Wesel/Hamminkeln/Hünxe Dem Spargel wird's zu heiß

Wesel/Hamminkeln/Hünxe · Moderne Messtechnik sorgt beim Weseler Spargelhof Heinen dafür, dass unter den Folien die richtige Temperatur herrscht.

 Julius Heinen misst mit dem Deepfield Robotics-Thermometer die Temperatur im Damm und steuert gegen, falls die Temperaturdifferenz zu groß ist.

Julius Heinen misst mit dem Deepfield Robotics-Thermometer die Temperatur im Damm und steuert gegen, falls die Temperaturdifferenz zu groß ist.

Foto: Bauch

Für viele Feinschmecker beginnt in diesen Tagen die wohl schönste Zeit des Jahres. Denn bei Sonnenschein und Temperaturen um die 20 Grad wird auf den Feldern der Region der erste Spargel gestochen - gut eine Woche früher als gewöhnlich.

Damit die weißen Stangen fest und geschlossen bleiben und nicht durch zu viel Wärme im Erddamm innen hol werden, setzt man beim Obrighovener Obst- und Spargelhof Heinen nicht nur auf den berühmten Daumen, sondern auch auf moderne Technik. Mit Hilfe einer Deepfield Robotics-Anlage, einem Einkoch-Themometer nicht unähnlichen Gerät, wird nämlich die Temperatur im Wall gemessen - an der Oberfläche, in fünf, in 20 und in 40 Zentimetern Tiefe.

Juniorchef Julius Heinen, der gerade eine Ausbildung zum Gärtner, Fachrichtung Obstbau, absolviert, erklärt der RP beim Besuch auf dem gut zwei Hektar großen Spargelfeld an der Alten Raesfelder Straße, wie das Gerät funktioniert. "Die Messdaten werden auf mein Smartphone übertragen. Die Differenz zwischen der Temperatur in fünf und in 40 Zentimetern Tiefe soll idealerweise nicht mehr als sechs Grad betragen", sagt der 19-Jährige. Ist der Temperaturunterschied zu groß, kann durch den Wechsel der Folien (die schwarze Seite sorgt für eine stärkere Aufheizung des Walls, mit der weißen Seite erreicht man das Gegenteil) gegengesteuert werden.

Obwohl bei Heinen der erste Spargel vor genau einer Woche das Licht der Welt erblickt hat, gibt es ihn heute erstmals im Hofladen und auch auf dem Weseler Wochenmarkt zu kaufen.

Ebenfalls mit der Spargelernte begonnen hat auch Landwirt Dirk Buchmann vom Schulte-Drevenackshof. Der freut sich natürlich über den frühen Start der Saison, die traditionell bis zum 24. Juni dauert. Anders als in den beiden Jahren zuvor, ist der Spargel des Jahrgangs 2017 irgendwie spritziger. Buchmann drückt es so aus: "Die recht milden Winter der jüngeren Vergangenheit haben dafür gesorgt, dass der Spargel im Frühling nicht so recht in Gang gekommen ist. Aber jetzt, wo es doch einige Woche knackig kalt war, legt der Spargel so richtig los. Man kann sagen: Von null auf 120 km/h innerhalb kürzester Zeit." Innerhalb kürzester Zeit sind bei ihm auch die dringend benötigen Erntehelfer aus Rumänien eingetroffen, denen Buchmann den Mindestlohn von 8,84 Euro brutto pro Stunde zahlt. Was für deutsche Verhältnisse wenig ist, sei für die Saisonkräfte "wirklich gutes Geld, mit denen sich die Helfer in ihrer Heimat einiges leisten können".

Aus Helfer aus Polen, die ebenfalls den Mindestlohn erhalten, setzt nach wie vor Landwirt Peter Bielefeld, der in Dingden neben Möhren für den Großhandel auch Spargel und Erdbeeren für den Direktverkauf anbaut. Zwar könnte er für den Eigengebrauch schon einige Stangen ernten. Doch so richtig los geht's bei ihm erst in der ersten Aprilwoche. So wie er, so hofft auch Kollege Heinz-Wilhelm Hecheltjen (Brüner Unterbauerschaft) auf ein besseres Jahr ohne Wetterkapriolen. Denn das Isselhochwasser hatte bei Bielefeld und Hecheltjen 2016 große Schäden angerichtet. "Aber unser Bürgermeister hat als erster Verwaltungschef dafür gesorgt, dass wir für Überflutungsschäden entschädigt wurden", lobt er Bernd Romanski. Übrigens wird auch Hecheltjen noch bis zur nächsten Woche warten, um dann mit Volldampf in die Spargelsaison zu starten.

(RP)
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