Niederrhein Der erste Warhol fürs Kurhaus

Niederrhein · Das Jahr startet mit einem Paukenschlag: Kleve bekommt im Kurhaus seinen ersten Andy Warhol - als Teil einer Dauerleihgabe. Außerdem werden Werke von Andreas Schmitten und Haim Steinbach zu sehen sein.

Sie haben noch keine Abbildung und er ist auch noch nicht da. Die Zusage aber ist fix: "Der erste Andy Warhol kommt ins Haus", sagt Harald Kunde. Dabei grinst der Museumsleiter, denn die Besucher dürfen noch viel mehr im neuen Jahr im Klever Museum Kurhaus erwarten. Das Ausstellungsprogramm für die kommenden Monate widmet sich zwei Künstlern, die vorwiegend mit Skulpturen arbeiten, und der Neupräsentation der Sammlung in zwei Teilen. Wir geben eine Übersicht über das Programm.

Wasser & Wein Teil 1 Ab dem 11. März zeigt das Museum den ersten Teil seiner Neupräsentation. Das Land Nordrhein-Westfalen überlässt dem Haus zwölf Dauerleihgaben aus der Stiftung Kunst im Landesbesitz, die das Land mit der Unterstützung der Kunstsammlung NRW vor zwei Jahren gegründet hat. Die Kunstsammlung der Portigon AG, ehemals WestLB, ging in diese Stiftung über, die darin enthaltenen Werke werden in diesem Jahr der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. "Die Museen konnten sich mit der Erläuterung bewerben, wie die Stücke zur Sammlung passen oder sie noch erweitern können", erklärt Harald Kunde. "Und wir haben eine ganz gute Ausbeute gemacht." Der bekannteste Name dürfte Andy Warhol sein. Von ihm wird es eine Windmühle aus den Niederlanden zu sehen geben. Auch von Man Ray, einem der wichtigen Impulsgeber der modernen Fotografie, Konrad Klapheck und Joel Shapiro wird es zum ersten Mal Werke an der Tiergartenstraße zu sehen geben. Die fotografische Sammlung wird durch großformatige Arbeiten der Fotografen Wolfgang Tillmanns und Candida Höfer ergänzt, außerdem werden identitätsstiftende Positionen des Hauses wie Ewald Mataré und Dieter Roth durch neue Werke vertieft. Die Neuzugänge sollen in einer sinnvollen Synthese zur bereits bestehenden Sammlung gezeigt werden, wie es vom Museum heißt. "Das ist ein enormer Zugewinn für die Sammlung und ein Glück für Kleve", sagt Kunde. Der erste Teil der Neupräsentation soll bis Mitte 2019 zu sehen sein.

Wasser & Wein Teil 2 Ab Juli ist die Neuordnung der historischen Sammlung zu sehen. Unter anderem sollen die Skulpturen der Heiligen Drei Könige von Henrik Douverman anders präsentiert werden. "Wir hoffen, bis dahin alle Verhandlungen abgeschlossen zu haben", sagt Kunde. Auch das Stundenbuch der Katharina von Kleve wird dem Publikum neu zugänglich gemacht. Ein aufwendig gestaltetes Faksimile kann durch einen großzügigen Spender der Öffentlichkeit gezeigt werden. Das Original befindet sich in der Pierpont Morgan Library in New York. Und dort hat man sich ebenfalls großzügig gezeigt. Das Haus stellt dem Museum Kurhaus 50 Digitalisate zur Verfügung, die von Besuchern auf einem Touchscreen genau studiert werden können. "Das hätten die mit keiner anderen Stadt außer mit Kleve gemacht", sagt Kunde. Die Aufnahmen seien "bezaubernd schön". Wasser & Wein Teil 2 ist ebenfalls bis Mitte des Jahres 2019 zu sehen.

Andreas Schmitten Seine Karriere hat im vergangenen Jahr Fahrt aufgenommen - mittlerweile ist Andreas Schmitten so etwas wie der Shootingstar der Skulptur. Der junge Künstler (Jahrgang 1980) zeigt vom 15. April bis 26. August im Museum Kurhaus seine erste museale Einzelausstellung. Schmitten ist für seine raumgreifenden Installationen bekannt. Er inszeniert Figuren und Objekte als farbenfrohe Bildwelten. Für die Ausstellung im Kurhaus taucht er in die Geschichte des Kurhauses und die Zeit, als Kleve noch Badeort war, ein. "Er wird das ganze Haus in Beschlag nehmen, auch eine Außenskulptur wird es geben", sagt Kunde. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

Haim Steinbach Im Herbst werden in einer Einzelausstellung Werke von Haim Steinbach zu sehen sein, einem der wichtigen Protagonisten der amerikanischen Gegenwartskunst. Der in New York lebende Steinbach wurde bekannt durch seine Inszenierung gekaufter oder geliehener Objekte. Die Objekte, vom Turnschuh bis zur Spiderman-Maske, werden auf Regalen oder in Boxen inszeniert. Das Besondere an der Ausstellung in Kleve: Es werden weniger Einzelwerke gezeigt - viel mehr versucht der Künstler, mit einer Installation das Spiel von Farbe und Konstruktion anzustoßen. Die Ausstellung entsteht in Kooperation mit dem Museion in Bozen. Das Kurhaus ist die erste Station der Tournee. Zur Ausstellung entsteht ein Katalog mit Beiträgen von Elena Filipovic, Isabelle Graw und den Kuratorinnen.

Werner-Deutsch-Preis Ende des Jahres wird das Museum zum vierten Mal den Werner-Deutsch-Preis für Junge Kunst verleihen. Der Preis wird alle zwei Jahre in Erinnerung an den im Oktober 2010 gestorbenen Werner Deutsch und seine Verdienste um Kunst und Kultur am Niederrhein ausgelobt. "Das ist ein kleines Projekt, das aber jedes Museum haben sollte", sagt Susanne Figner. Sie ist wissenschaftlicher Mitarbeiterin des Museums. Künstler in der Altersgruppe zwischen 30 und 35 Jahren stehen im Fokus. "Das ist die schwierige Phase nach dem Studium, in der sich entscheidet, ob man weiter als Künstler arbeitet", sagt sie. Mit dem Preis sollen sich die jungen Künstler zeigen können, ein Wagnis eingehen. "Es muss nicht alles perfekt sein. Es darf auch mal etwas schief gehen", sagt Figner. Mit der Auszeichnung sind eine Feierstunde und eine Ausstellung im Kurhaus verbunden. Auch die bisherigen Preisträger - Johannes Langkamp (2012), Damaris Kerkhoff (2014) und Liza Dieckwisch (2016) - konnten von sich reden machen. Liza Dieckwisch gewann zuletzt den Förderpreis 2017 der Stadt Düsseldorf.

(lukra)
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