Kreis Wesel Weiss (CDU) und Reuther (FDP) sind Wahlgewinner

Kreis Wesel · Die großen Parteien verlieren deutlich. Wesel weiter mit zwei Bundestagsabgeordneten. Frust bei der SPD. AfD legt zu.

Jubelnde Siegerin: Sabine Weiss (CDU) holte zwar weniger Stimmen als bei der Bundestagswahl 2013, sie kann dennoch zufrieden sein.

Jubelnde Siegerin: Sabine Weiss (CDU) holte zwar weniger Stimmen als bei der Bundestagswahl 2013, sie kann dennoch zufrieden sein.

Foto: Ekkehart Malz

Ähnlich wie im Bundestrend haben SPD und CDU im Wahlkreis Wesel I deutlich verloren: Die SPD verliert im Vergleich zur Bundestagswahl 6,2 Prozentpunkte bei den Zweitstimmen, die CDU liegt mit 5,7 Prozentpunkten Verlusten bei einem Wahlergebnis von 33,7 Prozent nur geringfügig besser. Sabine Weiss, CDU-Direktkandidatin, zeigte sich dennoch zufrieden. "Ich habe schon im Wahlkampf eine Ahnung gehabt, dass es schwer wird für uns." Dass allerdings die CDU ähnlich wie die SPD auf Bundesebene Verluste hinnehmen muss, hatte sie in dieser Deutlichkeit nicht geahnt. Eine Aufgabe in der neuen Regierung werde sein, "die AfD inhaltlich zu stellen", sagte Weiss. Noch unklar ist, welche Rolle Weiss, die derzeit stellvertretende Fraktionsvorsitzende ist, jetzt in Berlin spielen wird. Gestern antwortete sie auf die Frage nach ihrer künftigen Rolle in der Partei zögerlich. Weiss gilt als Merkel-Gefolgsfrau, hat einen guten Draht zur Kanzlerin. Wird dies belohnt?

 Renatus Rieger (AfD) liegt schwächer als im Bundestrend.

Renatus Rieger (AfD) liegt schwächer als im Bundestrend.

Foto: Malz Ekkehart

Stark war gestern die Wahlbeteiligung im Wahlkreis Wesel I: 77,1 Prozent, drei Prozentpunkte stärker als bei der letzten Bundestagswahl.

 Bernd Reuther (FDP, hier mit Ehefrau Heike) zieht in den Bundestag ein.

Bernd Reuther (FDP, hier mit Ehefrau Heike) zieht in den Bundestag ein.

Foto: Malz Ekkehart

Bei den Zweitstimmenergebnissen zeigen sich deutliche Unterschiede. Während die SPD in Wesel immerhin 29,2 Prozent der Zweitstimmen holt, in Hünxe immerhin 29 Prozent, kommt sie in Hamminkeln nur auf 24 Prozent und in Schermbeck auf 23 Prozent. Die AfD ist im Kreisgebiet besonders in Kamp-Lintfort und Rheinberg stark. Renatus Rieger, Kandidat im Wahlkreis Wesel I, kam gestern ins Kreishaus. Er sei hochzufrieden, sagte Rieger. Er wolle jetzt den Kreisverband aufbauen. Bernd Altmeppen, Politstratege der CDU aus Voerde und Vertrauter von Weiss, sagte zum AfD-Abschneiden: "Die Partei wird sich selber disqualifizieren. Diese Wähler müssen wir wieder zufrieden stellen." Überraschend ist das solide Ergebnis der Grünen im Wahlkreis. Nur im minimalen Bereich hat die Partei Verluste hinnehmen müssen. Die Grünen verzeichnen die wenigsten Wanderungsbewegungen zur AfD. Kandidat Stefan Meiners glaubt, dass die Grünen mit ihren Themen zu überzeugen gewusst haben.

Jürgen Preuß (SPD) konnte nicht gewinnen gegen Sabine Weiss.

Jürgen Preuß (SPD) konnte nicht gewinnen gegen Sabine Weiss.

Foto: Malz Ekkehart

Sichtbar gut gelaunt war Bernd Reuther, der mit Ehefrau Heike erschien. "Ich freue mich über das tolle Ergebnis meiner Partei", so Reuther, der der erste Bundestagsabgeordnete aus Wesel seit 1971 ist. Damals saß Egon Ramms (FDP) mehr als ein Jahrzehnt in Bonn.

Stefan Meiners (Grüne) ist gegen Jamaika.

Stefan Meiners (Grüne) ist gegen Jamaika.

Foto: Malz Ekkehart

Sabine Weiss, die mit Zwillingsschwester Gabi kam, wurde im Kreishaus immer wieder geherzt. Aus Kamp-Lintfort kam der SPD-Unterbezirksvorsitzende René Schneider, um seinem Parteifreund Preuß beizustehen. "Ich hätte mir heute gerne den Siegerkranz aufgesetzt. Und natürlich bin ich enttäuscht, dass die Partei auf 20 Prozent abgesackt ist. Aber unter diesen Bedingungen bin ich mit meinem Ergebnis zufrieden", so Preuß.

Um 21.58 Uhr stand das Ergebnis fest. Das Büro von Kreiswahlleiter Lars Rentmeister war zufrieden. In Sorge war er allerdings wegen der Ankündigung mehrerer AfD-naher Gruppierungen im Internet, als Wahlbeobachter in den Wahllokalen aufschlagen zu wollen - insbesondere aus Mehrhoog hatte es im Vorfeld Hinweise gegeben. Hintergrund waren teilweise falsche Zahlen bei der Landtagswahl im Frühjahr. Nur das Wahllokal Kita Alpsray fehlte kurz vor Schluss. "Ein Zählproblem" gab es, teilte der Kreiswahlleiter mit. Das war dann doch schneller behoben als befürchtet.

(RP)
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