Schermbeck Dammer wollen Trafo retten

Schermbeck · Ein Dokument zur Geschichte der Elektrifizierung des Niederrheins soll verschwinden. Aber die Dammer Schützen wollen den Abriss des weißen Türmchens nicht dulden. Sie wollen mit dem RWE über den Erhalt verhandeln.

Es sieht derzeit so aus, als würde das Transformatorenhaus am Dammer Elsenberg sein 100-jähriges Bestehen nicht mehr erleben. Das RWE plant den Abriss des etwa 95 Jahre alten Gebäudes. Hintergrund ist die Absicht, die Überland-Leitungen für die Stromversorgung durch eine Erdverkabelung zu ersetzen. Wie der stellvertretende Bürgermeister Günter Karasz während der Dammer Schützenversammlung mitteilte, hat das RWE der Gemeinde den Abrisswunsch bereits bekannt gegeben. Aber für die Dammer ist das Trafohaus mehr als ein Gebäude mit reiner Funktionalität.

Denkmal der Elektrifizierung

Für die Menschen im Ort ist das schmale Gebäude ein Denkmal der Geschichte der Elektrifizierung ihres Heimatraumes. Die Anfänge der Stromversorgung am Niederrhein reichen etwa 100 Jahre zurück. Rheinberg schloss mit dem Essener RWE bereits 1905 einen Lieferungsvertrag ab. Eine enorme Entwicklung nahm die Elektrifizierung, als das Kraftwerk Niederrhein in den Jahren 1910/11 in Obrighoven errichtet wurde. Innerhalb kürzester Zeit erfolgte der Ausbau der 5 kV-, 10-kV- und 25-kV-Leitungen. Eine Karte vom Juni 1912, die das Versorgungsnetz der Betriebsverwaltung Wesel zeigt, lässt erkennen, dass die Leitung bereits bis Schermbeck und Gahlen führte und einen Abzweig zum Lühlerheim besaß. Das Trafohaus wird wohl Bestandteil dieses Netzes gewesen sein.

„Seit dem 23. September 1912 hat das Schulhaus elektrisches Licht“, heißt es in der Dammer Schulchronik, „den Strom liefert das Rheinisch-Westfälische Elektrizitätswerk für 38 Pfennig pro Kilowattstunde für Licht- und 19 Pfennig für Kraftzwecke. Die zur Stromversorgung der Landgemeinden des Kreises Rees erforderlichen Anlagen und Leitungen waren von der genannten Gesellschaft schon im Sommer 1911 begonnen worden.“ Vor ein paar Jahren haben einige Dammer Schützen das Wappen ihres Vereins auf die weiße Südwand gemalt. Der Dammer Ochse ohne Horn grüßt seither die Besucher, die sich dem Elsenberg von der Bundesstraße 58 aus nähern.

Stillschweigend wollen die Schützen den Abriss nicht dulden. Aus der Versammlung heraus kam jetzt die Anregung, den Bau über die Denkmalbehörde unter Schutz stellen zu lassen. Ein Schütze schlug vor, es zur Anbringung einer Mobilfunkantenne zu vermieten. Ein anderer Weg zu Erhaltung des Gebäudes wäre die Übernahme durch den Verein oder eine Bürgergruppe.

Das RWE habe signalisiert, so Karasz, das Gebäude den Dammern mit allen Rechten und Pflichten zu überlassen. Es wurde in Aussicht gestellt, neuen Eigentümern einen Geldbetrag zu übergeben als Ersatz für den Betrag, den das RWE für Abriss und Entsorgung zahlen müsste. „Wir werden uns darum kümmern“, kündigte Schützenpräsident Heinz-Wilhelm Schult an.

(RP)
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