Wie Geht's, Wesel? Debatte nach der Debatte bei der SPD in Wesel

Wesel · Die Weseler Genossen haben die Groko diskutiert. Fast noch aufschlussreicher ist, wie einzelne Mitglieder die Deutungshoheit über den Abend zu erlangen versuchen.

Die wortreiche Auseinandersetzung wurde geführt, wie es zu erwarten war: Befürworter und Kritiker der großen Koalition kamen bei der SPD-Veranstaltung in der Weseler Niederrheinhalle zu Wort und es liegt in der Natur der Sache, dass die Kritiker ihrem Unmut immer etwas lauter Luft verschaffen als die Befürworter der Aufrechterhaltung eines Status quo. Wann hat man schon mal jemanden euphorisch rufen hören: "Alles soll so bleiben wie bisher"?

In der öffentlichen Wahrnehmung dominieren deshalb die Kritiker diese Debatte. Das scheint sich nun zu drehen, und es geschieht in einem Raum, in dem Argumente ungefilterter ausgetauscht werden als auf offener Bühne: im sozialen Netzwerk Facebook.

Der SPD-Ratsherr Hilmar Schulz postete bei Facebook am Wochenende einen Zeitungsbericht über die Veranstaltung, woraufhin sich SPD-Parteichef Ludger Hovest meldete und eine eigene Bilanz des Abends aufstellte. "Nach meiner Meinung war eine deutliche Mehrheit der Genossen für die Groko - und das ist auch gut so!!!", schrieb er. Hilmar Schulz, in Wesel einer der Chefkritiker der Groko und im sozialen Netzwerk in dieser Mission äußerst umtriebig, merkte an, dass eben 50 Mitglieder sich gar nicht zu Wort gemeldet hätten. Dieser Satz legt nahe, dass unter diesen viele weitere Kritiker sein könnten. Als leichter Skeptiker mit einer differenzierten Position gab sich etwa Ratsherr Patrick te Paß zu erkennen.

Die Groko-Frage in der SPD: In Wesel ist es auch ein Streit um die Hausmacht. Parteichef Hovest kämpft darum, viele Genossen hinter seinen Groko-Kurs zu bringen. Schulz wiederum, Ex-Mitglied der Partei Die Linke, versucht, die SPD Wesel umzukrempeln. Er ist schon Ortsvereinschef in Mitte und arbeitet von hier aus an seiner Machtbasis. Es scheint auf einen Zweikampf Schulz gegen te Paß um die irgendwann erfolgende Nachfolge von Hovest hinauszulaufen.

Dass tatsächlich in der Weseler SPD eher die Befürworter einer Groko in der Überzahl sind, räumt selbst Schulz ein, wenn er die Weseler SPD als eher "strukturkonservativ" beschreibt. Am Ende bleibt es ohnehin eine Frage der Interpretation, wie die SPD in Wesel zur Groko steht. Denn die Bundes-SPD wird so klug sein, zum Wohle der Partei das Ergebnis des Mitgliederentscheides nicht nach Stadtverbänden aufgeschlüsselt darzustellen.

SEBASTIAN PETERS

(RP)
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