Wesel Dombauverein arbeitet solide am Erhalt

Wesel · Vortrag über das jüngst komplettierte Brautportal krönt unkomplizierte Jahreshauptversammlung in der groten Kerk.

Am Donnerstagabend erfüllten höchst lebendige, Mut machende Klänge der Orgel den Willibrordi-Dom. Ansgar Schlei spielte so gelöst und eindrücklich wie lange nicht: ein Stück wohl aus norddeutscher Tradition. Keiner hatte im noch raunenden Erwartungsgemurmel die Ansage genau gehört. Spielte gar keine Rolle. Das Ganze saß richtig zum Auftakt der Jahresversammlung des Dombauvereins in der sehr gut besetzten Heresbach-Kapelle. Spontan erhob sich Applaus.

Unter Leitung des Vorsitzenden Karl-Heinz Tieben wurden die Regularien zügig abgehandelt. Selbstverständlich stimmte alles wie in all den 66 Jahren zuvor. Schatzmeister Rudolf Kilch rechnet sogar monatlich alles durch - vermutlich eine einmalige Praxis. Der Verein weiß also immer, was er in seiner Kasse hat. Und die wird alljährlich von einem unabhängigen Wirtschaftsprüfungsunternehmen kontrolliert.

Und das Vertrauen in die leitenden Personen des Dombauvereins stimmt. Also gab es eine einstimmige Entlastung des Vorstands. Hier einige Zahlen. Summe der Einnahmen 2013: 240 000 Euro, zum größten Teil aus der Lotterie "Spiel 77" und zu einem kleineren Teil aus den Erträgen der Dombau-Stiftung; Aufwendungen knapp 260 000 Euro für die nie aufhörende Aufgabe der Erhaltung der großen Stadtkirche. Weil die Arbeiten und deren Finanzierung bei solch einem großen Projekt immer fließend sind, gleicht sich die Differenz im Laufe der Monate aus. "Bei uns ist noch kein Stein herabgefallen", so der Schatzmeister. In diesem und im kommenden Jahr ist unter anderem die Imprägnierung der Sandstein-Elemente mit Evonik-Unterstützung an der Reihe (RP berichtete).

Das Stiftungsvermögen beträgt zurzeit 1,366 Millionen. Im vergangenen Jahr gab es einige Zustiftungen und 17 Neu-Eintritte in den Dombauverein. Das Beste: Ein elfjähriger Junge, der sich für Architektur, überhaupt für Entwicklungslinien der Kunst interessiert, ist Mitglied geworden. Die Alterszusammensetzung des Vereins muss sich natürlich weiter verjüngen.

Dombaumeister Prof. Dr. Wolfgang Deurer berichtete in einem Lichtbildervortrag über "Das Brautportal als Solitär am Dom". In größeren Stadtkirchen wurden einst frisch getraute Paare vom Priester durch das besondere Portal in das Leben hinausgeleitet. Auf der Basis umfassender Forschungen, Respekts vor den Leistungen vergangener Generationen und verantwortungsvoller Annäherung - nicht Imitation! - an die künstlerische Sprache vor 1945, die das Denkmalamt seinerzeit für die Rekonstruktion des Doms verbindlich machte, arbeitet Prof. Deurer. Bekanntlich wurde das 1992 rekonstruierte Kleinod Brautportal unlängst mit den noch fehlenden Wappenschilden von Kleve und Wesel komplettiert. Blidhauerische Meisterwerke von Hans-Christoph Hoppe aus Damm, der in Wesel lernte und heute am Kölner Dom wirkt. Einhellig erging an Deurer die Bitte, seine Abhandlung drucken zu lassen. Das kriege man doch wohl bezahlt.

(hb-)
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