Wesel Countdown bis Heiligabend läuft: Im Café Fehr häufen sich Abschiede

Wesel · "Café Fehr - das Ende einer Institution" titelte die RP am 6. Juni. Was viele nicht glauben mochten, wird bald Wirklichkeit. Wenn Heiligabend der letzte Gast gegangen ist, schließen Annette (54) und Uli Fehr (64) nach fast 38 Jahren das Lokal, das Generationen jahrzehntelang als großes Wohnzimmer diente. Für Wesel ist das nicht nur wegen der herausragend guten Kuchen und Torten ein Verlust. Das Café ist der Treffpunkt schlechthin. Dort kennt jeder jeden, und wer als Neuer keinen Anschluss findet, ist's selber schuld. Familie Fehr weiß um die Sonderstellung, ist sie doch Kern des Gesamtkunstwerks.

 Der Thekenchor hat sein letztes Singen im Café hinter sich. Mit Präsentkorb und eigens gedichtetem Lied bedankte er sich bei Annette und Uli Fehr.

Der Thekenchor hat sein letztes Singen im Café hinter sich. Mit Präsentkorb und eigens gedichtetem Lied bedankte er sich bei Annette und Uli Fehr.

Foto: Malz

"Jetzt geht es ans Eingemachte. Täglich heißt es Abschied nehmen", beschreibt Annette Fehr die aktuell aufgewühlte Gefühlslage. Alles passiert zum letzten Mal. Das Jahresfest des Sparclubs ist gelaufen. Auch der Thekenchor hat jetzt zum letzten Mal gesungen. Rudolf Hülsken, Anne und Thomas Kolkmann, Margit Ridder, Brigitte Ehmer und Käthe Bergmann gehören zu den Motoren der lockeren Runde. RP-Fotografin und Glossenschreiberin Karin Koster, die im Juli 2012 gestorben ist, hatte sie am 11. November 2010 ins Leben gerufen. Seitdem erhob der Chor an jedem ersten Donnerstag im Monat die Stimme. Ab Januar soll die Tradition fortgesetzt werden. Genau gegenüber dem Café. Im Seniorenzentrum Im Bogen.

Wie die Sparer und die Sänger werden in den verbleibenden Tagen immer mehr Vereine, Stammtische, Kartenspieler und Freundeskreise - meist ohnehin alle miteinander irgendwie verbandelt - Abschied nehmen von der einzigartigen Kombination aus Café, Kneipe und Kulturzentrum. Dort wurden Ehen gestiftet, Trennungen begossen, Neugeborene begrüßt, Verstorbene betrauert, Länderspiel-Siege gefeiert, politische Strategien entwickelt, Pläne geschmiedet und es wurde immer wieder über Wesel, Gott und die Welt diskutiert. Das seit Monaten ausliegende Gästebuch ist bereits gut gefüllt mit Zeugnissen des besonderen Fehr-Gefühls.

(RP)
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