Wesel Collegium vocale überzeugt mit Vielfalt

Wesel · Anlässlich des Patronatsfestes von Sankt Nikolaus gab der Chor am Sonntagabend ein festliches Konzert.

 Mitwirkende des Konzertes waren nicht nur die Mitglieder des Chores Collegium vocale, auch das Streicherensemble der Duisburger Sinfonietta war zugegen. Als Sprecher fungierte Pfarrer Stefan Sühling.

Mitwirkende des Konzertes waren nicht nur die Mitglieder des Chores Collegium vocale, auch das Streicherensemble der Duisburger Sinfonietta war zugegen. Als Sprecher fungierte Pfarrer Stefan Sühling.

Foto: Malz

Festlich war bereits der Einzug des Collegium vocale, das a capella mit "Wachet auf, ruft uns die Stimme" von Johann Sebastian Bach den besinnlich-adventlichen Konzertabend einläutete und mit wohligen Klängen den Raum füllte. "Die Hoffnung, die Erwartung, die in jedem Advent wachgerufen wird, wird heute in musikalische Bilder gekleidet und leuchtet in Klangfarben auf", sagte Domkapitular und Pfarrer Stefan Sühling zur Begrüßung. Bildhafte Kompositionen und die Verbindung zur biblischen Sprache hatte zuvor auch Willem Winschuh, der künstlerische Leiter, angekündigt.

Dieses Wachrufen zeigte sich in dem gregorianischen Gesang "Veni, Emanuel", den die Schola cantorum vortrug. Eingerahmt von Karin Kirsch und Norbert Killisch, beide an der Viola, mit der verträumten Fantasia I und II des Barock-Komponisten Henry Purcell, der zu Lebzeiten als der bedeutendste englische Komponist galt.

Die "Meditation über B-A-C-H", die Winschuh vor etwa fünf Wochen für vier Vokalsolisten, Violoncello, Saxophon, Orgel und Sprecher schrieb, wurde nicht in Blickrichtung der Zuhörer uraufgeführt. Winschuh, der selbst an der Orgel spielte, hatte seine Solisten mit in den hinteren Teil des Kirchenschiffs von Sankt Mariä Himmelfahrt genommen. Wer also seiner Neugier und Schaulust standhielt, konnte sich gänzlich auf das Klangexperiment einlassen, das dann folgte. Reibungsvolle Akkorde und energiegeladene Dissonanzen erzeugten den Eindruck, dass die Stimme, beziehungsweise der Ruf nach Emanuel, erst erprobt werden müsse. Glasklar intoniert waren diese Rufe, beinahe Klagen, die die vier Solisten Karolina Brachmann (Sopran), Silke Weisheit (Alt), Rüdiger Ballhorn (Tenor), Gabriel Craxton (Bass) ausstießen. Komplettiert wurde die Stimmgewalt durch die sonoren Klänge von Tenor- und Baritonsaxophon, abwechselnd virtuos gespielt von Dave Tchorz, der sogar, wenn kompositorisch möglich, den verhinderten Solisten am Violoncello ersetzte. Stefan Sühling als Sprecher aus dem vorderen Teil des Kirchenschiffs sprach ruhig die Textpassagen, die aus der deutschen Übersetzung des Adventslieds "Veni, Veni, Emanuel" stammen: "O, komm, du Schlüssel, schließe auf das Himmelreich." Diese durchkomponierte Klanginstallation mit der sehr modernen Figur des Sprechers, nahm sich die Zeit, im Raum zu schweben, und mündete dann in einen gesetzten Choral, der wie ein Ankerpunkt für die anderen Stücke des Konzertabends funktionierte.

Nach dem ebenfalls virtuos vorgetragenen "Nun komm, der Heiden Heiland", bei dem vor allem Tenor Rüdiger Ballhorn herausstach, entlohnten sich die vielen Proben des Collegium vocale abermals, das auf ganzer Linie überzeugte. Die Lesung aus dem Buch Jesaia beginnend mit "das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht", betonte einmal mehr an diesem kalt-verregneten Dezemberabend die Hoffnung auf das Licht.

Dann folgten das "Magnificat anima mea Dominum" von Dietrich Buxtehude und Vivaldis "Magnificat g-Moll", für die der Chor bereits im September die Probenarbeit aufgenommen hatte. Gespiegelt wurde diese Arbeit durch die tonale und harmonische Sicherheit des Chores.

Die Gesangs- und Instrumentalsolisten, das Streicherensemble der Duisburger Sinfonietta und die Instrumentalisten des Collegium vocale pausierten, als der Chor den fulminanten Konzertabend ebenfalls mit einem A-capella-Stück beschloss. Der Text für Josef Rheinbergers "Bleib bei uns, denn es will Abend werden" stammt so wie die der Magnificate aus dem LukasEvangelium. Diese Rahmung durch zwei reine Chorstücke aus verschiedenen Epochen mag auf die Anfänge des Chores zurückgehen, der 1979 von Willem Winschuh gegründet wurde und zu Anfang reine A-capella-Musik diverser Stilepochen pflegte.

(leho)
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