.

Die Alpakas der Lopaka-Ranch in Bricht genossen die Streicheleinheiten der Bewohner des Hauses Kilian sichtlich.

Foto: Scheffler

Pferde, Kühe, Schafe und Schweine sind keine Besonderheiten im ländlichen Raum Schermbecks. Aber Tiere, die Kamelen und Lamas ähneln und die normalerweise in den Anden leben, kriegt man hier nicht alle Tage zu sehen. Umso mehr freuten sich die Bewohner des Behindertenwohnheims Haus Kilian über die Einladung zum Besuch der Lopaka-Ranch in Bricht, wo sich Simone und Holger Lorei und die Tochter Talina seit 2012 mit der Aufzucht von Alpakas befassen. Während des letzten Festes "Schöne alte Weihnachtszeit" zeigte die Familie auch einige Alpakas. Im Gespräch zwischen Kilian-Leiterin Birgit Förster und Wolfgang Lensing (Volksbank) über den nächsten Ausflug wuchs die Idee zur Besichtigung an der Alten Fährstraße 12. Die Volksbank versprach die Übernahme des Fahrdienstes. Lensing und Kollegin Annika Friedrich begleiteten jetzt die Heimbewohner zur Ranch. Dort durften die Tiere nicht nur gefüttert werden, sondern auch die vielen Streicheleinheiten der Besucher genießen. Daneben gab es jede Menge Infos über Alpakas.

Ihr Sohlenpolster zum Beispiel verhindert tiefe Eindrücke im Untergrund, so dass die Alpakas auch in der hiesigen Region als Weidetiere nachgefragt werden. "Alpakas sind ruhiger als Schafe und geruchslos", berichtet Holger Lorei. Außerdem seien sie Latrinengänger, die sich alle gemeinsam an dieselbe Stelle begeben, während Schafe ihr "Geschäft" auf der Fläche verteilen.

In Bricht gehören zur hauseigenen Herde 25 Tiere, 18 Stuten und sieben Hengste. Die Alpakas vertragen sich gut mit den vier Pferden der Familie Lorei. Viel Arbeit steht täglich an, zumal sich die Familie Lorei noch die Zeit nimmt, mit den eigenen Alpakas und Pferden bei Veranstaltungen deren harmonisches Miteinander zu zeigen. Im März erlebten dies rund 5000 Zuschauer bei der Equitana in Essen.

Einmal jährlich werden die Alpakas geschoren, wobei jedes Tier drei bis sechs Kilogramm Wolle liefert, von der zur Weiterverarbeitung aber nur etwa die Hälfte dient. Die Fasern sind hohl und isolieren hervorragend. Im Winter schützen Kleidungsstücke aus Alpaka-Wolle vor der Kälte von außen und verhindern Austritt der Körperwärme. Alpaka-Wolle ist strapazierfähig, schmutz- und feuchtigkeitsabweisend und lässt UV-Strahlen nicht durch.

Neben Zucht und Wollvermarktung entwickelt sich ein weiteres Standbein. Entspannungstherapeutin Sabine Hartmann aus Kirchhellen bildet die Tiere aus und nutzt ihr Sozialverhalten. Sie sind friedfertig und neugierig. Das merkte man, als die Tiere nicht vor den zwei Dutzend unbekannten Menschen zurückschreckten. Inzwischen wurden drei Alpakas von der Ranch zu Therapiezwecken in einem Awo-Senioren-Wohnheim in Niederzier eingesetzt. Der Umgang ihnen mobilisiert Demenzkranke positiv. Die Tiere begleiten die Pfleger zu den Patienten und scheuen nicht davor zurück, Treppen zu steigen oder mit dem Fahrstuhl zu fahren. Auf den Zimmern lassen sich die Tiere gerne von den Heimbewohnern anfassen.

Die Familie Lorei bietet Gruppen die Besichtigung ihrer Farm an. Im Hofladen werden Produkte aus Alpaka-Wolle angeboten. Kontakt: Tel. 02853 861780; info@lopaka.de

(hes)
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