Niederrhein Der Weltfotograf aus Moers
Niederrhein · Herbert Peterhofen hat im Einsatz für die Rheinische Post und das Magazin "Stern" Zeitgeschichte festgehalten.
Vom beschaulichen Moers der Fünfzigerjahre ging es für ihn in die weite Welt hinaus. Er dokumentierte historische Ereignisse mit der Kamera und war ganz nah dran, an den Großen seiner Zeit. Über Willy Brandt, Joseph Beuys, Heinrich Böll und Leonard Bernstein kann er sagen, dass sie ihm zugänglich, freundlich und herzlich begegneten. Für den Fotojournalisten Herbert Peterhofen, der in der Reihe "Moerser Stadtgespräche" am Donnerstagabend einen spannenden Einblick in sein bewegtes Leben gab, war Moers das Sprungbrett in eine ereignisreiche berufliche Karriere. Initiiert unter anderem von Hartmut Hohmann, der vielen als SPD-Ratsherr bekannt ist, startete das Format im SCI-Haus, mit mehr als 50 interessierten Besuchern. Der ehemalige Journalist Rainer Zimmermann, zuletzt Chefredakteur bei Radio Duisburg, moderierte das Gespräch und ließ Fotos einblenden.
Peterhofen wurde am 15. Mai 1927 in Oberschlesien geboren. Nach Moers verschlug es ihn zunächst als Fotograf für die Redaktion der Rheinischen Post, die damals ihren Sitz in der Steinstraße hatte. Dass er blieb, hatte sicher auch mit einer zauberhaften Begegnung zu tun: Aus der ersten Etage beobachtete er, wie ein Mädchen in einem weißen Kittel aus dem Frisörsalon Gies ins gegenüberliegende Café ging, um frischen Kaffee für die Kundinnen zu holen. Das war Edda, damals zarte 15, mit der Peterhofen nun seit 58 Jahren verheiratet ist.
Die Teilnahme an einem Fotowettbewerb in den Niederlanden brachte 1961 den beruflichen Durchbruch: Sein Foto von einem Fußballspiel auf der Kampfbahn des GSV Moers wurde als weltbestes Sportfoto des Jahres ausgezeichnet. Es zeigt einen Torwart, der vor Verzweiflung die Hände vors Gesicht schlägt, weil gerade der Ball an ihm vorbei ins Tor geflogen ist. "Eigentlich ein minimalistisches Bild, das ich nur zu den eigentlichen Wettbewerbsbeiträgen dazu gelegt hatte", erzählt Peterhofen. Doch es war wohl das Gespür des Fotografen für das Unspektakuläre, aber dennoch Emotionale und Authentische, was die Jury damals überzeugte. Und einen Redakteur des Magazins "Der Stern" auf den 34-Jährigen aufmerksam machte. Peterhofen wurde festangestellter Fotoredakteur beim "Stern", und zwar der einzige von 20, der nicht von Hamburg, sondern von Moers aus arbeitete. "Die Nähe zur damaligen Bundeshauptstadt Bonn kam der Redaktion gut zupass", berichtet er. Einer seiner ersten Aufträge war die Beerdigung Konrad Adenauers. Danach kamen weitere Bilder, die um die Welt gingen, wie das der Literatur-Nobelpreisträger Alexander Solschenizyn und Heinrich Böll bei einem Spaziergang in der Eifel.
In viele Länder führte Peterhofen sein Job: vom Wunderheiler in Brasilien über Walfänger auf den Azoren bis zur Auffangstelle für türkische Gastarbeiter in Istanbul. Ein skurriles Zeitdokument aus den Siebzigern ist das Bild von den Mitfahrern einer Weltreise mit dem "Rollenden Hotel": Aus den Kojen des Busanhängers schauen die Köpfe wie aus einer Legebatterie heraus. Schönes und Tragisches lagen bei den Reportagen oft nah beieinander, erzählt Peterhofen. So seien bei der Tour auch zwei Teilnehmer verstorben. Beim gefährlichen Auftrag im Vietnamkrieg habe er mitten im Nirgendwo einen Moerser getroffen und ihm mit Geld aus der Bredouille geholfen. Und bei der Flugschau in Ramstein habe er nur durch Zufall Bilder von der schrecklichen Katastrophe machen können, was für den "Stern" natürlich einen Glücksfall und eine mehrseitige Bilderstrecke bedeutet habe.
Den Abschluss des Abends bildete ein Foto aus der Moerser Geschichte, auf dem die letzte Fahrt der Straßenbahn der Linie 12 von Moers nach Krefeld dokumentiert ist. An diesen Moment im November 1963 konnten sich viele der Anwesenden noch erinnern. Die "Moerser Stadtgespräche" sollen in unregelmäßigen Abständen fortgeführt werden.
