Kreis Wesel Der Alltag der 56er im Ersten Weltkrieg

Kreis Wesel · Das Stadtarchiv Wesel stellt ein Buch über das Infanterieregiment 56 vor. In der Einheit kämpften, litten und starben Männer vom Niederrhein und aus Westfalen. Das ZDF zeigt am Dienstag eine Dokumentation zum Thema.

 So liegt der reich bebilderte Band jetzt im Buchhandel.

So liegt der reich bebilderte Band jetzt im Buchhandel.

Foto: Bosmann

Sie kamen aus Wesel, aus Kleve, aus Moers, aus ländlichen Gebieten des nahen Westfalen und aus den Bergbauregionen des Ruhrgebiets. Insgesamt rund 18 000 Männer aus allen Schichten dienten von 1914 bis 1918 im Infanterieregiment 56, das in Wesel und Kleve seine Heimat hatte. 4606 von ihnen ließen im Ersten Weltkrieg ihr Leben. Das Besondere an diesem Regiment ist, dass es nichts Besonderes gibt. Es war eine Einheit, die Typisches erlebte. Herausragend aber ist die ungeheuer gute Materialbasis. Dokumente, Regimentsgeschichte, Tagebücher, Briefe und ein ganzer Berg Fotografien von fantastischer Qualität machen den Nachlass der 56er zu einem Schatz für Historiker. Er bildet die Basis für zwei ungewöhnliche Projekte, die den Kriegsalltag der Soldaten auf Augenhöhe nahe bringen.

 Die drei Buchautoren: Dr. Martin Wilhelm Roelen und Volker Kocks vom Stadtarchiv Wesel mit dem aus Wesel stammenden ZDF-Historiker Alexander Berkel (v.l.)

Die drei Buchautoren: Dr. Martin Wilhelm Roelen und Volker Kocks vom Stadtarchiv Wesel mit dem aus Wesel stammenden ZDF-Historiker Alexander Berkel (v.l.)

Foto: Bosmann, Jürgen (bosm)

Zum einen haben Dr. Martin Wilhelm Roelen und Volker Kocks vom Stadtarchiv Wesel mit dem aus Wesel stammenden ZDF-Historiker Alexander Berkel jetzt das Buch "Schanzen - Warten - Sterben" herausgebracht. Zum anderen zeigt das ZDF am Dienstag die Dokumentation "Die Suche nach den verlorenen Söhnen" von Berkel und seiner Kollegin Annette von der Heyde. Wesels Bürgermeisterin Ulrike Westkamp zeigte sich bei der Präsentation gestern beeindruckt.

 Szene aus den Dreharbeiten zur Dokumentation, die Dienstag im ZDF gezeigt wird.

Szene aus den Dreharbeiten zur Dokumentation, die Dienstag im ZDF gezeigt wird.

Foto: privat

Das gute Material, darunter auch private Leihgaben und Stücke aus dem Stadtarchiv Kleve, erlaubt es, einzelne Soldaten des geschundenen Regiments lebendig werden zu lassen. Sie schildern mit einfachen, aber klaren Worten den Lieben daheim ihre Erlebnisse an der Front und drücken ihre Sorgen aus. Und schnell scheint man die Schreibenden zu kennen. Bauer Hermann Kortüm aus Weselerwald, Hubert Moshövel aus Wesel oder Johann Hebing aus Kleve, von dem viele Fotos stammen, und viele andere mehr. Es sind Namen aus der Region, Familien, die man kennt. Das schafft einen ganz eigenen Zugang zur Materie Erster Weltkrieg.

 Bauer Hermann Kortüm in Weselerwald mit seinen Lieben, denen er ständig von der Front schrieb.

Bauer Hermann Kortüm in Weselerwald mit seinen Lieben, denen er ständig von der Front schrieb.

Foto: NN

Mitautor Volker Kocks, der sich besonders dem Thema Fotografie gewidmet hat, macht auf den Wert des Buches und des Films für den Schulunterricht aufmerksam. Denn man kann die Angehörigen des Infanterieregiments 56 ja fast greifen. Dabei kommt der Kontext, der große Zusammenhang nicht zu kurz. Die Einordnung der Erfahrungen der 56er geschieht auf dem neuesten Stand historischer Forschung.

Nicht anders geht Berkel mit von der Heyde fürs ZDF auch auf die "Suche nach den verlorenen Söhnen". Die 56er sind wieder die Basis für den Blick hinter die Kulissen, liefern den authentischen Stoff für nachgespielte Szenen. Man kann aber auch abseits von Archiven auf die Suche gehen. So zeigt die Dokumentation, wie französische Archäologen in einem Stollen bei Carspach im Elsass die sterblichen Überreste von 21 verschütteten deutschen Soldaten einer ganz anderen Einheit bergen und ihre letzten Stunden rekonstruieren.

Wer etwas über die Groß- und Urgroßväter im Ersten Weltkrieg erfahren möchte, der sollte das Buch lesen und den Film ansehen.

(RP)
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