Hamminkeln/Birmingham Britischer Fotograf färbt historisches Bild neu ein

Hamminkeln/Birmingham · Schwarz-Weiß-Bilder nachkoloriert: Das Foto eines amerikanischen Soldaten 1945 in Hamminkeln ist Teil eines jetzt erschienenen spektakulären Bildbandes.

 Die nachkolorierte Aufnahme zeigt einen stillen Moment des zerstörerischen Krieges: Sergeant Major Evans untersucht nach der Luftlandung in Hamminkeln am 25. März 1945 deutsche Soldatenhelme.

Die nachkolorierte Aufnahme zeigt einen stillen Moment des zerstörerischen Krieges: Sergeant Major Evans untersucht nach der Luftlandung in Hamminkeln am 25. März 1945 deutsche Soldatenhelme.

Foto: Paul Reynolds / mediadrumworld.com

Das Foto ist historisch: Es zeigt den britischen Sergeant Major Evans, wie er am 25. März 1945 nach der Landung der Alliierten in Hamminkeln Helme deutscher Soldaten inspiziert. Nichts Kriegerisches ist mehr in diesem Bild, das dennoch für den Sieg der Alliierten über Nazi-Deutschland steht. Der britische Fotograf Paul Reynolds hat dieses frühere Schwarz-Weiß-Foto nachbearbeitet. "Retrographic" heißt der Bildband, in dem das Hamminkelner Zeitdokument erschienen ist. Untertitel: "Die aufregendsten Bilder der Geschichte in lebendige Farben transformiert." Herausgegeben wurde das Buch von Michael D. Carroll.

Hamminkeln/Birmingham: Britischer Fotograf färbt historisches Bild neu ein
Foto: Verlag

Evans war Teil des Regiments, das in der "Operation Varsity" (dt. Operation Schulmannschaft) im März 1945 am Niederrhein den Rhein überquerte. Aus der Luft kamen die englischen und amerikanischen Soldaten mit 1500 Transportflugzeugen sowie 1300 Lastenseglern mit dem Ziel, nordwestlich von Wesel einen Brückenkopf über den Rhein zu bilden, um zusammen mit Streitkräften im Raum Remagen die industriell geprägten Räume an Rhein, Emscher, Wupper und Sieg im Ruhrkessel einzunehmen. Knapp 21.000 Soldaten wurden eingesetzt. Ihre Aufgabe: die Stellungen der Wehrmacht im Diersfordter Wald einnehmen. Die Alliierten gewannen die Schlacht, auf beiden Seiten gab es hohe Verluste. Das Bild allerdings erzählt nichts vom Krieg - es beleuchtet eine friedliche Szene.

Der Herausgeber Michael D. Carroll ist fotografischer Direktor der Agentur Media Drum World mit Sitz in Birmingham. Fotografisch bearbeitet wurden die Bilder von seinem Kollegen Paul Reynolds (48). In seinem neuen Bildband sind einige Bilder aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs enthalten, allesamt nachkoloriert. Kriegsszenen, sowohl Wehrmachtsangehörige als auch Truppen der Alliierten sind zu sehen. Die Bearbeitung der Fotos lässt Details erkennen, wo vorher nur ein monochromer Hintergrund war.

Das Hamminkelner Motiv sticht deshalb heraus, weil es anders als die übrigen einen stillen Moment dieses zerstörerischen Krieges zeigt. Und nun, erstmals in Farbe, wirkt dieser Krieg noch realer, der Betrachter kommt der Szene noch näher. Das war die Idee von Carroll: Die Bearbeitung der Bilder soll helfen, den Betrachter noch intensiver in die jeweilige Zeit zu versetzen. Bilder aus zwei Jahrhunderten hat Reynolds bearbeitet.

"Ich habe schon ganz früh gemalt, die Bearbeitung der Bilder in Farbe war als relativ leicht für mich", sagt Michael D. Carroll. Probleme hätte oft eher der Zustand der Bilder gemacht. Viele seien von schlechter Qualität, geknickt, vom Wasser durchweicht oder beschädigt gewesen. Das habe er digital reparieren müssen. Das habe mehr Zeit als das eigentliche Kolorieren gekostet, im Ergebnis sorge diese Bearbeitung aber dafür, dass das Bild 100 Prozent schärfer wirkt.

Das Buch: Michael D. Carroll: "Retrographic", History's Most Exciting Images Transformed into Living Colour, Hardcover, 192 Seiten. Im Internetportal Amazon ist das Buch erhältlich.

(RP)
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