Alexandra John, Jessica Hoffmann, Günter Gertz "Den guten Ruf der Realschule erhalten"

Wesel · Weil an der Duden-Realschule ein Bildungsgang gemäß § 132 c eingerichtet werden soll, so dass auch Leistungsschwächere dort ihren Hauptschulabschluss ablegen können, machen sich Eltern Sorgen. Und sie beklagen fehlende Infos der Verwaltung.

 Sind mit der Informationspolitik der Weseler Schulverwaltung unzufrieden (v.l.): Jessica Hoffmann (Vorstand Förderverein Duden-Realschule), Günter Gertz und Alexandra Hoffmann (beide Mitglieder des Stadtelternrates).

Sind mit der Informationspolitik der Weseler Schulverwaltung unzufrieden (v.l.): Jessica Hoffmann (Vorstand Förderverein Duden-Realschule), Günter Gertz und Alexandra Hoffmann (beide Mitglieder des Stadtelternrates).

Foto: Nikolei

WESEL Aufmerksam hat Günter Gertz vergangene Woche den RP-Bericht zum Thema Anmeldung der Viertklässler an den weiterführenden Schulen gelesen. Dabei hat ihn die Aussage von Schulverwaltungs-Fachbereichsleiterin Ila Brix-Leusmann unruhig gemacht, dass auch Kinder mit Hauptschulempfehlung an der Konrad-Duden-Realschule (KDR) angemeldet werden könnten, weil letztlich der Elternwille zähle. Nun sieht Gertz, Mitglied des Stadtelternrates und Klassenpflegschaftsvorsitzender an der Duden-Realschule, den Ruf der Schule in Gefahr. Seine Befürchtungen teilen die KDR-Schulpflegschaftsvorsitzende Alexandra John und Jessica Hoffmann vom Vorstand des KDR-Fördervereins. Die RP hat sich mit dem Trio zum Gespräch getroffen.

Heute, morgen und am Mittwoch werden hunderte Eltern von Viertklässlern ihren Nachwuchs an den weiterführenden Schulen anmelden. Nach Auskunft der Stadt werden deutlich mehr Plätze zur Verfügung stehen als im vergangenen Jahr, weil es einfach weniger Schüler gibt. Trotzdem haben Sie Befürchtungen.

Günter Gertz Die haben wir tatsächlich. Es geht uns darum, dass die letzte verbliebene Realschule in der Stadt dauerhaft als Realschule erhalten bleibt und nicht durch die Einrichtung eines Bildungsgangs gemäß § 132c des Landesschulgesetzes verwässert wird - dass hier zwei Abschlüsse möglich sind, wie in der Gesamtschule.

Alexandra John Damit kein falscher Eindruck entsteht: Wir haben natürlich nichts gegen leistungsschwächere Kinder. Doch sollten diese nach dem beschlossenen Aus der Martini-Hauptschule komplett von der Gesamtschule aufgenommen werden, wo sie in Kursen gefördert werden können. Wie muss sich ein Schüler fühlen, wenn es den Anforderungen der Realschule nicht gewachsen ist, dann aber bis zum Ende der Schulzeit im Klassenverband bleiben und einfachere Arbeiten erledigen soll. Gerade in Zeiten von Mobbing stelle ich mir das fürchterlich vor.

Womöglich können alle Viertklässler mit Hauptschulempfehlung an der Gesamtschule angenommen werden. Dort gibt es in acht fünften Klassen insgesamt 227 Plätze.

Jessica Hoffmann Und wenn nicht? Dann wird Gesamtschulleiter Timmermann einige Kinder zur Realschule schicken, die womöglich keine Realschulempfehlung haben.

Günter Gertz Es gibt Eltern von Kindern mit Hauptschulempfehlung, die beim Realschul-Infoabend erzählt haben, dass Herr Timmermann ihnen erklärt habe, sie könnten ihr Kind auch an der Realschule anmelden. Dabei hat Schuldezernent Daniel Kunstleben kürzlich im RP-Interview erklärt, dass die Gesamtschule für Kinder mit Hauptschulempfehlung ganz klar die erste Wahl sein sollte. Und das Problem sind ja nicht nur die Anmeldungen in diesem, sondern auch im nächsten Jahr, wenn es wieder deutlich mehr Viertklässler gibt. Wie sieht es dann aus? Und was passiert mit Schülern, die auf den Gymnasien nicht zurechtkommen? Wo sollen sie dann beschult werden, wenn Real- und Gesamtschule niemanden mehr aufnehmen können? Es sind auch so viele andere Dinge nicht geklärt.

Was meinen Sie ganz konkret?

Jessica Hoffmann Wenn ein Bildungszweig nach § 132 c eingerichtet werden soll, dann muss das Fach Arbeitslehre unterrichtet werden, dazu braucht die Schule eine Lehrküche und einen Technikraum. Doch dafür ist gar keinen Platz an der Realschule. Wie gesagt, durch die ungeklärte Situation sind mittlerweile einige Eltern derart verunsichert, so dass man befürchten muss, dass manche ihre Kinder mit Realschulempfehlung an einem Gymnasium anmelden werden. Denn sie wollen ihren Nachwuchs letztlich nicht zu einer Realschule schicken, die am Ende zu einer Gesamtschule 2. Wahl wird, weil es an ihr keine gymnasiale Oberstufe gibt.

Der Rat hat aber über der Einrichtung eines solchen Bildungsgangs an der Realschule zugestimmt.

Günter Gertz Das mag ja sein. Aber manchmal verändern sich Dinge, auch Meinungen. Beispielsweise könnte ich mir vorstellen, wenn wir nach der Landtagswahl im Frühjahr eine neue Regierung bekämen, dass dann eine neue Schulpolitik dazu führen könnte, dass die Hauptschule in NRW doch kein Auslaufmodell ist und erhalten bleiben könnte.

alexandra John Zumal es für die Martini-Hauptschule noch keinen anderen Verwendungszweck gibt. Die Gesamtschul-Dependance wird ja auch nur in der bald auslaufenden Realschule Mitte eingerichtet - inklusive Mensa-Neubau. Und wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf: Ich bin gegen die Schulform Gesamtschule. Es sollte Hauptschulen, Realschulen und Gymnasien geben - fertig. In der Hauptschule sollten die Schüler fit gemacht werden für eine berufliche Ausbildung.

Ihr Wunsch wird sicher nicht in Erfüllung gehen. Denn viele Eltern melden ihre Kinder bewusst an der Gesamtschule an.

Günter Gertz Okay. Uns geht es jetzt nur darum, die Weichen zu stellen, damit die Duden-Realschule ihren guten Ruf behält und dass Schulleiterin Ina Gaastra und ihr Team endlich in Ruhe arbeiten können.

RP-REDAKTEUR KLAUS NIKOLEI FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(RP)
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