Wesel Der Klassiker zu Silvester

Wesel · Silvesterkonzert im Bühnenhaus mit dem Philharmonischen Orchester Tirgu Mures aus Siebenbürgen: Kompositionen der Strauß-Familie dominieren traditionell. Und auch ein Postbote betrat die Bühne.

Das Schönste an den Silvesterkonzerten im Bühnenhaus ist die Gewissheit, dass man sich jedes Jahr wieder darauf freuen kann. Immer am Abend vor dem Jahreswechsel ist Dirigent Franz Lamprecht mit seinen Musikern in Wesel zu Gast und präsentiert dem Publikum ein buntes Potpourri aus beschwingten Walzermelodien, spritzigen Polkas und den schönsten Operetten-Arien. Wenn das Philharmonische Orchester Tirgu Mures aus Siebenbürgen in Wesel auftritt, ist das wie ein Besuch von alten Freunden. Man sieht bekannte Gesichter und kann sich gemütlich zurücklehnen mit der Gewissheit, zwei Stunden lang bestens unterhalten zu werden. Das Programm – das war keine große Überraschung – wurde von Kompositionen der Strauß-Familie dominiert.

Tenor Feith überzeugte

Es ist die Musik der großen Opernbälle, die das Publikum zu Silvester hören will. Mit der Fächer-Polonaise von Carl Michael Ziehrer, die traditionell den berühmten Wiener Opernball eröffnet, begrüßte das Orchester die Zuhörer im nahezu ausverkauften Bühnenhaus. Wie in jedem Jahr war beim Silvesterkonzert wieder ein Gesangssolist dabei. Tenor Erwin Feith schlüpfte in verschiedene Rollen und gab bekannte Operetten-Lieder zum Besten, wie "Ja, das alles auf Ehr" aus "Der Zigeunerbaron", "Liebste, glaub an mich" aus "Schön ist die Welt" und "Zwei Märchenaugen" aus "Die Zirkusprinzessin".

Beim "Wolgalied" aus Lehárs Operette "Der Zarewitsch" plagte ihn als einsamer Soldat am Wolgastrand das Heimweh. Allein von Johann Strauß dem Sohn sind über 470 Kompositionen bekannt, von denen viele jedoch nur selten aufgeführt werden. Die "Fledermaus" ist seine bekannteste Operette. Das Philharmonische Orchester Tirgu Mures spielte daraus die schönsten Melodien, vereint in der Fledermaus-Quadrille. Weit weniger bekannt ist die in Indien angesiedelte Operette "Indigo und die 40 Räuber". Die "Bajadere", eine Tempeltänzerin, kam überraschend flott daher.

Bei der Schnellpolka "Ballsträußchen" oder dem "Ballnachts-Galopp" sah man vor dem inneren Auge die Tanzpaare beim Ball über das Parkett wirbeln. Mit Spannung erwartete das Publikum, welche Späße sich die Musiker diesmal einfalen ließen, denn kleine komische Einlagen gehören zum Silvesterkonzert wie der Sekt in der Pause.Beim "Seufzer-Galopp" stöhnte das ganze Orchester mehrmals laut auf. Bei der "Bauern-Polka" tönten Kuhglocken und Hühnergegacker durch den Saal und bei der "Express-Polka" kam einer der Musiker als Postbote verkleidet auf die Bühne, um dem Dirigenten ein Paket zuzustellen. "Wenn Sie zum Schluss nicht den Radetzky-Marsch spielen, kommen wir nie mehr wieder", verlas Lamprecht aus der Eilmeldung eines "Fans". Natürlich ließ sich das Orchester da nicht zweimal bitten. Tenor Erwin Feith verabschiedete sich mit der Arie "Du bist meine Sonne" aus der Operette "Guiditta" von Franz Lehár und gab mit "Ihr schönen Frauen" noch eine Zugabe.

(RP)
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