Schermbeck Deutschunterricht der besonderen Art

Schermbeck · Schermbecker Gesamtschüler haben sich kreativ mit den Möglichkeiten des sprachlichen Ausdrucks auseinandergesetzt. Die beiden Tage dienten als Vorbereitung auf den Poetry-Slam-Wettbewerb am 30. März 2017.

 Unter Anleitung des freischaffenden Autors Julian Gauda (hinten, 2.v.l.) und der Deutschlehrerin Sandra Rosorius (hinten r.) erarbeiteten die Gesamtschüler Texte als Vorbereitung für den nächsten Poetry-Slam-Wettbewerb im März.

Unter Anleitung des freischaffenden Autors Julian Gauda (hinten, 2.v.l.) und der Deutschlehrerin Sandra Rosorius (hinten r.) erarbeiteten die Gesamtschüler Texte als Vorbereitung für den nächsten Poetry-Slam-Wettbewerb im März.

Foto: Scheffler

Kann man aus den vier völlig unterschiedlichen Begriffen Donald Trump, Rapper Sido, pessimistische Philanthropie und Gummiboot eine zusammenhängende Geschichte bilden, die dazu noch für herzhaftes Gelächter sorgt? Es geht in der Tat. Das erfuhren in dieser Woche neun Gesamtschüler der Jahrgänge zehn bis 13 im Jugendheim "You" der Evangelischen Kirchengemeinde Schermbeck. Dort erlebten sie zwei Tage lang einen Deutschunterricht ganz anderer Art. Unter Anleitung des Dortmunder freischaffenden Autors Julian Gauda, der den letzten Schermbecker Poetry-Slam-Wettbewerb moderiert hat, setzten sie sich kreativ mit den Möglichkeiten des sprachlichen Ausdrucks auseinander.

Die Zusammenarbeit zwischen "You" und Gesamtschule im Bereich des Poetry-Slams hat sich inzwischen bewährt. Nach vorangegangenen Übungsstunden haben die Gesamtschüler in der Osterzeit des Jahres 2014 erstmals an einem Poetry-Slam teilgenommen. Der hat einigen so gut gefallen, dass sie sich - nach 2015 - jetzt gerne wieder meldeten, als Jugendleiter Patrick Bönki zu einem zweitägigen Literatur-Event einlud, dessen Angebot dank der finanziellen Unterstützung durch die Diakonie-Stiftung möglich wurde. "Ich unterstütze das Projekt gerne, weil ich der Meinung bin, dass junge Leute auch lernen sollen, ihre Meinungen, Überzeugungen und Stimmungen anderen Menschen mitzuteilen", so Bönki.

Auch die Deutschlehrerin Sandra Rosorius sieht in dem Bemühen der Schüler, selbst geschriebene Texte innerhalb einer bestimmten Zeit einem Publikum wirkungsvoll vorzutragen, Vorteile. "Das Selbstbewusstsein der Schüler wird gestärkt", ist sie überzeugt und ergänzt: "Die Schüler erleben eine intensive Charakterschärfung, wenn sie ihre eigene Meinung äußern und vor großem Publikum verteidigen müssen." Außerdem werde die Sprachkompetenz gefördert und damit eine zentrale Zielsetzung des Deutschunterrichtes unterstützt.

Julian Gauda hielt sich am ersten Tag nicht lange mit Vorträgen über das Wesen von Poetry-Slams auf. Nach einer kurzen Beschreibung von Techniken, die man benötigt, um zu einer persönlichen Kreativphase zu finden, kam der erste Auftrag an die jungen Autoren. Sie sollten zu Papier und Schreibstift greifen und möglichst schnell den ersten Gedanken notieren und ausformulieren. Die durch ein solches automatisches Schreiben formulierten Texte wurden anschließend vorgelesen, hinterfragt und beurteilt.

In der zweiten Phase ging es darum, von Julian Gauda vorgegebene Themen sprachlich auszuformen. Wo gibt es Ungerechtigkeiten auf der Welt? Was ärgert dich am meisten? Wo läuft irgendetwas falsch? Die schriftlichen Antworten fielen von Frage zu Frage leichter, sicherlich ein Erfolg des Learning by doing. "Es gab supertolle Texte", bewertete Julian Gauda die Arbeiten am ersten Tag. Jeder Schüler habe mindestens einen Text produziert, mit dem er zufrieden sein konnte, weil er auch Anerkennung durch die übrigen Gruppenteilnehmer fand.

Den Gedanken über eher ernste Themen am ersten Tag folgte am zweiten Tag die Produktion von humorvollen Texten. "Es macht Spaß, Texte zu schreiben und sofort eine Rückmeldung zu erhalten", zeigte sich die 19-jährige Q 2-Schülerin Kathrin Pelny zufrieden, nachdem sie die Reaktion auf ihren Text miterlebt hatte, in dem es darum ging, Liebe und Schokolade miteinander in Beziehung zu bringen.

Die Begeisterung fürs freie und kreative Schreiben, die der Q 1-Schüler Til Drescher äußerte, wurde auch von den übrigen Teilnehmern als eine wichtige Erfahrung gekennzeichnet.

In den nächsten Monaten werden die Schüler mit ihrer Lehrerin einmal wöchentlich intensiv für den Poetry-Slam-Wettbewerb trainieren, der am 30. März 2017 ab 18 Uhr im "You" veranstaltet wird. Dort dürfen auch Personen auf die Bühne treten, die jetzt nicht am Workshop teilnahmen.

Jugendleiter Patrick Bönki sieht auch für die Jugendarbeit im "You" Vorteile durch den Wettbewerb: "Junge Menschen entdecken, dass ihnen hier ein breites Freizeitangebot ermöglicht wird im Spannungsfeld zwischen dem Konsumieren von Kultur und der kreativen Auseinandersetzung mit ihr." Das reiche von der Kinderdisco und das Basteln in Gruppen über Musik- und Kreativ-Arbeitsgemeinschaften bis hin zu Konzerten.

(hes)
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