Niederrhein Die Kiesindustrie bangt um ihre Zukunft

Niederrhein · Die Sparte verweist auf positive Umfragewerte. Ohne die Genehmigung weiterer Arbeitsflächen drohe aber das Aus am Niederrhein.

 Am Niederrhein werden pro Jahr etwa 30 bis 40 Millionen Tonnen Kies gefördert.

Am Niederrhein werden pro Jahr etwa 30 bis 40 Millionen Tonnen Kies gefördert.

Foto: Malz

Die Sand- und Kiesindustrie am Niederrhein sorgt sich um ihre Zukunft. In den neuen Regionalplänen, die derzeit in Düsseldorf und beim Regionalverband Ruhr (RVR) in Essen erarbeitet werden, seien keine neuen Abbauflächen vorgesehen. Jede abgeschlossene Maßnahme habe damit kein Nachfolgeprojekt, warnten gestern in Xanten die Koordinatoren des Initiativkreises "Zukunft Niederrhein", Christian Strunk und Michael Hüging-Holemans - Geschäftsführer der Hülskens Holding und der Holemansgruppe. Als erste treffe es die Abgrabung Pettenkaul in Wesels Ortsteil Ginderich, die Anfang 2018 geschlossen werde. Betroffen: 25 Mitarbeiter. Die letzte Genehmigung laufe 2030 aus - mit dann eventuell noch vier verbliebenen Beschäftigten, so die Vertreter von 13 mittelständischen Unternehmen der Sparte am Niederrhein.

 Michael Hüging-Holemans (links) und Christian Strunk.

Michael Hüging-Holemans (links) und Christian Strunk.

Foto: Fischer

Von den pro Jahr knapp 250 Millionen Tonnen Sand und Kies, die in Deutschland in Hoch- und Tiefbau sowie im hochwertigen Stoffsegment auch für Solarzellen, Mikrochips und Zahnpasta verbraucht werden, kommen 30 bis 40 Millionen Tonnen aus der Region, rechneten Strunk und Hüging-Holemans vor. Allein im Regierungsbezirk Düsseldorf seien 10.000 Arbeitsplätze direkt oder indirekt von dieser Rohstoffsparte abhängig. Die rechnet besonders angesichts der maroden Verkehrs-Infrastruktur mit einem auf Jahrzehnte gleichbleibenden Sand- und Kiesbedarf - und steht mit dieser Meinung nicht alleine da. 76 Prozent der Niederrheiner in den Kreisen Wesel und Kleve sind nach einer Forsa-Umfrage eben dieser Meinung. 66 Prozent von 1000 Befragten gaben bei einer Zufalls-Telefonumfrage an, dass sie die Rohstoff- und Baustoffindustrie in der Region für sehr wichtig oder wichtig halten.

Es ist die zweite Umfrage, die der Initiativkreis in Auftrag gegeben hatte. 2011 war das Meinungsforschungsinstitut auf dem Höhepunkt der damaligen Diskussion um die Zukunft der Region als "Seenplatte" erstmals mit der Thematik beauftragt worden. Jetzt dienten die Ergebnisse auch wieder als aktuelle Grundlage für weitere Gespräche mit der Politik über die Zukunft der Region, erklärte Xantens ehemaliger Bürgermeister Strunk. Er und Hüging-Holemans verwiesen dabei auf die im Branchenvergleich guten Noten für die Sand- und Kiesindustrie: 46 Prozent vertrauen dem Industriezweig; 66 Prozent heben die große Bedeutung der Branche als Arbeitgeber und Ausbilder hervor und 74 Prozent den (Freizeit-)Mehrwert der Baggerseen.

Dass die Kiesindustrie auch in den Bereichen Umwelt-, Hochwasser-, Grundwasserschutz mitspiele und eine Grundversorgung ohne lange Transportwege sichere, könne sie aber bisher nicht vermitteln, gestanden die Kies-Manager ein: Dass die Branche verantwortungsbewusst gegenüber der Umwelt handelt, glauben nur sieben Prozent.

(RP)
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