Weseler Bürgermeisterwahl: Trio im Rededuell

Weseler · Im Rahmen der RP-Serie "Den Puls gefühlt" stellte RP-Redaktionsleiter Thomas Hesse den Bürgermeisterkandidaten von CDU, SPD und Linke bei einer Podiumsdiskussion kritische Fragen zu aktuellen Weseler Themen. 140 Zuhörern gefiel's.

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Trotz des Champions-League-Halbfinals Bayern gegen Real Madrid strömten Dienstagabend mehr als 140 politisch interessierte RP-Leser zur bislang einzigen öffentlichen Podiumsdiskussion mit den Weseler Bürgermeisterkandidaten von CDU, SPD und Linke. Im großen Vortragsraum des Hauses der Gesundheit des Marien-Hospitals löcherte Thomas Hesse, Leiter der Weseler RP-Lokalredaktion und Moderator des Abends, Herausforderer Jürgen Linz (CDU), die Titelverteidigerin Ulrike Westkamp (SPD) und Norbert Segerath (Linke) gut zwei Stunden mit kritischen Fragen, Thesen zur Weseler Ortspolitik und entlockte ihnen dabei so manch deutliche politische Aussage. Ein informativer und unterhaltsamer Abend, bei dem die drei Bewerber um den Platz an der Verwaltungsspitze respektvoll miteinander umgingen - manchmal auch zu brav. Wer vier Wochen vor der Kommunalwahl einen deutlichen verbalen Schlagtausch erwartet hatte, wurde nur begrenzt bedient.

In der Aufwärmrunde gab Thomas Hesse seinen Gästen die Gelegenheit, sich kurz und knapp vorzustellen: "Zehn Hauptsätze, bitte." Während Ulrike Westkamp ("Das ist mein dritter Wahlkampf, der mir viel Freude macht") leicht das Ziel verfehlte (Hesse munter: "Danke für 20 Haupt- plus Nebensätze"), hielten sich die Linz ("Ich möchte mein Hobby Politik mit meinem Beruf in der Verwaltung verknüpfen") und Segerath ("Nach 38 Jahren beim TÜV bin ich jetzt Rentner im Unruhestand") ziemlich genau an die Vorgabe. Der persönlichen Stärken- und Schwächenanalyse (siehe "Wörtlich") folgte die Frage, ob jeder Kandidat 100 Euro auf seinen Wahlerfolg setzen würde. Segerath (ehrlich): "Never." Linz (selbstbewusst): "100 Euro würde ich einsetzen." Westkamp (schlagfertig): "Ich würde mehr einsetzen." Beifall.

Dann wurde es Ernst. Der Moderator forderte von seinen Gesprächspartnern klare Aussagen zu verschiedenen Themen.

Gesamtschule Weil Jahr für Jahr Dutzende Bewerber an der Lauerhaas-Gesamtschule abgelehnt werden, fordert Segerath im Sinne der Eltern eine zweite Gesamtschule in der Innenstadt. Linz und Westkamp sind sich einig, dass der Elternwille entscheidend sei, man aber aktuell keinen Veränderungsbedarf sehe.

Um Grundschulen auch in Randlagen dauerhaft erhalten zu können, fordern Linz und Segerath kleinere Klassen und mehr Lehrer. Westkamp erklärt, dass man intensiv daran arbeiten müsse, Bauland für junge Familien anzubieten, um durch mehr Kinder Schulen erhalten zu können.

Tafel Für Segerath ist "blamabel, dass wir eine Tafel brauchen, damit Menschen genug zu essen haben". Linz beklagt, dass die anderen Parteien dem Vorbild der CDU nicht gefolgt seien, dem finanziell angeschlagenen Weseler Tafelverein unter die Arme zu greifen. Und die amtierende Bürgermeisterin ("Ich stehe in engem Kontakt mit dem Tafel-Vorsitzenden") betont, dass das Thema Tafel "ein abendfüllendes ist".

Jürgen Linz sprach sich unter anderem gegen weitere linksrheinische Anlagen aus und schlug vor, die Stromerzeugung mit Hilfe von speziellen Wasserbojen untersuchen zu lassen. "Ein schöner Gedanke, doch die Technik ist nicht ausgereift", warf Norbert Segerath ein.

Während Westkamp die Wirtschaftsentwicklung in Wesel lobt, beklagt Linz, dass zu wenig Gewerbegebiete ausgewiesen würden, man sich nicht genügend um neue Firmen bemühe.

Die Sanierung einzelner Straßen, die die Bürgermeisterin als laufende Projekte der Stadt anführte, sind Linz zu wenig ("Wo drehen sich die Kräne?"). Er fordert, dass die Stadt die Voraussetzungen für die Ansiedlung eines Supermarkts schaffen müsse.

Nach den Kandidatenstatements appellierte Thomas Hesse: "Gehen Sie am 25. Mai zur Wahl. Beim letzten Mal lag die Wahlbeteiligung bei 54,6 Prozent - das ist ausbaufähig."

(RP)
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