Wesel Die schönen Seiten von Alt-Wesel

Wesel · Ein Genuss für Jung und Alt: Beim Bauverein sind ab Freitag wieder einmal 75 historische Aufnahmen von Wesel aus dem Stadtarchiv zu sehen. Darunter sind auch einige bislang nicht veröffentlichte Bilder.

 Die Ansichtskarte "Rheinpartie" zeigt (v.l.) die Willibrordi-Kirche und vor ihr den Windmühlenturm im Hafengebiet sowie die Himmelfahrt- und die Mathena-Kirche.

Die Ansichtskarte "Rheinpartie" zeigt (v.l.) die Willibrordi-Kirche und vor ihr den Windmühlenturm im Hafengebiet sowie die Himmelfahrt- und die Mathena-Kirche.

Foto: SAW

Ob aus Freude über das Wiedersehen oder aus Kummer über den Verlust: Älteren Weselern werden wieder einmal Tränen in den Augen stehen, wenn sie sich beim Bauverein nach 2013 bald Teil zwei der Ausstellung "Bilder vom alten Wesel - Schöne Stadt am Niederrhein" ansehen können (siehe Info-Box). Jüngere werden sich gleichfalls die Augen reiben und kaum glauben wollen, dass Wesel einmal so ausgesehen hat. Hier die breiten, paradetauglichen Straßen, dort die verwinkelten Gassen. Hier die großbürgerlichen Prachtbauten, dort winzige Häuschen mit mittelalterlichem Kern. Außerdem Menschen, Technik, Naturgewalten.

 Links lange, rechts kurze Beguinenstraße und in der Mitte Häuser

Links lange, rechts kurze Beguinenstraße und in der Mitte Häuser

Foto: RED

Das Stadtarchiv hat insgesamt 75 Exponate, darunter auch Luftaufnahmen und zwei Karten, zur Verfügung gestellt. Sie stammen teils auch aus der Sammlung Brand sowie von der bekannten Weseler Fotografin Hilde Löhr und ihren niederrheinischen Kollegen. Archivchef Dr. Martin Roelen hat diesmal Holger Lübeck gebeten, die Auswahl zu treffen. Der ist bekannt als Museumsmitarbeiter und hat sich als alteingesessener Weselaner besonders über den Auftrag gefreut.

 Feldstraße 1936 mit "Magis am Markt" (l.) - vorher Leyens & Levenbach

Feldstraße 1936 mit "Magis am Markt" (l.) - vorher Leyens & Levenbach

Foto: NN

Holger Lübeck hat einen interessanten Spagat geschafft. So sind nicht nur die 1945 unwiederbringlich verloren gegangenen Dinge zu sehen, sondern auch heute noch sichtbare Reste: Klassiker wie Dom, Berliner Tor, Wasserturm, Zitadelle oder Eisenbahnbrücke, aber auch die Hansaringschule - diesmal aus der Luft. Selten ist auch die Luftaufnahme des Steinkohlekraftwerks in Obrighoven von 1920. Heute steht da die RWE-Umspannanlage.

Spannende Geschichten erzählen Bilder wie das von der Bäckerei Bernhard Bückmann an der Korbmacherstraße zwischen den beiden Beguinenstraßen. Links geht die lange, rechts die kurze Beguinenstraße ab. Im Ladenschild ist die Hausnummer 408 verewigt, während an der Hauswand bereits gemäß neuer Nummerierung eine 14 prangt. Das heißt für Dr. Roelen, dass die Aufnahme vor dem Ersten Weltkrieg entstanden sein muss. Das Gebäude steht auf der Fläche, die heute als Grünstreifen die Beguinenstraße teilt. Ebenfalls interessant: ein Blick vom verschneiten Großen Markt in die (damalige) Feldstraße Richtung Himmelfahrt-Kirche. Links ist das Textilhaus "Magis am Markt" (heute Volksbank) zu sehen. Das Foto stammt von 1936. Bis 1934 war in dem Komplex das jüdische Kaufhaus Leyens & Levenbach ansässig.

Eine Ausstellung mit Wesel-Bildern ohne Rhein ist keine. Also kommt dem Fluss auch bei der Auswahl von Holger Lübeck eine besondere Rolle zu. Das Hochwasser von 1926 dokumentiert ein Bild, das vom Dom aus aufgenommen worden ist. Es zeigt das gewaltige Haus der Evangelischen Kirchengemeinde in Insellage. Im Februar 1929 stand der Rhein still. Er war zugefroren. Auf einem Trampelpfad geht es im Gänsemarsch auf die andere Seite. Aus der Luft nahmen die Alliierten den Fluss samt Stadt sowie den links- und rechtsrheinischen Stellungen am 19. November 1944 auf. Acht Wochen später kamen sie mit Bomben wieder.

(RP)
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