Wesel Die Frauengemeinschaft ist 120 Jahre alt
Wesel · Das sollte gefeiert werden - und zwar zuerst mit einer Messe in St. Martini, danach ging es ins Pfarrheim.
120 Jahre Katholische Frauengemeinschaft (kfd) St. Mariä Himmelfahrt und St. Martini. Dieses Jubiläum feierten die Frauen beider ehemals selbstständiger Gemeinden gemeinsam und mit ihnen viele Gäste aus allen Bezirken der neuen Großgemeinde St. Nikolaus mit einer Messe am Samstag in der Kirche St. Martini. Dicht an dicht saßen viele Frauen und Männer.
Offenbar freudig und dankbar waren sie. "Es ist ein schönes Zeichen des Zusammenwachsens unserer Pfarrei Sankt Nikolaus", sagte Pfarrer Stefan Sühling in seiner Predigt. Am selben Tag im Jahr 1894 - warum weiß niemand - wurden die beiden Frauengruppen als kirchliche Vereine registriert. Sie trafen sich zum Gebet, gegenseitigen Austausch und der Organisation von nötigen Hilfsleistungen im Alltag. Ehrenamtlich selbstverständlich. "Mütterverein" hießen sie zunächst. Den ursprünglichen, selbst gesetzten Aufgaben sind sich die Frauen treu geblieben.
Der Kirchenchor St. Johannes Bislich hatte sich quasi spontan vorgenommen, seinen Gesang in den Gottesdienst einzubringen. Er fügte sich als klangvolle Bereicherung ein. Pastor Sühling ist musikalisch. Bevor es zum gemütlichen Feiern ins Pfarrheim ging, fragte er: "Können wir alle wohl den Segenskanon singen?" Natürlich konnten es alle unter seinem Dirigat, von Kirchenmusikerin Barabara Hochgürtel instrumental begleitet. Danach folgten viele Gottesdienstteilnehmer der Einladung ins Pfarrheim.
Adventlich geschmückte Tische standen bereit. Aus dem Handgelenk entfaltete der Pastor die Geschichte der kfd vom Mütter- und Jungfrauenverein bis zum heutigen großen, politisch wirksamen Verband in Deutschland. Armut in der industriell sich darstellenden Welt ohne die sich erst formierende staatliche Hilfe sei der Anlass jenes Zusammenschlusses gewesen. Pfadfinder, Arbeitervereine, Mütterschulen hätten sich gegründet, Katholiken hätten sich organisiert. Ansporn gab es zum Beispiel von Adolf Kolping. Die soziale Frage stand mahnend im Raum. Ist auch heute präsent. "Als eine halbe Million starker Verband, der in der Politik maßgeblich für die neue Mütterrente gesorgt hat", so Dr. Beatrix Bottermann, ehrenamtliches Mitglied im Diözesanverband Münster.
Änne Heßling, kfd Himmelfahrt, und Eva Möhring, kfd Martini, hielten Rückschau auf viele erfolgreiche Veranstaltungen der vergangenen Jahrzehnte. Nun müsse Freud und Leid im und mit dem Alter und mit Flüchtlingen geteilt werden, sagten sie. Persönliche und familiäre Gespräche nach dem liebevollen, von allen Frauen bestückten Häppchen-Buffet erfüllten den Raum.