Hamminkeln Die Liebe der Loikumer zu ihrer alten Gipskrippe

Hamminkeln · "Sie kommen genau richtig." Die Begrüßung von Pastor Pail aus Loikum an der Tür des Pfarrhauses lässt stutzen. Was kommt jetzt? Der Geistliche eilt ins Wohnzimmer, schnappt sich den Schraubenzieher und macht sich an einem Holzgerüst zu schaffen. So langsam löst sich das Rätsel. Der Geistliche schraubt den Unterbau für seine eigene Krippe zusammen.

 Pfarrer Franz-Josef Pail mag die Krippe von St. Antonius auch wegen ihrer detailfreudigen Figuren so sehr. Sie stammen wohl aus den 1920er Jahren.

Pfarrer Franz-Josef Pail mag die Krippe von St. Antonius auch wegen ihrer detailfreudigen Figuren so sehr. Sie stammen wohl aus den 1920er Jahren.

Foto: Joosten

Apropos Krippe: In Loikum haben sie nämlich in der Gemeinde St. Antonius eine ganz spezielle Krippe, die es so oft nicht zu sehen gibt. Es ist eine Gipskrippe. Und die hat eine tapfere Schar aus dem Dorf aufgebaut. Sechs Quadratmeter mit einem leicht abschüssigen Untergerüst. Drei Tannen mit Kerzen im Hintergrund zur Dekoration. Ein großer Holzstall mit Ochs und Esel auf dem Boden liegend. Die Futterkrippe ist voller Heu. Daneben Maria und Josef, die auf die Geburt ihres Kindes warten. Sie mit einem roten Kleid und einem blauen Umhang gewandet. Josef ist schlichter gekleidet, in erdigen Tönen.

Vor dem Stall haben sie in Loikum einen großzügigen "Vorplatz" gebaut. Natürlich dürfen auch die Hirten nicht fehlen. Drei an der Zahl, der eine mit dem Kind vor sich, der zweite mit einem Dudelsack. Dudelsack? "Ja, der kommt nämlich ursprünglich aus Ägypten", weiß Küsterin Benedikta Büning. Wieder was gelernt - von wegen Schottland.

Natürlich haben die Hirten auch Schafe dabei, sieben an der Zahl. Und vorne rechts ist dann noch ein bunter Globus, der von Kindern getragen wird. Eine Spendendose von Kinder helfen Kindern, dem Kindermissionswerk, die sogar Musik macht, wenn man Münzen einwirft. Zumindest manchmal.

Die Loikumer haben ihre Krippe lieb gewonnen, auch wenn keiner weiß, aus welchem Jahr sie wohl stammt. Franz-Josef Pail schätzt, dass sie aus den 1920er Jahren ist. Klar, die Hauptfigur fehlt noch. Das Jesuskind ist in der Adventszeit auf der Suche nach einer Bleibe und findet sie in Loikum traditionell bei den Kommunionkindern der Gemeinde. Wer den Heiland als Letzter beherbergt, hat bei der Familienandacht morgen um 15.30 Uhr die Aufgabe, Jesus in die Krippe zu legen.

Noch auf ihren Einsatz warten müssen die Heiligen Drei Könige, die in Loikum mit Kamel und Treiber daher kommen. Die warten noch in der Sakristei. Und alle hoffen, dass sie den Transport unbeschadet überstehen. Gips ist empfindlich. Mal hob ein Helfer einen Hirten am Kopf an, doch der Körper blieb zurück. Mal brach, warum auch immer, das Kamel auseinander. Und das Jesuskind hatte auch schon mal eine demolierte Nase.

In vielen dieser Fälle hilft Ingrid Meyer-Magis. "Die hat sehr geschickte Hände", lobt Pastor Pail. Auch die Nacht habe sie im Notfall schon mal durchgearbeitet, damit die Krippe Heiligabend pünktlich in der Kirche stand, wie es sich gehört.

(auf)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort