Wesel/Hamminkeln Der gute Mensch aus Afghanistan

Wesel/Hamminkeln · Sultan Masood Dakik ist Spross des afghanischen Königshauses und hat am Niederrhein seine Heimat gefunden. Er gibt bei Hilfsprojekten für Kinder und Flüchtlinge positive Erfahrungen zurück. Gestern bekam er das Verdienstkreuz.

 Ein bewegender Augenblick: Vize-Landrat Josef Devers (r.) hat Sultan Masood Dakik das Verdienstkreuz am Bande ans Revers geheftet.

Ein bewegender Augenblick: Vize-Landrat Josef Devers (r.) hat Sultan Masood Dakik das Verdienstkreuz am Bande ans Revers geheftet.

Foto: Malz

"Das ist eine sehr große Freude und Ehre für mich." Sultan Masood Dakik reagierte bewegt und überglücklich, als ihm gestern Vize-Landrat Josef Devers die Ordensinsignien überreichte. Dem Hamminkelner, Spross der afghanischen Königsfamilie, dessen Firma ihren Sitz in Wesel am Heuberg hat, wurde im Kreishaus das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland überreicht. Der große Kreis seiner Familie hatte den 47-Jährigen zur Verleihung begleitet. Bürgermeister Holger Schlierf und AVG-Direktorin Dorothée Brauner sprachen Grußworte.

Sultan Masood Dakik, der 1979 aus Kabul vor der russischen Invasion geflohen war, sich am Niederrhein heimisch fühlt und dessen drei Söhne das AVG besuchen, dankte nicht nur für die Auszeichnung, sondern hob auch die staatliche Unterstützung hervor. "Ich habe mein Mutterland verloren, wie die Heimat in Afghanistan genannt wird, und wusste nicht, welch' gutes Vaterland ich gewinnen würde. Heute schlagen zwei Herzen in meiner Brust." Gern dankt er auch seiner Frau Nargis: "Ohne sie hätte ich das alles nicht geschafft."

Ausgezeichnet wurde Sultan Masood Dakik gestern dafür, dass er positive Erfahrungen zurückgab. In Hilfsprojekten des "Vereins für Afghanistan-Förderung", unter anderem für Alphabetisierung und Ausbildung von Frauen, als Unterstützer für zwei große Waisenhäuser in der Hauptstadt Kabul, als Helfer verletzter Kriegskinder, für die der Moslem Unterhalt und Seelsorge organisiert. Dazu hat der Hamminkelner 49 Patenkinder u.a. in Tansania, Uganda, Nigeria und Pakistan, die er finanziell unterstützt und über deren Werdegang er sich gerne bei Besuchen vor Ort informiert.

In Afghanistan griff er helfend erst ein, als die Ära der Fundamentalisten 2011 zu Ende gegangen war. Heute, so sagt er, gehe es voran im Mutterland, die Menschen genössen den Frieden und würden hart an der positiven Entwicklung arbeiten. Im Vaterland, am Niederrhein, unterstützt Sultan Masood Dakik Flüchtlingsfamilien - bei Formalitäten, bei Übersetzungen, bei der Suche nach Unterkunft, bei der Wohnungsausstattung. Es ist ihm ein Bedürfnis, seinerseits zu danken. Etwa Andreas Langenberg, Polizist in der Kreisstadt, und "ein sehr guter Freund und als Helfer immer da". Beruflich ist der gelernte Kaufmann Dakik international unterwegs mit Projekten für Klimaschutz, erneuerbare Energie und Agrar - etwa um die vielseitige Nutzung der Jatropha-Pflanze zu verwirklichen.

"Verliebt" hat sich der gebürtige Afghane in seine neue Heimat, als er einen seiner drei Brüder in Hamminkeln besuchen wollte, der im Ort eine Arztpraxis übernommen hatte. Von Düsseldorf kommend fuhr er durch Drevenack, um auf die lange, baumbestandene Straße Richtung Voshövel abzubiegen. Die Natur, das Grün, die dann gespürte Gastfreundschaft - das ließ ihn nicht mehr los. "Ausländerfeindlichkeit habe ich nie erlebt", sagt er. Was sicher auch mit seiner Umgangsart zu tun hat. Agil, freundlich, wissbegierig, tatkräftig, Nähe schaffend - Sultan Masood Dakiks Herkunft hat dem Flüchtling Möglichkeiten eröffnet, und schnell kommt die Rede auf sein Vorbild: Vater H.E. Dr. Abdul Kaleg. Er hatte als erster Afghane an der Sorbonne in Paris promoviert, war 35 Jahre Botschafter seines Landes bei der UN, später Verkehrsminister und als Prinz des Königshauses ein aufgeklärter Mann, der die Menschenrechte im Blick hatte. "Ich bin stolz, sein Sohn zu sein, und versuche, menschenfreundlich zu handeln wie er", sagt er, der diese Sichtweise wiederum an seine Söhne weitergibt. Auch seine saudische Mutter kommt aus hohem Haus, sie stammt in direkter Linie und in 30. Generation vom Propheten Mohammed ab. Da sprudelt es aus dem Neu-Weseler-Hamminkelner hervor. Doch das ist eine weitere, eine interessante Geschichte ..

(RP)
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