Kreis Wesel Die Brücke liegt am trockenen Ufer

Kreis Wesel · Im Projekt zum Abriss der alten Weseler Rheinbrücke ist die schwierigste Phase geschafft. Ein Schwimmponton hat die wichtigste Hälfte an Land gedrückt, wo sie demontiert wird. Die Berufsschifffahrt musste die Baustelle langsam passieren, wurde aber nicht beeinträchtigt.

 Von der in der Mitte geteilten alten Weseler Rheinbrücke ist die rechtsrheinische Hälfte mit einem Schwimmponton ans Ufer geschoben worden. Die bisher noch nie probierte Methode hat bestens geklappt.

Von der in der Mitte geteilten alten Weseler Rheinbrücke ist die rechtsrheinische Hälfte mit einem Schwimmponton ans Ufer geschoben worden. Die bisher noch nie probierte Methode hat bestens geklappt.

Foto: bosmann

Eine Rheinbrücke bauen zu dürfen, ist schon eine Seltenheit. Komplett abgerissen wurde bislang noch keine. Was stand, fiel Kriegen zum Opfer. Mit dem Rückbau der alten Weseler Rheinbrücke hat der Landesbetrieb Straßen in jeder Beziehung Neuland betreten. Und zwar äußerst erfolgreich. Hunderte Zuschauer nahmen auch am Freitag wieder ihre Logenplätze auf der neuen Brücke ein, um die schwierigste Aktion des gesamten Projekts zu verfolgen: Ein Schwimmponton schob den immer noch knapp 100 Meter langen Rest der rechtsrheinischen Brückenhälfte ans Weseler Ufer. Hier liegt er nun auf einem Gerüst und wartet auf die weitere Demontage.

"Für Landratten ganz gut gemacht"

Franz-Josef Scheuer ist kein Mann, der den Tag vor dem Abend lobt. Aber der Projektleiter von Straßen NRW war schon Freitagnachmittag sehr zufrieden. "Wenn man bedenkt, dass wir Landratten sind, haben wir das, glaube ich, ganz gut gemacht", sagte der Ingenieur aus Aldekerk verschmitzt. Der Abriss ist das anspruchsvollste Vorhaben in seiner 32-jährigen Berufslaufbahn. Vor vier Jahren haben Scheuer und seine Kollegen begonnen, den Verschub der Brücke zu planen. Wichtigste Vorgabe: Die Berufsschifffahrt darf nicht beeinträchtigt werden. Donnerstag und Freitag war für die Schiffsführer an der Baustelle langsame Fahrt angesagt. Mehr aber auch nicht.

Die Schifffahrt wird besonders vom Abriss profitieren. Ein wesentlicher Grund für den Bau der neuen Niederrheinbrücke war, dass ihre Vorgängerin immer mehr zum Hindernis wurde. Im Rheinbogen vor Wesel, wo zudem Kanal- und Hafenausfahrten liegen, stören zwei im Strom stehende Brückenpfeiler die sichere Reise immer größer werdender Frachter und Schubverbände.

Die spektakuläre Aktion mit dem Ponton und seiner Stützkonstruktion für das 600-Tonnen-Bauteil war die Kür. Was folgt, ist noch jede Menge Pflicht. Am Montag geht ein Schwimmkran vor Anker. Mit ihm werden die Träger vom Pfeiler gehoben, die für das Verschieben unter die Brücke gelegt worden waren. Sie werden auf der linken Rheinseite erneut zum Einsatz kommen, wobei die Aussicht auf die dortige Arbeit die Verantwortlichen viel ruhiger schlafen lässt. Am Büdericher Ufer mit Überflutungsgelände ist mehr Platz. Schifffahrt kommt dem Projekt nicht in die Quere. Und als Gerüst fürs Auflegen der linksrheinischen Brückenhälfte wird unter anderem die alte B 58-Auffahrt dienen. Die wird nicht mehr gebraucht und kann ruhig ramponiert werden. 2013 wird dies angepackt.

Dann sind noch die zwei Pfeiler aus dem Fluss zu holen. Wie das genau vonstattengehen soll, weiß Franz-Josef Scheuer noch nicht. Für ihn stand Freitag im Vordergrund, die rechte Brückenhälfte sicher ans trockene Ufer zu bekommen und den Ponton wegzuschaffen. Außerdem galt es, die Baustelle abzusichern. Auf der Suche nach einem besonderen Standort ließen sich viele Hobbyfotografen mal wieder nicht von Flatterband abschrecken. Sie werden wiederkommen. Denn in den nächsten Jahren gibt's noch oft was zu sehen.

(RP/ac)
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