Interview mit Dolly Buster "Es gibt nichts mehr zu enthüllen"

Wesel · Heute erscheint Dolly Busters neuer Roman "Ohne Maulkorb. Aus dem Tagebuch meines Hundes". Im Interview mit unserer Redaktion spricht die Wahl-Weselerin, die einst Pornodarstellerin war, über Promi-TV-Formate, Computerkenntnisse und darüber, was ihr Hund mit Eisprinzessin Tanja Szewczenko zu tun hat.

 Dolly Buster hat Beagle Lio seit ihrem Ausflug zur TV-Show Promi-Shopping-Queen.

Dolly Buster hat Beagle Lio seit ihrem Ausflug zur TV-Show Promi-Shopping-Queen.

Foto: Randomhouse/Endermann

Ein Samstagnachmittag im Weseler Gewerbegebiet am Schornacker. Schwarzer Marmor, silberne Beschläge an der Decke, knallige Pop-Art an den Wänden und zwei Hunde-Skulpturen, Boxer und Beagle - der großzügige Eingangsbereich zur Firmenzentrale von Dolly Buster lässt den Besucher an die 90er Jahre denken. Während der Besucher sich noch umschaut, fährt eine Nobel-Karosse vor und ein von Kopf bis Fuß goldenes Wesen steigt aus: Dolly Buster.

Goldblondes Haar, hochgeschlossener Pullover, schmale Hose und mörderisch hohe Stilettos. In ihrem neuen Buch, einem Roman über ihren Hund, beschreibt Dolly Buster, die im echten Leben Nora Baumberger heißt, die Begegnung mit sich selbst so: "Und dann steht sie in voller Pracht vor mir: der fleischgewordene Traum aus den drei großen B - Bein, Busen und Blond." Im Gepäck hat sie heute ihren Beagle, der zunächst umherwuselt und dann in den Untiefen der Räumlichkeiten verschwindet. Freundlich und gut gelaunt bittet sie zum Gespräch ins Bistro, wo man auf roten Barhockern Platz nimmt.

 Sie bezeichnet den Hund als Glücksgriff - dabei war das Tier zuvor als Problemhund abgestempelt worden.

Sie bezeichnet den Hund als Glücksgriff - dabei war das Tier zuvor als Problemhund abgestempelt worden.

Foto: Verlag

Wie kamen Sie darauf ein Buch über Ihren Hund zu schreiben?

Dolly Buster Ich habe ja bereits vor einigen Jahren die beiden Krimis "Hard Cut" und "Tiefenschärfe" veröffentlicht. Obwohl sich Bernd Eichinger die Filmrechte sicherte, habe ich dann zu mir selbst gesagt: "Ich werde kein Buch mehr schreiben" und habe es auch wirklich so gemeint. Das ist einfach zu inflationär. Jeder, der in der Lindenstraße mit dem Besen durchs Bild gehuscht ist, hat plötzlich ein Buch herausgebracht. Aber jetzt hatte ich eine - wie ich finde - innovative Idee: Ich schreibe kein Buch über meinen Hund, sondern eine Satire aus der Sicht meines Hundes Lio.

Wie lange ist er schon bei Ihnen, wie ist er zu Ihnen gekommen?

Buster Mein Beagle Lio ist mein Glücksgriff aus dem Promi-Shopping-Queen-Format. Bis zu diesem Dreh war er nämlich der Familienhund von Eiskunstläuferin Tanja Szewczenko und machte wohl einige Probleme. Deswegen habe ich Tanja bequatscht und ihn zu mir genommen. Lio hatte zuvor schon einige Ratgeber-Sendungen durchlaufen und war als Sexprotz und Problemfall abgestempelt worden. Das konnte ich nicht so recht glauben und sollte Recht behalten. Heute ist Lio mein Hund und steht in regem Kontakt mit Tanja, ihrem Mann und ihrer Tochter. Mein Boxer Hook, der im Roman als etwas dümmlich wegkommt, ist leider im Alter von 13 Jahren gestorben, während ich an dem Buch schrieb. Ich habe das aber nicht zum Thema gemacht, weil es ein unterhaltsames Buch werden sollte und ich wusste, dass ich in Talkshows nicht gut über diesen Verlust reden könnte. Er war schon als Welpe bei mir.

Privat engagiert sich Dolly seit Jahren im Tierschutz, vor allem gegen den illegalen Welpen-Handel. Dieses Thema hat sie aber bis auf einen kurzen Exkurs vollständig ausgespart. Man merkt jedoch, dass ihr an den Tieren gelegen ist. Sie hat aber nicht nur ein Herz für Hunde, sondern auch Fachwissen. In Prag, wo sie auch geboren ist, hat sie sich zur Hundeheilpraktikerin weiterbilden lassen.

Wie lange haben Sie an Ihrem Buch gearbeitet? Wie war der Schreibprozess?

Buster Ich habe etwa ein Jahr lang geschrieben, beziehungsweise habe es meinem Co-Autor, Rainer Pototschnig, diktiert. Ich bin, was technische Geräte anbelangt, nicht sehr talentiert. Bevor ich mich mit einem Computer auseinandersetze, war es so leichter.

Dolly Buster präsentiert ihre Kunstwerke
8 Bilder

Dolly Buster präsentiert ihre Kunstwerke

8 Bilder

Welche Episode gefällt Ihnen am besten?

Buster Wenn Lio und ich uns bei dem Dreh kennenlernen. Er sieht eine Kobra und fragt sich, was das ist, und es ist das Tattoo an meinem Bein, ein tolles Ying-und-Yang Motiv aus Bali, das leider nicht besonders gut gestochen wurde. Ansonsten finde ich gelungen, dass der adelige Beagle immer auf der Suche nach einer standesgemäßen Residenz ist, und dann kommt der Sexprotz zu der Ex-Porno-Queen, und eine Queen ist immerhin eine Königin. Vielleicht passt das ganz gut.

Sie rechnen mit diversen Promi-Formaten ab. Wie ist das mit der Tatsache zu vereinbaren, dass Sie häufig Teil dieser Sendungen waren?

Buster Das ist eine Erfahrung, die ich mit der Zeit gemacht habe. Ich empfinde dafür Scham und meine damit nicht meine Teilnahme am Dschungel-Camp. Das ist so skurril, dass es schon wieder gut ist. Ich habe für mich festgestellt, dass ich die Fernsehlandschaft bedenklich finde, und schaue so gut wie nur noch die Öffentlich-Rechtlichen.

So heißt es bereits im Prolog: "Promidinners, Promisafaris, Promiboxen, Promiwasauchimmer - Hauptsache, irgendwie promiskuitiv!" Man schweift etwas ab, redet über Literatur und Kultur und spätestens jetzt wird jedes Vorurteil ad absurdum geführt. Die heute 45-Jährige, die Ende der 80er Jahre ihren späteren Ehemann Dino Baumberger kennenlernte und bei ihm in etwa 30 Pornofilmen mitwirkte, ist weder vulgär, noch prollig - sie ist gebildet und ein angenehmes Gegenüber.

Wie viel Wahres steckt in "Ohne Maulkorb"?

Buster Lio geht zwar mit einigen Fernsehformaten und Prominenten, aber auch mit mir ins Gericht, alles aber in Maßen. Bei einer Satire muss ein gewisser Respekt gewahrt werden, und das zeige ich, indem auch ich mein Fett wegbekomme. Der "Tatsachenroman" enthält wahre Elemente, zum Beispiel aus unserem Alltag in Wesel, aber es ist eine Satire. Vieles ist überhöht dargestellt oder auch fiktiv, halt manipulativ. Was zum Beispiel stimmt, ist, dass Hook ausschließlich aus der Toilette trank. Unsere Klotür im Erdgeschoss stand immer offen, und die Toilette konnte nur mit umweltfreundlichen und sanften Reinigern geputzt werden.

Wer ist Ihre Zielgruppe? Was werden die Dolly-Buster-Fans sagen?

Buster Die werden wohl enttäuscht sein. Es ist kein Enthüllungsbuch, es gibt bei mir auch nichts mehr zu enthüllen. Es ist ein unterhaltsamer Roman, der natürlich auch mich als Halterin der Hunde thematisiert, aber es geht nicht in erster Linie um mich. Deswegen hätte ich "Ohne Maulkorb. Aus dem Tagebuch meines Hundes" lieber unter meinem bürgerlichen Namen, Nora Baumberger, veröffentlicht.

Wenn wir heute einen Steckbrief zu Dolly Buster schreiben wollten, was würden wir bei Beruf eintragen? Ex-Porno-Queen?

Buster Nein, hauptberuflich habe ich meinen Videoversand hier in Wesel und die "BusterPasta"-Restaurants in Frankfurt und Düsseldorf. Das Schreiben ist nicht mein Beruf und auch nicht die Malerei, der ich mich vor einigen Jahren wieder zugewendet habe. Dafür habe ich zwar einige Kurse an der Kunstakademie in Düsseldorf besucht, aber das ist mein Hobby. Wenn ich keine Zeit habe, muss es auch mal eine Weile ruhen.

RP-MITARBEITERIN LEONIE HOHMANN FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(hoh)
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