Schermbeck Bürgerinitiative gegen Windkraftzone

Schermbeck · 90 Bürger aus dem Bereich Wachtenbrink und Malberg haben gestern schriftlich ihren Protest erklärt.

"Wir, die Bürger vom Wachtenbrink, erklären hiermit ausdrücklich, dass wir mit der Planung der Windkraftanlage Nähe Lühlerheim nicht einverstanden sind und uns persönlich betroffen fühlen." So beginnt ein dreiseitiges Schreiben der Bürgerinitiative Wachtenbrink, das gestern der Gemeindeverwaltung Schermbeck ebenso überreicht wurde wie dem Landrat des Kreises Wesel.

90 Bürger aus dem Bereich Wachtenbrink und Malberg im Schermbecker Ortsteil Damm haben sich gegen die Ausweisung einer Konzentrationszone für Windkraftanlagen in ihrem Wohnumfeld ausgesprochen. Die Gemeinde hat im Bereich ihrer 110 Quadratkilometer großen Fläche vor, zwei Konzentrationszonen zu schaffen, eine in Rüste und eine östlich des Lühlerheimes (die RP berichtete). Im Rahmen einer frühzeitigen Bürgerbeteiligung besteht bereits jetzt die Möglichkeit, Einwände vorzutragen, und davon machen die Wachtenbrinker nun Gebrauch.

Juristischer Beistand wurde bislang nicht in Anspruch genommen. Die Bürger hoffen, dass die Politiker sich durch die Argumente der Bürger von dem potenziellen Standort einer Konzentrationszone vor ihrer Haustür abbringen lassen. Mehr als 20 Argumente führen sie an, die von Andrea Sulimma stellvertretend für alle Unterzeichner der Presse vorgestellt wurden.

Einige Argumente beziehen sich auf Gefahren und Belästigungen, die unmittelbar von Windkrafträdern (WKR) ausgehen. "Der Lärm der Rotorblätter wird sehr weit zu hören sein, da keine großen Gebäude die Geräusche dämmen", heißt es in dem Schreiben der Bürger. Hinzu kämen blinkende Befeuerungen der etwa 200 Meter hohen WKR, welche die Menschen in ihrer Nachtruhe und die Tiere in ihrer Nachtaktivität stören würden.

"WKR töten Tiere, auch besonders schützenswerte Arten", sind die Bürger überzeugt und verweisen auf Scharen von Zugvögeln, die jährlich über das Gebiet fliegen, auf Fledermäuse und auf gefährdete Tierarten wie Feldlerchen, Rauchschwalben, Kiebitze und Silbermöwen. Turmfalken und Abendsegler seien ebenfalls beobachtet worden. Verwiesen wird auf das ökologische Gutachten der Firma "ecoda", in dem zehn streng geschützte Brutvogelarten aufgelistet werden. Die Bürger bemängeln auch, dass die Auswirkungen auf das Weidevieh nicht ausreichend untersucht worden seien.

"Wir sind keine Gegner der erneuerbaren Energie, wenn sie in Einklang mit dem Schutz der Gesundheit der Bürger steht und die Artenvielfalt der hier lebenden geschützten und gefährdeten Tiere sowie des Landschaftsbildes nicht nachhaltig belastet wird", räumen die Bürger ein und verweisen zugleich auf den Wertverlust ihrer Immobilien in Höhe von 40 bis 80 Prozent.

Die Bürger sehen auch eine Gefährdung für den Fremdenverkehr, für Spaziergänger und für die Nutzer des Campingplatzes am Wachtenbrink und formulieren deshalb eindeutig: "Dieser Ort der Erholung soll nun bebaut werden, das können wir nicht akzeptieren."

Die Bürgerinitiative bemängelt, dass bislang die Auswirkungen eines Windparks "auf das nahe Naturschutz- und Landschaftsschutzgebiet Dämmerwald und die angrenzende Wald- und Biotopzone nicht ausreichend untersucht und damit auch nicht genügend berücksichtigt" worden seien.

Enttäuscht sind die Bürger darüber, dass die Stiftung Lühlerheim ihre Ländereien für den Bau von Windrädern zur Verfügung stellen möchte. Das passe nicht zu einer sozialen Einrichtung, dass ihr die Belange der Menschen in der Nachbarschaft so gleichgültig seien. In dem weiteren Verfahren will sich die Bürgerinitiative Wachtenbrink auch nach der Offenlage mit Eingaben beteiligen. An die Politiker appellieren sie, auf keinen Fall zuzulassen, dass der Mindestabstand von 800 auf 600 m reduziert werde, wie es der Investor "SL Naturenergie GmbH" aus Gladbeck zwischenzeitlich beantragt habe.

(hes)
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