Schermbeck Das kleinste Strom-Museum

Schermbeck · Im Mai öffnet im ehemaligen Trafo-Turm im Schermbecker Ortsteil Damm ein ungewöhnliches Mini-Museum seine Pforten. Auf 14 Quadratmetern bietet der Dammer Turmverein einen Überblick über die Strom-Geschichte.

Adenauers leuchtendes Stopfei hat einen Ehrenplatz in der kleinen Vitrine: Die skurrile Erfindung des ersten Republik-Kanzlers liegt gleich neben einer elektrischen Brennschere und einem Reisegrammophon inklusive Vinylscheibe von Wencke Myhre.

Nur 14 Quadratmeter groß ist das kleinste öffentlich zugängliche Strom-Museum im Kreis. Es befindet sich im historischen Trafohaus in Damm. Im Mai soll das Kleinod am Elsenberg offiziell eröffnet werden.

Dann wird erstmals der Blick frei auf eine kleine, aber sehr feine Elektro-Sammlung — vom "goldenen Jubiläums-Toaster", über ein Tauchsieder und eine Bohrmaschine aus dem Jahr 1911 bis hin zur letzten Kulturreserve, einer verschlossenen Konservendose mit Glühbirne. "Die Ausstellungsstücke sind noch nicht komplett aufgebaut", erzählt Ernst-Hermann Göbel. Vorsitzender des Dammer Turmvereins.

Ab 1911 die Dorfschule elektrifiziert

Und so sollen die vielen Volt-, Amper- und Ohm-Messgeräte noch umziehen, eine Etage höher in den Trafoturm hinauf. Die rund zehn Quadratmeter große Zwischendecke ist nur über eine schmale Leiter zu erreichen.

"Wer sich hoch wagt, kann von dort nicht nur die ehemalige Stromverteilung sehen, sondern auch den Nistkasten, den der Verein aufgehängt hat", sagt Göbel. Denn zu jedem Turm gehöre auch ein Falke. "Wir hoffen, dass er angenommen wird. Das wäre eine Sensation", sagt der Vereinschef.

Das Gebäude, an dessen Südseite der ungehörnte Dammer Ochse als Wappentier des Schützenvereins die Besucher begrüßt, ist selbst ein Bauwerk mit musealem Anspruch. Versorgte der Turm doch ab 1911 als erster Stromlieferant unter anderem die alte Dorfschule. Ein Schild neben der Eingangstür zeigt's deutlich: "Schule Damm 519".

Zuerst sah es noch so aus, als würde das alte Transformatorenhaus am Elsenberg sein hundertjähriges Bestehen nicht mehr erleben. Das RWE plante den Abriss des Gebäudes.

Nachdem der Schützenverein bei der Pflege des Gebäudes abgewunken hatte, gründete sich eine private Initiative um den Dammer Ernst-Hermann Göbel. Im April 2009 hoben zwölf Gründungsmitglieder den Turmverein Damm aus der Taufe. Ein halbes Jahr später überreichte RWE den symbolischen Schlüssel.

"Jetzt steuern wir auf 200 Mitglieder zu", erzählt der Vereinschef, der sich mit Stellvertreter Dirk Kühnert, Kassierer Stefan Hemmert und Schriftführer Michael Pankratz unter anderem um den Aufbau des "kleinsten Strom-Museum der Welt" gekümmert hat.

"Ohne die vielen Sponsoren und Helfer aus Industrie und Handwerk hätte der Verein das nicht geschafft", lobt Göbel. Gefördert wird das Museum außerdem von der NRW-Stiftung. Und: Der Turmverein ist Partner des Naturparks Hohe Mark-Westmünsterland.

Fast 200 Mitglieder

"Die Ausstellungsstücke stammen aus Privatbesitz", erklärt der Vorsitzende. Ein Hingucker ist der Mini-Arbeitsplatz mit Schieblehre, Zirkel, Zeichenstiften und Fachliteratur.

"1956 sah so der Schreibtisch eines Elektro-Azubis aus. Ganze Schaltkreise wurden damals noch zu Papier gebracht", weiß Göbel.

Unter dem Motto "100 Jahre Strom in Damm und Umgebung" ist im Spätsommer ein Fest geplant. Zuvor können Besucher ab Mai einen Blick auf Kuriositäten wie eine Glühbirnen-Fassung nebst Steckdose oder einen Telefonapparat mit Kurbel und Mithörtaste werfen.

(RP)
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