Wesel Der Kanal-Brief kann in die Tonne

Wesel · Der heiß diskutierte "Anhörungsbogen" aus dem Fachbereich Finanzen zum Thema Fehleinleitungen ist gegenstandslos. Nun soll im Dialog nach Lösungen gesucht werden - wenn es überhaupt nötig ist.

 Kämmerer Paul-Georg Fritz muss sich derzeit harsche Kritik zu seinem Vorgehen in Blumenkamp anhören.

Kämmerer Paul-Georg Fritz muss sich derzeit harsche Kritik zu seinem Vorgehen in Blumenkamp anhören.

Foto: Malz Ekkehart

Insgesamt 115 Weseler haben jenen "Anhörungsbogen" zugeschickt bekommen, der seit Tagen in Blumenkamp für Aufruhr sorgt. Sie alle können sich schadlos von dem Papier befreien. Es kann als gegenstandslos betrachtet werden. Dies ist eins der Ergebnisse aus der Besprechung der Fraktionsvorsitzenden gestern Morgen mit der Verwaltung. Wie CDU-Chef Jürgen Linz aus der Runde weiter berichtete, habe nicht nur Bürgermeisterin Ulrike Westkamp, sondern auch Kämmerer Paul-Georg Fritz erklärt, dass die Fragen zur Fehleinleitung von Regenwasser in den Schmutzwasserkanal nicht beantwortet werden müssen. Schon gar nicht jene zu individuellen Nettoeinkünften. Laut Linz habe der Fachbereich Finanzen einen Standardbrief versandt. Aus dem gehe aber - abgesehen vom unsensibel gewählten Zeitpunkt kurz nach den Starkregenschäden mit vollgelaufenen Kellern - nicht hervor, dass der Bürger nicht antworten müsse. Jedenfalls könne dieser das nicht erkennen.

Der laut Linz "katastrophalen Vorgehensweise" des Kämmerers soll nun eine ganz andere folgen. Die Verwaltung soll nun jeden einzelnen Eigentümer ansprechen und mit ihm nach individuellen Lösungen suchen. Wenn dies denn überhaupt nötig ist. Bekanntlich ist das Konglomerat Abwasser, Niederschlag, Kanal und letztendlich auch Regensteuer ein altes Thema. Doch nicht jeder, der heute in Blumenkamp ein Haus besitzt, weiß auch, wie es um die jeweilige Entwässerung bestellt ist.

Viele Gebäude, so der mitbetroffene Friedrich Eifert (FDP), stammen aus den 60er und frühen 70er Jahren. Baugenehmigungen stammen teils also noch vom Altkreis Rees fürs ehemalige Amt Ringenberg, zu dem Blumenkamp bis 1975 gehörte. Entsprechende Akten seien ebenso zu berücksichtigen wie die Tatsache, dass viele Blumenkamper Niederschlag längst auf den eigenen Flächen versickern lassen, wie es zur Entlastung des Kanals gewünscht wird. Neublumenkamper, die vielleicht ein Haus gekauft haben, sind über solche Details nicht immer informiert. "Sich mit den Fakten zu beschäftigen", rät Eifert daher der Verwaltung. Also erst genau zu klären, was wo schon alles unternommen beziehungsweise verändert wurde. Bekanntlich stammt das Gutachten, das wohl jetzt Basis der Aktion war, aus dem Jahr 2008. Eifert fragt sich übrigens weiter, wer denn nun überhaupt der Ansprechpartner für die Bürger sei: die Stadt oder die Stadtwerke.

Rückendeckung bekommt Fritz indes von seinen grünen Parteifreunden. Sprecher Ulrich Gorris nannte die Kritik von Jürgen Linz (CDU) und Ludger Hovest (SPD) "willkürlich". Es gehe ihnen nicht um die Sache, sondern darum, Fritz zu attackieren. Offensichtlich gebe es aber es an verschiedenen Stellen in Wesel Handlungsbedarf. Gorris: "Selbstverständlich macht es Sinn, dass die Verwaltung die Anwohner großer Grundstücke nach versiegelten Flächen und den davon in die Kanalisation abfließenden Niederschlagsmengen fragt."

(RP)
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