Wesel Der etwas versöhnlichere Lichterbaum

Wesel · Mit mehr Grün, Sternen und warmem Licht kommt die gerndiskutierte Marktdeko in diesem Jahr daher. Außerdem schmückt die ISG Domviertel die Straßenbäume mit Kugeln in Rot und Gold. Adventsmarkt steht in den Startlöchern.

 Gestern Abend, 20.15 Uhr: Der erste Techniktest für den diesmal mit senkrechter Begrünung und Lichterketten sowie einigen Leuchtsternen bestückten Baum vermittelt schon mal einen Eindruck von der Marktdeko 2016.

Gestern Abend, 20.15 Uhr: Der erste Techniktest für den diesmal mit senkrechter Begrünung und Lichterketten sowie einigen Leuchtsternen bestückten Baum vermittelt schon mal einen Eindruck von der Marktdeko 2016.

Foto: Fritz Schubert

Eins der am besten gehüteten Geheimnisse Wesels ist gelüftet: Mit mehr Grün, Sternen und warmem Licht kommt die gerndiskutierte Marktdekoration Nummer eins in diesem Jahr daher. Und nach der Ringelvariante 2015 nun mal wieder in senkrechter Begrünung. Nach den Kontroversen des Vorjahres soll der Lichterbaum - Stefanie Steinhauf und ihre Mitstreiter von der Interessen- und Standortgemeinschaft (ISG) Domviertel sprechen ganz bewusst nicht von einem Stahlbaum oder einer Stahltanne - in diesem Advent etwas versöhnlicher wirken.

Gesprächsstoff soll er natürlich trotzdem bieten und die Leute anlocken. Max Trapp (ISG) ergänzte bei der Präsentation zum Aufbau gestern, das der Baum eben "mal mehr, mal weniger konsensfähig" sei. Und in Madrid, wo einähnliches, aber etwas größeres Exemplar aufgebaut wird, sorge dieses mit seinen wechselnden Dekorationen auch jedes Jahr für neue Diskussionen, sagte Citymanager Thomas Brocker (Wesel-Marketing).

Zur Erinnerung: Ein echter Baum kann wegen der Tiefgarage nicht mitten auf dem Großen Markt verankert werden. Genau da gehört er aber aus Sicht der ISG als Magnet eben hin und nicht an den Rand in Dom-Nähe wie früher. Sind in diesem Jahr die ISG-Frauen für die Deko zuständig, so kommen 2017 wieder die Herren an die Reihe.

Derweil auf dem Großen Markt noch geschraubt wurde, erläuterten die ISG-Vertreter das Weitere. Geschmückt wird die komplette Brückstraße. Goldene und rote Kugeln werden dort in die Straßenbäume gehängt. Einbezogen werden der Leyensplatz und Teile der Dimmerstraße. Adventskränze, die bisher die Blumen in den Töpfen an der Laternen abgelöst hatten, wie es diesmal nicht geben. Sie haben nach zehn Jahren Einsatz ausgedient. Dafür gibt es mehr Kugeln.

Die Feuerprobe steht dem Lichterbaum auf dem Großen Markt beim Adventsmarkt am Wochenende 26./27. Dezember bevor. Es ist die etwas andere Atmosphäre, die den Charme des Budenzaubers am Dom ausmacht. Statt kommerzieller Angebote sind Wesels Vereine am Start, 63 machen diesmal mit. Solche wie die Dompfadfinder, die bereits seit Wochen auf diesen Termin hinarbeiten. Timo Egelwiße (25) beispielsweise nutzt ihn, um Interesse für seinen Stamm zu wecken - zu erklären, dass die Kluft der Pfadfinder keine Uniform ist. Und dass Pfadfinder nicht unentwegt im Wald unterwegs sind, "wir sind ein moderner Jugendtreff", sagt er. Einer, dem es aber an Leitern mangelt - Kinder und Jugendliche fühlen sich bei den Pfadfindern wohl.

Winzige, handgesägte Krippen bieten die Dompfadfinder diesmal an, außerdem "Krippe to go", ein verziertes Kästchen mit dem Jesuskind darin. Die jungen Pfadfinder haben auch Vogelfutter in Kaffeetassen gebastelt, Engel aus den Seiten alter Gesangbücher und mehr. Außerdem im Angebot: Wollsocken von Timos Oma Gisela Egelwiße, die sie das ganze Jahr über gestrickt hat. Waffeln, Chai, Apfelpunsch als Leckereien. "Es wird jeden Morgen frische Weckmänner geben", verspricht Timo. Mutter Silke hat mit ihren Freundinnen Eselkekse gebacken, rund 500 an der Zahl. Alles Handarbeit, mit viel Liebe hergestellt. "Und das ist nur einer von 63 Vereinen", sagt Citymanager Thomas Brocker mit Blick auf die bekannte Vielfalt des Marktes.

Es gibt kaum etwas, das die Vereine vor dem Dom nicht anbieten - weihnachtliche Leckereien, Marmelade, Liköre, aber auch Dekorationen wie Gestecke, Kränze und vieles mehr. In erster Linie geht es den Vereinen darum, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen.

Dank der Sponsoren Volksbank und Landers liegt die Miete für einen Stand mit 70 Euro für zwei Tage vergleichsweise niedrig - es soll den Vereinen möglich sein, mitzumachen und am Ende ein Plus für die Kasse zu verbuchen. "Die nächste Fahrt kommt bestimmt", sagt Pfadfinderin Kerstin Schmitt (52), die zusammen mit Daniela Cuppenbender die Regie in der Küche hat.

Wie in jedem Jahr, gibt es auch diesmal einen Preis für die schönste Hütte zu gewinnen. Und die Vereine sind ehrgeizig, es wird dekoriert, was das Zeug hält. Auf einen Höhepunkt freuen sich viele bereits besonders: Das gemeinsame Weihnachtssingen. Es beginnt am Samstag um 17 Uhr am alten Rathaus, auf dem Programm stehen "O Tannenbaum", "Leise rieselt der Schnee", "Oh du fröhliche" und, klar, "In der Weihnachtsbäckerei." Wer Textunsicherheiten fürchtet, kann bei den Vereinen einen Zettel zur Unterstützung erhalten.

(fws/sz)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort