Wesel Der Polizei-Käfer, den einfach alle lieben

Wesel · Wo immer der silberfarbene VW-Oldtimer der Kreispolizeibehörde auftaucht, fliegen ihm die Herzen entgegen. Angeschafft wurde er, um dem Einstellungsberatungs-Team die Kontaktaufnahme mit jungen Leuten zu erleichtern.

 Jurist Dr. Sascha Kaiser und Oberkommissarin Andrea Margraf von der Pressestelle der Kreispolizeibehörde sind große Fans des Käfers.

Jurist Dr. Sascha Kaiser und Oberkommissarin Andrea Margraf von der Pressestelle der Kreispolizeibehörde sind große Fans des Käfers.

Foto: Malz, Ekkehart

Wann immer Franz-Josef Kuhmann einen öffentlichkeitswirksamen Außentermin wahrnimmt, legt der Hauptkommissar größten Wert darauf, den Weg zum Termin in einem ganz besonderen Fahrzeug zurückzulegen. Sein Favorit ist der bei der Weseler Wache an der Reeser Landstraße stationierte Polizei-Käfer. Ein Auto, das alle in Entzücken versetzt.

"Wenn ich mit dem unterwegs bin, dann blicke ich nur noch in strahlende Gesichter. Die Leute winken mir zu. Und an roten Ampeln kommt es vor, dass Fahrer beziehungsweise Beifahrer ihre Handykameras zücken und ein Bild machen", sagt Kuhmann, seit Jahrzehnten bekennender Käfer-Fan.

Natürlich hatten Franz-Josef Kuhmanns Eltern auch einen VW-Käfer. So wie viele Millionen Deutsche in den drei Jahrzehnten nach Ende des Zweiten Weltkrieges. Keine Frage, dass Kuhmanns erstes Auto ebenfalls einer von weltweit 21,5 Millionen verkauften "Dauerläufern" war.

Der bislang noch namenlose Weseler Polizei-Käfer wird seit nunmehr vier Jahren vor allem dort eingesetzt, wo es gilt, junge Leute für die Arbeit der Ordnungshüter zu interessieren. Sprich: auf Ausbildungsmärkten und bei Berufetagen im Kreisgebiet sowie bei Terminen im Rahmen des Unfallpräventionsprogramms "Crash-Kurs NRW".

Die Idee, mit einem Auto die Abteilung Einstellungsberatung der Behörde zu unterstützen, hatte vor gut fünf Jahren unter anderem der Jurist Dr. Sascha Kaiser, seines Zeichens Leitender Kreisverwaltungsdirektor. "Wir wussten, dass andere Polizeibehörden in NRW einen Mini oder einen New Beetle nutzen", erinnert er sich. "Wir sind dann auf die Idee gekommen, einfach einen alten Käfer zu nehmen." Die Suche nach einem passenden Exemplar gestaltete sich allerdings nicht so leicht, wie zunächst gedacht. Im Internet gab's zwar einige Angebote, doch die Qualität der Modelle ließ doch sehr zu wünschen übrig. Durch Zufall stieß man auf einen Gebrauchtwagenhändler in Viersen. "Ein Kollege hat sich die Sache vor Ort einmal angeschaut und ein gut erhaltenes und preislich akzeptables Exemplar gefunden", sagt Kaiser. In der Kfz-Werkstatt der Polizei in Münster wurde der Oldtimer "Made in Mexiko" (Erstzulassung: 7. April 1982) auf Herz und Nieren geprüft, aufgearbeitet, silberfarben lackiert und natürlich auch etwas umgebaut. Beispielsweise mussten die technischen Voraussetzungen für Blaulicht und Martinshorn geschaffen werden. Denn natürlich war ein echter Polizei-Käfer nicht aufzutreiben, sondern nur ein von Zivilpersonen gesteuerter Wagen.

Die Suche nach Licht und Horn war ebenfalls eine Herausforderung. Wieder durch Zufall, so erzählt Kaiser, habe man von einem Sammler aus Norddeutschland erfahren, der seine Blaulichtsammlung aufgelöst hat. "Ein Original-VW-Käfer-Blaulicht war jedenfalls nicht zu bekommen. Das Teil, das jetzt unseren Käfer ziert, stammt von einem der ersten VW-Passat-Polizeifahrzeuge", erklärt Sascha Kaiser. Wen interessiert so ein unwichtiges Detail schon. Der Liebe zu dem Auto tut dieser Stilbruch, den nur Puristen bemerken, keinerlei Abbruch. Denn: "Egal, wo man damit auftaucht, das Auto wird liebevoll gestreichelt. Und man kommt sofort mit Leuten ins Gespräch, die von ihren Erfahrungen mit dem Käfer erzählen wollen", sagt Oberkommissarin Andrea Margraf von der Pressestelle der Kreispolizeibehörde. "Der Wagen hat einfach Kultstatus." Und: "Die jungen Leute finden den Wagen niedlich und cool", ergänzt Kuhmann.

Er und seine Kollegen sind stolz darauf, dass keine andere Behörde in NRW über ein ähnliches Fahrzeug verfügt. Nur in Süddeutschland soll es noch den einen oder anderen Original-Polizei-Käfer in Dunkelgrün geben. So einen fuhr damals - die Generation 45 plus wird sich erinnern - "Der Kommissar" (Eric Ode) zu seligen ZDF-Krimizeiten zwischen 1969 und 1976.

Zu sehen ist der Weseler Käfer, der jetzt erstmal in einer Fachwerkstatt durchgecheckt wird, das nächste Mal voraussichtlich am 25. März beim "Crash-Kurs" in der Hamminkelner Realschule. Der wird von Kuhmann geleitet. Klar, dass der schon mal Käfer-Bedarf angemeldet hat.

(RP)
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