Himmel Und Erde Denk-mal!

Wesel · In vielen deutschen Städten wird in diesen Tagen der vernichtenden Angriffe alliierter Bomber in den letzten Kriegsmonaten des Jahres 1945 gedacht. Wesel wurde dabei am 16. Februar 1945 fast vollständig zerstört. Die erschütternden Bilder der Ruinenstadt Wesel, aus denen das Skelett des Willibrordi-Doms wie eine Mahnung an die Überlebenden herausragt, wirken bis heute nach. In Dresden wurden bei den Bombenangriffen am 13. Februar 1945 über 25.

000 Menschen getötet. Die Stadt selber wurde dem Erdboden gleich gemacht, die Ruine der Frauenkirche nach der Wiedervereinigung vollständig restauriert. Im Jahr 1995 wurde ein Stein vom Willibrordi-Dom nach Dresden geschickt, zum Gedenken. Der Stein trägt die Inschrift: "Dresden-Wesel" mit den Daten, der beiden Städte: "13.2.1945" (Dresden) - "16.2.1945" (Wesel) und dem Bibelwort: "Wachet!" Dem Willibrordi-Dom wurde im Jahr 2015 ein Stein noch von der alten Dresdener Frauenkirche geschenkt.

Er trägt nun dieselbe Aufschrift und mahnt uns an seinem neuen Standort. Mahnen, wachen, erinnern, das sind die Lehren, die aus der schrecklichen Nazi-Diktatur und der Zerstörung Europas für uns erwachsen. Schon wieder erhebt sich allerorten ein rechter Pöbel um die Werte unserer Gesellschaft und das, wofür wir als Kirchen einstehen, anzugreifen und zu vernichten. Zur Erinnerungskultur gehört auch, die Gegenwart mit ihrem Unrecht an Menschen nicht zu übersehen.

Ein Denkmal ganz besonderer Art steht seit einigen Tagen neben der Lutherstatue im Herzen Dresdens. "Monument" heißt die Installation des Künstlers Manaf Halbouni: drei rostige Busse, hochkant aufgestellt, direkt vor der Frauenkirche. Inspirieren ließ sich der syrisch-deutsche Künstler von einer Busblockade, die vor zwei Jahren während der Angriffe auf Aleppo aufgebaut wurde. "Ich habe die Bilder gesehen und gedacht: Wahnsinn, was Menschen tun, um sich vor Angriffen zu schützen", sagt Halbouni.

Er sieht Verbindungen zu Dresdner Zivilisten, die sich 1945 ebenfalls vor Angriffen schützen mussten. Insofern versteht sich sein "Monument" auch als Mahnmal für Dresdens Bomben-Opfer. Als der Dresdner Oberbürgermeister Dirk Hilbert dieses Mahnmal eröffnet, wird er von Pegida- und AfD-Anhängern niedergebrüllt. Der Dummheit der rechten Populisten hält Hilbert das Bekenntnis entgegen, dass wir in einer globalisierten Welt die Verpflichtung haben, das Leid anderer zu teilen.

Dann bildet sich eine lange Kette von Menschen, die das machen, was sie jetzt hier öfter machen wollen: Unbekannte an die Hand nehmen. Schließlich tut Dresden zehn Minuten lang etwas, wozu manchmal mehr Mut gehört, als mit dem Mob zu schreien: Dresden schweigt.

(RP)
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