Schermbeck/Kamp-Lintfort Das Wiedersehen der Malteserhunde

Schermbeck/Kamp-Lintfort · 273 Hunde hatten Veterinäre vor einem Jahr in Schermbeck beschlagnahmt. Viele von ihnen kamen in die Tierherberge Kamp-Lintfort und wurden aufgepäppelt. Nun kamen die neuen Hundebesitzer zu einem Familientreffen zusammen.

 Großes Treffen der geretteten Malteser in der Tierherberge am Drehmannshof (v. l.): Marion Schlösser mit Ebby, Anja Schmidt mit Paula, Nadja Schulte-Marxloh mit Sunny und Kristin und Thomas Wieser mit Kira.

Großes Treffen der geretteten Malteser in der Tierherberge am Drehmannshof (v. l.): Marion Schlösser mit Ebby, Anja Schmidt mit Paula, Nadja Schulte-Marxloh mit Sunny und Kristin und Thomas Wieser mit Kira.

Foto: Klaus Dieker

Es war nicht die Liebe auf den ersten Blick. "Wir waren fünfmal gucken", blickt Rolf Landau auf April und Mai 2016 zurück, als er mit seiner Frau Ester und seiner Tochter Carolin Landau von Hilden nach Kamp-Lintfort fuhr. "Es waren mehr als 100 Malteser in der Tierherberge. Einen Hund unter drei Hunden auszusuchen, ist einfach, einen unter 100 schwer." Doch dann fanden Ester, Rolf und Carolin Landau eine weiße Hündin, die sie Lexi tauften. "Wir hatten vorher keinen Hund", erzählt Ester Landau. "Wir haben sie zunächst nur für einen Tag mitgenommen. So konnten wir sehen, ob es passt." Lexi und Ester, Rolf sowie Carolin Landau passten zusammen. "Wir sind glücklich, sie zu haben", sagt Ester Landau über die Hündin, die schüchtern, verspielt und treu ist. "Sie gehört zur Familie."

Wie Lexi fanden alle 103 Hunde, die die Tierherberge im März 2016 aufgenommen hatte, neue Frauchen und Herrchen. Zum ersten Jahrestag lud sie zu einem Familientreffen ein. 90 Hunde kamen mit ihren Herrchen.

Insgesamt hatten die Veterinäre des Kreises Wesel in Schermbeck 273 Hunde beschlagnahmt, die sie auf das Tierheim in Wesel, den Tierhof in Straelen und die Tierherberge in Kamp-Lintfort verteilten. Die meisten davon waren Malteser, die zwischen wenigen Monaten und 16 Jahren alt waren. Die weißen Hündchen waren verwahrlost, weil der Betrieb der beiden Züchterinnen nur für 80 zugelassen war. "Das Fell der Hunde war verdreckt und verfilzt", erinnert sich Tierpflegerin Vivien Schmidt. "Teilweise konnten sie sich kaum noch bewegen. Einige hatten Ekzeme unter der Haut, Augenentzündungen oder entzündetes Zahnfleisch."

Viel Medien berichteten über das Schicksal der geretteten Hündchen. "Später konnten wir Hunde sogar in die Schweiz und nach Österreich vermitteln", blickt Beate Mühlenberg als Leiterin der Tierherberge zurück. "Es war eine sehr turbulente Zeit. Die Aufnahme hat uns an die Grenze der Belastbarkeit gebracht." Umso schöner war für sie der Termin am Sonntag.

Die 103 Vierbeiner wurden geschoren, tierärztlich behandelt und langsam aufgepäppelt. Am 18. April 2016, also sechseinhalb Wochen nach der Aufnahme, konnte die Tierherberge die ersten Malteser vermitteln. "Sie sind keine typischen Hunde für Tierheime", sagt Beate Mühlenberg. "Meistens werden sie gezielt bei Züchtern gekauft."

Bei der Vermittlung rückte die Tierherberge des Bundes Deutscher Tierfreunde nicht von ihren Standards ab. "Wir haben Gespräche geführt und die Familien besucht, die die Hunde aufnehmen wollten", sagt die Leiterin der Tierherberge. Am 16. Januar 2017 vermittelte sie den letzten Vierbeiner. Da hatte sich bereits eine Facebookgruppe gebildet, deren Mitglieder sich regelmäßig über ihre Malteser austauschen. Sie kamen genauso nach Kamp-Lintfort, um sich einmal live zu sprechen, wie die Hundebesitzer, die nicht dieser Gruppe angehören. Ein Thema war das Gerichtsurteil vom 10. Februar 2016, mit dem die beiden Züchterinnen wegen Tierquälerei zu zehn und sechs Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt worden waren. "Im Vergleich zu anderen Fällen ist das viel", meinte Beate Mühlenberg. "Für die Tierquälerei ist es zu wenig."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort